Firma «Profittex» Firma «Profittex»: Illegale Altkleider-Container in Dessau-Roßlau
Dessau/MZ/SB. - 32 sind es in Halle, 20 in Bitterfeld-Wolfen, 10 in Merseburg, 8 in Weißenfels. Und in Dessau? "Ganz genau kann ich das gar nicht sagen. Ich bin noch dabei, mir einen Überblick zu verschaffen", erklärt Dietmar Kornetzky, der Abfallbeauftragte des Dessauer Stadtpflegebetriebes. Windmühlenstraße, Kornhaus, Donaustraße, Rathenaustraße. "Ein gutes Dutzend Container stehen mindestens im Stadtgebiet." Unberechtigt.
Vergabe an Firma in Peine
In Dessau-Roßlau tobt eine erbitterter Kampf um ausrangierte Alt-Textilien. Normalerweise ist das klar geregelt: Die Stadt Dessau hat das Sammeln ausgeschrieben. Den Zuschlag hat die Firma Padula aus Peine erhalten. Doch vor gut einer Woche sind zusätzliche Container aufgetaucht. Gekennzeichnet nur mit einer Telefonnummer.
Recherchiert man diese im Internet, landet man bei der Bochumer Firma Profittex, ein zertifizierter Entsorger, der auf der eigenen Webseite damit wirbt, pro Monat etwa 1 000 Tonnen Kleidung und Schuhe zu sammeln und zu verarbeiten. In Polen.
Die gesetzliche Lage ist seit dem 1. Juni dieses Jahres im neuen Kreislaufwirtschafts- und Abfallgesetzt geregelt. In Paragraf 18 heißt es dort unter dem Titel "Anzeigeverfahren für Sammlungen": "Gemeinnützige Sammlungen und gewerbliche Sammlungen sind spätestens drei Monate vor ihrer beabsichtigten Aufnahme durch ihren Träger der zuständigen Behörde anzuzeigen". Zuständige Behörde ist das Landesverwaltungsamt in Halle, das in Zusammenarbeit mit der betroffenen Kommune eine Genehmigung erteilt oder nicht. Doch ein solcher Antrag für Dessau fehlt.
"Da wir das Altkleidersammeln ausgeschrieben und vergeben haben, halte ich eine solche Genehmigung prinzipiell nicht für erteilbar", sagt Kornetzky. Doch selbst wenn das keine Hürde darstellt: "Das neue Gesetz gilt ab dem 1. Juni. Die vorgegebene Drei-Monats-Frist eingerechnet, dürfte die Sammlung frühestens am 1. September beginnen."
Kornetzky hat reagiert - und die Bochumer Profittex ("Da ist der Name Programm") aufgefordert, "die Container von unserem Betriebsgelände zu entfernen". Die Frist läuft am Mittwoch, 16 Uhr, ab. Reaktionen gab es keine. "Ab Donnerstag früh werden wir die Container wegräumen - und die Kosten dem Unternehmen in Rechnung stellen."
Katz-und-Maus-Spiel in Halle
Ob in Dessau-Roßlau das Wegräumen gelingt, ist offen. In Halle war zuletzt ein Katz-und-Maus-Spiel zu beobachten. Die Firma räumt die Container regelmäßig an neue Orte. "Somit ist es schwierig für uns, deren genauen Standort festzustellen, um einen Abtransport in die Wege zu leiten", räumte ein Stadtsprecher gegenüber mz-web.de ein. Telefonisch war die Firma Profittex für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.
Das Geschäftsgebaren solcher Firmen wie Profittex wird vom Bundesverband Sekundärrohstoffe und Entsorgung kritisch gesehen. In Mitteldeutschland würden seit Mitte Juni mehr als 350 Container illegal aufgestellt - meist direkt neben legalen Containern. "Oft landen dann in den legalen Containern nur noch die Reste, die man nicht mehr verwerten kann", sagte Pressesprecherin Ilona Schäfer. Das sei eine billige Alternative, da vor allem die Entsorgung der nicht verwendbaren Altkleider mit hohen Kosten verbunden sei. Wenn der Sammler nicht identifizierbar oder nur eine Handynummer auf dem Sammelbehälter angegeben ist, sei Vorsicht geboten.