Firma i:Tecs aus Dessau Firma i:Tecs aus Dessau: Hier hat Chartstürmer Wincent Weiss seine Tour vorbereitet

Dessau - Man munkelte schon, Wincent Weiss habe in Dessau die Liebe gefunden. Derart oft war der deutsche Pop-Sänger in den vergangenen 14 Monaten in der Bauhausstadt anzutreffen. Und in gewisser Weise stimmt das sogar - nur eben nicht in romantischer Hinsicht. Vielmehr ist zwischen dem Echo-Preisträger, dem Lichttechniker Tino Weinhardt und der Dessauer Firma i:Tecs eine Liebe professioneller Natur gewachsen.
Seit 2001 stattet i:tecs Unternehmen mit digitalen Entertainment-Technologien aus und übernimmt als zweite Säule die technische Ausrichtung und Planung von Veranstaltungen. „Wir sind ein Event-Vollspartenunternehmen“, erklärt Geschäftsführer Carsten Schneeweiss. Mit derzeit 45 Mitarbeitern mache die Firma mit Sitz am Dessauer Gänsewall einen Umsatz von fünf Millionen Euro im Jahr.
i:Tecs hat sich dabei nicht nur in einer Zukunftsbranche etabliert, sondern besitzt bei einem Durchschnittsalter von rund 35 Jahren auch ein für die Region sehr junges Team von IT-Spezialisten und Veranstaltungstechnikern. Kunden sind teils Großkonzerne wie Edeka und McDonald’s. Hinzu kommen nun noch Chartstürmer wie Wincent Weiss.
Bühnenkonstruktion, Videowände, Licht- und Tontechnik sowie die benötigte Logistik
„Wir sind seit zwei Jahren auch im Tour-Geschäft aktiv“, so Schneeweiss. Bühnenkonstruktion, Videowände, Licht- und Tontechnik sowie die benötigte Logistik - all das gehöre zum Portfolio. „Rund eine Million Euro haben wir in den letzten drei Jahren in diesen Bereich investiert.“ Neueste Errungenschaft ist eine Probehalle in Dessau, in der Musiker unter reellen Bedingungen auf einer zwölf mal 17 Meter großen Bühne für ihre Live-Auftritte proben können. „Hängepunkte sorgen dafür, dass Licht und Ton dort hängen können, wo sie auf Tour auch positioniert werden“, erklärt Tino Weinhardt.
Von der Kühnauer Straße nicht sofort einsehbar, steht die Halle mitten auf dem weitläufigen Areal der ehemaligen Junkerswerke. Unter dem Namen „Hangar“ wurden in der ehemaligen Produktionshalle über Jahre Konzerte und Partys veranstaltet. In den vergangenen zehn Jahren stand das Gebäude leer.
Der Lichttechniker Tino Weinhardt begleitet Wincent Weiss schon seit 2016
Den Dornröschenschlaf beendet im Februar 2018 ein Anruf von Wincent Weiss. „Er hat mich gefragt, ob er in Dessau für die anstehende Festival-Tour proben könne“, erinnert sich Weinhardt. Der Lichttechniker begleitet den Sänger schon seit 2016. Damals spielte Weiss noch in kleinen Clubs. Für Proben in Dessau kam der Hangar ins Gespräch. „Es hieß, dort sei alles noch in Schuss, man müsse sich nur die Schlüssel besorgen.“ Weinhardt sagt dem Popstar zu.
Als der Techniker die Halle erstmals betritt, folgt der Schock: „Ich bin rein und hab direkt auf den Flugplatz wieder raus geschaut - es fehlte die halbe Wand“, so Weinhardt. Er habe kniehoch im Laub gestanden und beim Aufdrehen der Leitungen sei das Wasser hinter den Wänden hervorgespritzt. Noch dazu hätten sich Unmengen an Vögeln im Gebäude eingenistet.
„Noch heute müssen wir die Türen geschlossen halten, weil immer noch Vögel hier hinein drängen.“ i:Tecs schafft es mit vereinten Kräften, die Halle rechtzeitig binnen 14 Tagen so herzurichten, dass die Proben stattfinden können. Und: Man habe das Haus seiner Urbestimmung zurückgeführt, sagt Weinhardt nicht ohne Stolz: „Im April 2018 hat Wincent im Hangar ein kleines Club-Konzert gespielt.“
Rund 100.000 Euro hat i:Tecs nach eigenen Angaben in die Dessauer Halle investiert
Nach diesem Erfolg, sei es ein logischer Schritt gewesen, das Unternehmen in dieser Richtung auszubauen, erklärt Carsten Schneeweiss. Rund 100.000 Euro habe i:Tecs seither in die Halle investiert, unter anderem um die Akustik zu verbessern. Und die Renovierung wird weiter gehen.
Neben Proben sollen in der Halle auch Firmen-Events ausgerichtet werden. Bereits im September habe sich mit Coda Audio ein namhafter Lautsprecherhersteller aus Hannover eingemietet, so Schneeweiss. Zudem dient ein Drittel der Halle i:Tecs als Technik-Lager. Im Obergeschoss könnten perspektivisch Künstlerunterkünfte entstehen. Nur eines schließt der Geschäftsführer aus: Für öffentliche Events und Konzerte wird die Halle nicht zur Verfügung stehen. Wegen hoher Auflagen, die zu erfüllen wären, rechne sich dies nicht.
Auch für seine anstehende Festivaltour hat Wincent Weiss im April und Mai wieder in Dessau geprobt. Im 3D-Studio, das es im Hangar ebenfalls gibt, hat Tino Weinhardt das Bühnenbild entwickelt - am neuen Lichtpult, das das größte und modernste im Umkreis von 100 Kilometern sei. Kostenpunkt: 56.000 Euro.
„Im 3D-Studio konnten wir die Bühnenbilder entwickeln und bereits im Vorfeld Visualisierungen erstellen“
Es bietet Möglichkeiten, die auch Wincent Weiss begeistert haben: „Im 3D-Studio konnten wir die Bühnenbilder entwickeln und bereits im Vorfeld Visualisierungen erstellen. Somit konnte ich schon frühzeitig sehen, wie das neue Bühnensetup mit den Licht- und Videoeffekten aussehen wird. Ich komme auf jeden Fall gern wieder nach Dessau“, lässt sich der Musiker durch Weinhardt zitieren.
Dass prominente Musiker in die Muldestadt kommen, könnte durchaus zur Regel werden. Laut Weinhardt werden noch in diesem Jahr zwei bis drei weitere „namhafte“ Künstler in der Kühnauer Straße proben. Wann genau und um wen es sich handle, werde aber nicht verraten. (mz)

