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Exoten-Ausstellung Exoten-Ausstellung: Bunte Vielfalt aus fünf Kontinenten

15.10.2001, 17:19

Mühlstedt/MZ/iot. - Imposant sehen sie schon aus, die beiden Gelbbrustaras, die sich in der großen Voliere dem staunenden Besucher aus nächster Nähe präsentieren. "Über 80 Jahre alt können die werden", weiß ihr Besitzer Hans Martynowicz. Er ist der Vorsitzende des Vereins der Ziergeflügel- und Exotenzüchter e.V. Der Roßlauer Verein hatte die Ausstellung anlässlich seines 45-jährigen Bestehens vorbereitet.

Zehn der 13 Vereinsmitglieder suchten die schönsten ihrer Ziervögel aus, die am vergangenen Wochenende in den Räumen des Landhandel Miehlitz in Mühlstedt zur Schau gestellt wurden. Mehr als 100 Tiere durften vom Besucher bestaunt werden. Und über jede Rasse wusste Martynowicz genauestens Bescheid. "Die kommen aus fünf Kontinenten", sagt er, während sein Blick durch den großen Raum mit den vielen Volieren schweift. Aus Asien sind die Alexandersittiche, aus Afrika die Graupapageien, aus Südamerika die großen Gelbbrustaras. Und die Nymphen- und Wellensittiche stammen aus Australien.

"Robust und pflegearm", sagt Hans Martynowicz über letztere. Deswegen kann er gerade diese Tiere besonders "Vogelanfängern" zur Haltung empfehlen. Sogar winterfest sind sie. "Aber dann sollte noch ein Schutzhaus da sein", erklärt Martynowicz und gibt sich alle Mühe, das Geschrei und Geträller der Vögel zu übertönen. Derweil bleibt er vor den Edelpapageien stehen. "Die wurden im 19. Jahrhundert massenweise abgeschossen, nur weil man herausfinden wollte, ob es Hahn oder Henne ist", erklärt der Züchter. Dabei sei die Lösung doch ganz einfach, denn alle Hennen sind grün und die Hähne rot. "Aber man hat diese beiden Geschlechter früher für separate Rassen gehalten, daher der Trugschluss, es müsste doch auch rote Hennen oder grüne Hähne geben", informiert Martynowicz.

"Sie müssen zusammenpassen", erklärt der Vereinsvorsitzende eine Voraussetzung für die Zucht. Wenn sich die Tiere nämlich nicht verstehen und das ganze Jahr über nicht einmal nebeneinander auf der Stange sitzen, dann ist Nachwuchs nicht unbedingt garantiert. Da müsse man eben Geduld haben. "Sie gehören zu den intelligentesten Tieren überhaupt, neben den Delphinen", deutet Martynowicz bei seinem Rundgang durch die Ausstellung auf ein Pärchen Graupapageien. Stumm sitzen sie da, doch das sei nur der Stress. "Das sind die besten Sprecher überhaupt. Aber wenn ein Fremder in den Raum kommt, sagen sie meist keine Silbe mehr", erklärt der Vereinsvorsitzende. Mehr als tausend Mark kostet so ein Tier. "Es ist ein teures Hobby", sagt der Roßlauer. Er selbst gebe das beste Beispiel. Schon vor der Wende habe er alles Geld "in die Vögel gesteckt". Schon 1943 hat er die ersten Waldtiere, zum Beispiel Gimpel oder Eichhörnchen, zu Hause gepflegt, erinnert er sich, während der selbst aufgezogene Gossini-Kakadu an seinen Fingern knabbert.

Namen gibt er seinen Vögeln nicht. Und einen Liebling hat er auch nicht auserkoren. "Das kann ich gar nicht", schüttelt er den Kopf und erklärt: "Es tut manchmal so weh, ein Jungtier aufzuziehen und es dann wegzugeben". Aber das gehöre nun mal zur Zucht. Rund eineinhalb Stunden pro Tag brauchen Hans Martynowicz und seine Frau Ursel am Tag, um alle 29 Vögel zu versorgen.

Die Zahl der Vereinsmitglieder sinke von Jahr zu Jahr, bedauert Martynowicz. "Interessenlosigkeit", nennt er den Grund. Über Nachwuchs würde sich der Verein, der sich jeden zweiten Freitag in der "Erholung" trifft, deshalb sehr freuen, denn nur so können auch in späteren Jahren noch dem Laien Kenntnisse und Erfahrungsberichte über die Vogelzucht vermittelt werden.