Falsche Vorstellungen richtig stellen
Dessau/MZ. - Und doch vorstellbar. Das Umweltbundesamt jedenfalls hätte mit männlichen Sekretären kein Problem. Im Gegenteil. Deshalb bietet die Behörde zum diesjährigen Girls Day fünf Plätze für Jungen im Chefsekretariat an.
In Sachsen-Anhalt steht der Girls Day am 26. April unter einem geänderten Motto. Das Kultusministerium wandelte ihn zum Zukunftstag für Jungen und Mädchen. Ein Tag also, an dem alle Schüler ab der 8. Klasse Unternehmen kennen lernen können. Im Umweltbundesamt haben sich übrigens bereits vier Jungen für den Schnuppertag im Chefsekretariat angemeldet. 29 Unternehmen und Organisationen haben sich im Internet als Teilnehmer des Girls Day registrieren lassen. 360 Plätze stellen sie zur Verfügung.
"Das ist wesentlich mehr als im vorigen Jahr", freut sich Sabine Falkensteiner, Gleichstellungsbeauftragte der Stadt und Hauptorganisatorin des Girls Day in Dessau. Etliche der Unternehmen sind langjährige Partner, andere wie das Umweltbundesamt, das Autohaus Heise, das Büro für Siedlungserneuerung, die Tischlerei LK-Service oder die Wohnungsgenossenschaft Dessau das erste Mal dabei. "Die Schüler können bei uns einem Hauswart über die Schulter schauen", stellt Siegrun Oppermann das Angebot des Vermieters vor. Wohnungsübergabe, Wohnungsabnahme, Reparaturen, Mieterstreitigkeiten - all das gehöre zum Alltag eines Hauswartes. "Ich denke, es wird ein spannender und abwechslungsreicher Tag für die Schüler, wie der Beruf des Hauswartes auch ist." Das Interesse an Naturwissenschaften soll beim Besuch des Impfstoffwerkes Dessau-Tornau geweckt werden. Wie Constanze Spangenberg informiert, lernen die Schüler dort die Impfstoffproduktion kennen und können auch "selbst mit Hand anlegen."
Anliegen des Girls Day ist es, Mädchen für nicht typische Frauenberufe zu interessieren. Denn noch immer wählen Schülerinnen aus lediglich zehn von 360 möglichen Berufen den ihrigen aus und entscheiden sich dabei für Bürokauffrau, Kauffrau im Einzelhandel, Arzthelferin, Friseurin, Zahnmedizinische Fachangestellte, Verkäuferin, Hotelfachfrau. Dies sind außerdem Berufe mit geringem Einkommen und geringen Aufstiegschancen. Auch bei der Studienauswahl bleiben die Mädchen mit Erziehungswissenschaften, Germanistik oder Literatur- und Sprachwissenschaften "traditionell".
Oftmals haben junge Leute auch falsche Vorstellungen von ihren Traumberufen. Das bestätigt Monika Klars von der Firma macam media. "Wir wollen zeigen, wie die Realität aussieht", beschreibt sie das Angebot ihrer Firma. Denn insbesondere im Bereich Design hätten die Mädchen völlig falsche Vorstellungen. "Aber auch bei uns gibt es Routinearbeiten am PC und Reglements, an die wir uns halten müssen." Mit Vorurteilen haben die Mitarbeiter der Justizvollzugsanstalt zu kämpfen. "Der Beruf ist verschrien als Aufseher", weiß Susann Rogau, "das wollen wir aufklären und die Berufe bei uns vorstellen." Einige freie Plätze sind für diese Veranstaltung noch zu haben.
Großen Zuspruch vermeldet die Hochschule Anhalt. Neben etlichen Jungs haben sich hier auch schon einige Schulklassen angemeldet. Einblicke erhalten die Schüler in die Bereiche Architektur, Geoinformation und insbesondere in das Vermessungswesen. Weitere Anbieter sind u. a. Landesamt für Verbraucherschutz, Kehr Holdermann GmbH, Fahrzeugtechnik Desssau AG, S+B Service und Büro GmbH, AD Steel Forge GmbH, Hodam-Produktion, Anhaltisches Theater, Paracelsus-Apotheke, Tierheim.
Informationen zum Girls Day im Internet unter dem Link oder bei Sabine Falkensteiner, Telefon 2 04 16 01. Die Angebotslisten gibt es auch in jeder Schule.