Fünf Prozent Zuschuss pro Kind Familien mit Kindern bekommen Bonus beim Grundstückskauf in Dessau - Programm wird verlängert
Wer Kinder hat und ein städtisches Baugrundstück kauft, bekommt Geld von der Stadt. Die Nachfrage war bislang verhalten, dennoch wird das Programm verlängert.

Dessau-Roßlau/MZ - Für viele ist es der Lebenstraum schlechthin: ein eigenes Haus mit Garten, in dem die Kinder spielen und aufwachsen können, in dem man nie wieder Miete zahlen oder Rücksicht auf Nachbarn im selben Mehrfamilienhaus nehmen muss. Die Stadt Dessau-Roßlau fördert junge Familien, die sich ein städtisches Grundstück kaufen und darauf ein Haus bauen, seit 2019 finanziell. Für jedes minderjährige Kind in der Familie gibt es einen Bonus, der vom Kaufpreis abgezogen wird. Die Stadt will so dem demografischen Wandel, also der Überalterung, entgegenwirken.
Jedes Kind spart Geld
Ende dieses Jahres läuft das Programm aus. Doch alles sieht danach aus, dass die Förderung um ein weiteres Jahr verlängert wird - mit einer entscheidenden Änderung: einer Einkommensobergrenze, ab der keine Förderung mehr möglich ist.
Der Wirtschafts- und Finanzausschuss stimmte am Mittwochabend einstimmig für die Verlängerung des „Baubonus“-Programms. An der Förderhöhe hat sich dabei nichts geändert. Kauft eine Familie mit mindestens einem Kind unter 18 Jahren ein städtisches - also kein privates - Grundstück, erhält sie fünf Prozent der reinen Kaufsumme zurück. Mit jedem weiteren Kind erhöht sich der Bonus um weitere fünf Prozent. Die Bonussumme ist allerdings auf 7.500 Euro begrenzt.
Nutzen Familien das Angebot, müssen sie ihren Hauptwohnsitz innerhalb von drei Monaten nach Dessau-Roßlau verlegen beziehungsweise ihn zehn Jahre lang dort beibehalten. Ansonsten fordert die Stadt einen Teil des Gelder zurück. Berechtigt sind sowohl Ehepaare als auch Lebensgemeinschaften und volljährige Alleinerziehende.
Höchtgrenze von 90.000 Euro Einkommen
Neu ist im Jahr 2023 - sollte der Stadtrat im Dezember der Verlängerung des Programms zustimmen - dass die Eltern nicht mehr als 90.000 Euro im Jahr verdienen. Diese Obergrenze kann ab dem zweiten Kind um 15.000 Euro je Kind erhöht werden.
„Wir werden das Programm ab dem Jahr 2023 evaluieren“, kündigte Oberbürgermeister Robert Reck (parteilos) am Mittwoch an. Eines der wichtigsten Kriterien, nämlich, dass es sich um ein städtisches Grundstück handeln muss, hatte in der Vergangenheit immer wieder zu abgelehnten Anträgen geführt. So wurden seit 2019 zwar 12 Anträge für die Förderung gestellt, aber nur in drei Fällen wurden sie auch bewilligt. Anfragen nach dem Baubonus gab es sogar 29.
In den meisten Fällen wurden die Anträge nicht bewilligt, weil die Interessenten private Flächen kaufen wollten, die nicht förderfähig sind. Besonders oft waren Areale in der Lobenbreite im Blick der Käufer. Das Problem: Die Stadt hat gar nicht so viele Flächen, die sie verkauft. Reck musste am Mittwoch zugeben, dass die Stadt „nicht besonders viele“ Grundstücke besitze, die sie Häuslebauern anbieten könne. „Die Nachfrage ist daher begrenzt“, so Reck. „Wir sollten uns darüber unterhalten, wie wir das Instrument weiter entwickeln können.“
Stadträte finden Bonus gut
Hans Tschammer (SPD), der wie die anderen Stadträte am Mittwoch für die Verlängerung stimmte, verspricht sich vom Programm dennoch Vorteile für Dessau-Roßlau. „Die Stadt hat etwa am Leipziger Tor Grundstücke. Es ist gewünscht, dass dort junge Familien hinziehen“, sagte er. Das Programm solle dazu führen, dass mehr von ihnen hierbleiben. Leider sehe man seit einiger Zeit, dass junge Familien, etwa Angestellte bei der IDT Biologika sich eher im Speckgürtel Halles und Leipzigs niederließen.
Auch Guido Fackiner (Bunte Fraktion) hält das Programm grundsätzlich für eine gute Idee, die aber besser beworben werden müsse. „Das Programm hat in den vergangenen Jahren nicht gut funktioniert, das ist richtig“, sagte er. „Das Ziel bleibt aber dasselbe. Ich weiß nicht, wie bekannt das Programm ist, man muss sicher an der Wirksamkeit arbeiten.“ Dabei setzt er auch auf den Elan der vier neuen Beigeordneten, die im neuen Jahr ihren Dienst beginnen. Sie könnten einen Neustart markieren.
Am Geld jedenfalls soll der Zuzug junger Familien nicht scheitern. Zunächst sind 25.500 Euro für die Förderung im Haushalt eingestellt - eine vergleichsweise geringe Summe. „Sollte das Interesse da sein, kann man aber im Jahr etwas zuschießen, daran soll es nicht scheitern“, sagte Fackiner.