Filmprojekt "Siebenpunkt" Filmprojekt in Dessau: Tragisches Ende einer Nacht

Dessau - Etwas Filmluft schnuppern und hinter die Kulissen eines Filmsets schauen? Das ist ab Mitte Juni möglich. Studenten der Filmuniversität „Konrad Wolf“ in Potsdam drehen dann für rund zwei Wochen in Dessau und Umgebung ihren Abschlussfilm.
30-minütiger Film entsteht in Kooperation mit dem MDR
„Wir sind noch immer auf der Suche nach Komparsinnen und Komparsen, die unter anderem das Publikum einer Dorfdisko darstellen“, erzählt Jonas Ludwig Walter, der Regisseur des Films. „Siebenpunkt“ nennt sich der 30-minütige Streifen, den die Potsdamer Filmstudenten in Kooperation mit dem MDR drehen. Ab dem nächsten Winter wird er auf verschiedenen Filmfestivals gezeigt und im Sommer 2018 im MDR und im Ersten ausgestrahlt.
„Siebenpunkt“ ist eine fiktive Geschichte über eine zehnte Klasse, die teils bunt kostümiert, in der Dorfdisko das Ende ihrer Schulzeit feiert.
Die Nacht nimmt langsam an Fahrt auf und rast einem unglücklichen Ende entgegen. Am nächsten Morgen treibt ihr Mitschüler Rick tot in einem See. Von Klassenkameraden wurde er totgeprügelt. Warum? „Vielleicht weil er mit seinem schrägen Humor und seinem Marienkäfer-Kostüm mit den sieben Punkten provozierte“, erklärt Walter im Telefongespräch mit der Mitteldeutschen Zeitung. Das Drehbuch zu „Siebenpunkt“ hat der 32-jährige Potsdamer Fotograf und Regie-Student geschrieben. „Diese fiktive Geschichte hat sehr reale Bezüge“, sagt Walter.
Realer Fall aus der Uckermark inspiriert zu dem Film
Es ist der Fall des Marinus Schöberl aus Plotzow in der Uckermark, der ihn zum Film inspirierte. Im Sommer 2002 wurde der 16-Jährige von einem flüchtigen Bekannten und dessen zwei Komplizen in einer Nacht grausam zu Tode gequält. Aus einem lockeren Trinkgelage wurde tödlicher Ernst. Mit seinen blond gefärbten Haaren und seinen weiten Hosen passte er den Tätern, mit ihrer rechten Gesinnung, die ein Jahr später zu teils langen Haftstrafen verurteilt wurden, nicht in ihr Weltbild.
Vermeintlich harmslose Situationen werden in dem Film beleuchtet
„Eigentlich ist Rick in seinem Marienkäfer-Kostüm ein ganz cleverer Typ, also kein typischer Außenseiter. Er kann nur manchmal ganz schön nerven“, sagt der Regisseur. Mit seinem Film will er auch ausleuchten, wie aus harmlosen Situationen bedrohliche werden und wie Andersartigkeit zur tödlichen Falle werden kann.
Dass die Potsdamer Filmstudenten diesen Stoff in Dessau und im Wörlitzer Winkel umsetzen, ist nicht ganz zufällig. Nicht dass Walter, der junge Potsdamer und sein Filmteam, Dessau als besonders intolerant und deshalb besonders geeignet empfinden. „Ich komme immer wieder gerne hierher. Die Stadt und ihre Landschaft sind einfach anziehend“, stellt Walter fest. Weil der Film vom MDR gefördert wird, muss er auch im Sendegebiet gedreht werden.Ge
Gedreht wird an der Adria und in Rehsen
„Da fiel mir aus alter Vertrautheit dann sofort Dessau ein“, erinnert sich der Regisseur. Der See im Film, mit der Leiche von Rick, der vom Jungschauspieler Matti Schmidt-Schaller gespielt wird, befindet sich im Strandbad Adria, die Dorfdisko in Rehsen. Jugendliche vom Dessauer Theaterjugendclub sind als Komparsen und Nebendarsteller schon fest eingeplant. Andere Interessierte können es ihnen gleichtun.
Komparsen aus Dessau werden noch gesucht
››Interessierte Komparsen im Alter von 15 bis 25 Jahren schreiben eine Mail an die Regieassistentin von „Siebenpunkt“ [email protected]. Gedreht wird in der Zeit vom 14. Juni bis zum 2. Juli. (mz)