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Faible für «Golf des Ostens»

Von Claus Blumstengel 28.04.2006, 18:15

Dessau/MZ. - "Ich mache alle meine Fahrten damit, er hat mich vor kurzem sogar ohne Probleme bis nach Bad Kissingen gebracht", sagt der junge Mann, der gerade einem zweiten Trabi wieder zu altem Glanz verhilft.

Stephan Olberg ist mit seinem Trabant-Faible in Dessau nicht allein. Jeden Sonntag ab 19 Uhr trifft er sich mit zehn weiteren Freunden des unverwüstlichen Gefährtes im Brauhaus "Zum Alten Dessauer". Die Mitglieder des eingetragenen Vereins Trabi-Club Dessau, zwischen 20 und 65 Jahre alt, fachsimpeln hier nicht nur. Wer Ersatzteile braucht, einen Austauschmotor etwa, oder gar einen Trabant kaufen will, ist einfach auf die vielfältigen Beziehungen angewiesen, die der Club in den letzten Jahren zu Trabi-Fans in ganz Deutschland geknüpft hat. Doch zurzeit bewegt etwas anderes die Gemüter der Dessauer Trabifreunde viel mehr: Sie bereiten ihr viertes Trabant- und IFA-Treffen vor, das vom 7. bis 9. Juli in Reppichau im Landkreis Köthen stattfindet. "Wir rechnen mit 100 Fahrzeugen aus der gesamten Bundesrepublik", kündigt der stellvertretende Vereinsvorsitzende Aicke Bittner an. Es gibt Auszeichnungen für die schönsten Fahrzeuge sowie für Originaltreue, außerdem eine Olympiade, bei der zum Beispiel Autoteile nach der Reihenfolge des Einbaus sortiert werden müssen. Den Abschluss bildet eine Orientierungsfahrt.

"Wir finden es schade, dass das Treffen nicht in Dessau stattfindet", bedauert Bittner. Doch hier sei man mit dem Vorhaben nicht so recht auf Gegenliebe gestoßen, während die Trabifreunde bei Erich Reichert, dem Bürgermeister von Reppichau, quasi offene Türen einrannten. "Er tut alles, um seinen Ort mit dem Repgow-Museum bekannt zu machen", schätzt Bittner ein. Bittner selbst wird mit seinem Trabant-Cabriolet in Porsche-Maritimblau mit Breitreifen und zwei Auspuffrohren für einen Blickfang auf dem Treffen sorgen. Auch sein 500er Trabi ist zu bestaunen.

Was macht eigentlich die Faszination an diesen 26 Pferdestärken unter der Kunststoffhülle aus? Warum wurden viele Narren beim vorigen Karnevalsumzug magisch angezogen, als der Trabi-Club vorüberfuhr? (Manche sollen sogar von Nostalgie getrieben am Auspuff geschnüffelt haben.) "Das Fahren mit diesem einfachen Fahrzeug macht Spaß, und man kann fast alles selbst reparieren", schwärmt Vereinsvorsitzender Steffen Dornheim. Außerdem wolle man diese Fahrzeuge erhalten, von denen bundesweit nur noch 53 000 zugelassen sind. "Und man kann viel draus machen", ergänzt Kassenwart Christiane Gutschke-Dornheim, die ihren Trabant nicht nur fahren kann, sondern auch schon mal mit herumschraubt. Ihr gefällt die Gemeinschaft, der Zusammenhalt unter den Trabifreunden. "Auf den Treffen sind schon viele Freundschaften entstanden", sagt sie mit einem Seitenblick auf Schriftführerin Sabine Hagelweide. Sabine hat ihren Partner Sven Hacker auf einem Trabant-Treffen in Erfurt kennen gelernt. Seit anderthalb Jahren leben sie in Dessau zusammen, und Trabi-Club-Nachwuchs ist auch schon unterwegs.

Der Trabi Club im Internet: www.trabiclub.de