Feuerwehrjubiläum Feuerwehrjubiläum: Geburtstagsfeier im Juni
Mühlstedt/MZ. - "Gestern Abend fand im Gasthaus zu Mühlstedt die konstituierende Versammlung der freiwilligen Feuerwehr statt"; schrieb der Anhaltische Staatsanzeiger und meinte am Dienstag vor 100 Jahren. Am 12. Februar 1913 habe der Vorsitzende des Anhaltischen Feuerwehrverbandes, Regierungsassessor Dr. Pitschke, die Kameraden per Handschlag verpflichtet und ein dreifaches Hoch auf den Protektor der Wehr, Seine Hoheit den Herzog, ausgebracht.
Ruhiger Geburtstag
Der runde Geburtstag wird in Mühlstedt eher ruhig verlaufen. Am Freitag, zur Jahreshauptversammlung wird ein Schwein gebraten und angestoßen. Richtig gefeiert wird im Sommer, zwei Tage mit dem ganzen Dorf, am 22. und 23. Juni. Auch diese Vorgehensweise hat, vielleicht ein wenig anders motiviert, Tradition.
Just am Abend der Gründung der Wehr, weiß Ortsbürgermeister Dietmar Böhme zu berichten, sei der Stammhalter der Wirtsleute geboren worden. Die Wehrnovizen hätten das Neugeborene mit einem mehrmaligen "Gut Schlauch" begrüßt, was zur Folge gehabt habe, dass die Frauen daheim vergebens warteten und weniger fröhlich gewesen seien. Im Sommer 1913 habe man die Gründung noch einmal gefeiert, mit einem Kinderfest und mit den Frauen, ein versöhnliches Vergnügen. Und nun wird nach 100 Jahren auch die Feuerwehr in Mühlstedt die erste aktive Feuerwehrfrau bekommen. Im März beginnt Ramona Kreiseler mit der Grundausbildung.
Ein Kassenbericht verzeichnete die Ausgaben des Feuerwehrballs zum 15. Jubiläum im Jahr 1928. Die Musik kostete damals 27 Mark, die Saalmiete 6 Mark und 40 Pfennige. Zudem waren 16 Mark Tanz- und Lustbarkeitssteuer abzuführen, nicht wenig bei einem Jahresbeitrag eines aktiven Feuerwehrmannes von 1 Mark. Heute geht es dennoch um andere Beträge und um den Erhalt der Eigenständigkeit. Aber vor allem wolle man nun feiern. "Es sollen nicht die letzten 100 Jahre gewesen sein", sagt Volker Müller, ein Wunsch der feste Traditionen hat, im kleinen Dorf im hohen Norden der Stadt Dessau-Roßlau.
Anträge wurden auch schon im Gründungsjahr gestellt. Damals ging es um die Anschaffung einer Sturmlaterne zur Spritze, einem Rück zum Aufbewahren der Schläuche und von "Blusen für die Kameraden", sowie um das Gehalt des Spritzenmeisters, protokollarisch verzeichnet am 2. Dezember 1913.
Amtswehren für Anhalt
Im September 1936 wurden die Feuerwehren zu Amtswehren umgebildet. Im Amtsblatt für Anhalt vom 8. Januar 1937 war folgender Eintrag zu lesen: "Im Vereinsregister ist heute unter Nr. 31 die Freiwillige Feuerwehr des Ortspolizeibezirks Mühlstedt mit dem Sitz in Mühlstedt eingetragen worden." Die Löschung dieser Eintragung erfolgte schon Anfang des Jahres 1940. Laut Dienstprotokoll mussten 16 Kameraden der Wehr in den Krieg. Viele von ihnen kehrten nicht zurück.
Erster Wehrleiter nach dem Krieg wurde Rudolf Warthmann. Hermann Böhme, Erich Baake, Manfred Wendtisch, Werner Böttge und André Freitag, Wehrleiter heute, folgten. 1950 wurde die erste Motorspritze angeschafft. Das alte Spritzenhaus lag gleich neben dem Friedhof. 1974 wurde ein neues Gerätehaus im ehemaligen Backhaus bezogen, Garage der ersten Feuerwehr, ein Garant, der die Technik zog. Ein Jahr später wurde auf dem Dach des Rates der Gemeinde eine Sirene installiert, 1981 ein neues altes Löschfahrzeug übernommen, ein Garant K26, der 1992 von einem LF8 abgelöst wurde. Für den Ello musste der Fußboden im Gerätehaus tiefergelegt wurden. Seit 2008 parkt dort ein Mercedes Atego, ein LF 10 / 6.
Verheerende Brände
In die 60er Jahre fielen zwei verheerende Brände. 1963 brannte der Kuhstall, ein Schwelbrand, 100 Kühe erstickten und 1967 brannte die Scheune vom Grundstück Leps. Bilder werden über den Tisch geschoben. Nein, der Ello habe immer seinen Einsatzort erreicht, nur den Heimweg habe er nicht immer geschafft. Auf einem Foto zieht ein Traktor die Feuerwehr. Als es in Mühlstedt noch keine Sirene gab, wurde die Tremolofanfare geblasen. Der Melder fuhr mits Rad durchs Dorf. Kein müheloses Amt. Denn das Mundstück habe empfindlich schmerzend, so Böhme, gegen die Zähne geschlagen. Die Dorfstraße war eine Feldsteinstraße, damals.