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EU-Kampf gegen Mikroplastik EU-Kampf gegen Mikroplastik: Verbot von Kunstrasen-Granulat träfe auch hiesige Vereine

Von Silvia Bürkmann 25.07.2019, 05:00
Im November 2016 konnte auf dem Elbesportpark von Germania Roßlau der neue Kunstrasen ausgerollt werden. Die Anlage ist hoch frequentiert und von einem Gummigranulat-Verbot nicht betroffen.
Im November 2016 konnte auf dem Elbesportpark von Germania Roßlau der neue Kunstrasen ausgerollt werden. Die Anlage ist hoch frequentiert und von einem Gummigranulat-Verbot nicht betroffen. Sebastian

Dessau-Roßlau - Es rumort bei Fußballfreunden und Fußballvereinen. In Deutschland, Sachsen-Anhalt und auch Dessau-Roßlau. Die EU könnte ab 2022 auf Kunstrasenplätzen den Einsatz von Gummi-Granulat zum Nachfüllen verbieten, um Mikroplastik-Müll zu reduzieren.

„Das ist für die Adressaten natürlich sehr ärgerlich und würde die Vereine hart treffen“, hat Mario Pinkert vor vier Wochen ein erstes Geraune und Gegrummel gehört. Offiziell war da noch nichts, also hoffte der Präsident des Kreisverbandes Fußball Anhalt, „dass der Kelch an uns vorbeigeht“. Machte der aber nicht. Sondern die EU macht im Kampf gegen vermeidbare Plastikabfälle Ernst. Das Land Sachsen-Anhalt hat schon angekündigt, Kunstrasenplätze mit Gummigranulat nicht mehr zu fördern.

Pinkert hofft nun auf energische Wortmeldungen auf Ebene der Landesverbände und des DFB. Vor dem blanken Verbot sollten Übergangslösungen geprüft werden. Sechs Jahre ab 2022 sind hier im Gespräch. Und hier könnten sich durchaus die gewählten Politiker von Stadt, Land und Bund einsetzen, betont Pinkert. Denn die Kunstrasenplätze seien insbesondere für die Nachwuchsarbeit der Vereine unerlässlich. „Fußball holt die Kinder von der Straße. Kunstrasen schafft das wetterunabhängig.“

SV Dessau 05 verfügt seit 2001 über einen Kunstrasenplatz

In den Vereinen selbst hatte man aktuell noch kaum Gelegenheit, auf die „kalte Dusche“ aus Brüssel zu reagieren. „Wir sind in der Sommerpause und haben im Gesamtvorstand noch nicht zum Thema sprechen können“, sagt Björn Reinhardt vom SV Dessau 05. Der Traditionsverein vom Schillerpark verfügt seit 2001 über einen Kunstrasenplatz.

Die „erste Generation“ - damals noch als ein grüner Teppich mit Quarzsandpolsterung - hat bei guter Pflege 17 Jahre den Belastungen standgehalten. 2018 dann konnte der Platz grundhaft saniert und im Sommer eröffnet werden. „Jetzt haben wir wieder einen modernen Nachwuchsplatz, den auch die Männermannschaften zum Training nutzen. Der Kunstrasenplatz entlastet den Spiel- und Trainingsbetrieb ungemein“, so Reinhardt.

In den Aufbau des neuen Kunstrasenplatzes wurden 260.000 Euro investiert. Von dieser Viertel-Million hat der Verein mit rund 400 Mitgliedern Eigenmittel von 45.000 Euro gestemmt, betont Reinhardt. Allerdings wird auf dem schönen neuen Platz genau jenes Gummigranulat eingesetzt, dem es jetzt laut EU an den Kragen gehen soll. „Ich gehe davon aus, dass das letzte Wort noch nicht gesprochen ist. Wir werden uns beraten und Ideen prüfen.“

Germania Roßlau ist mit dem umweltfreundlichen Kunstrasenplatz nicht vom EU-Verbot betroffen

Gelassen hingegen kann der SV Germania 08 Roßlau die aktuelle Debatte verfolgen. Im Elbesportpark wird keine Mikroplastik eingesetzt. Germania ist mit dem umweltfreundlichen Kunstrasenplatz nicht vom EU-Verbot betroffen, teilte Vereinsvorsitzender Gerd Möbius auf MZ-Anfrage mit. „Wir können Entwarnung geben.“

Beim Aufbau des Platzes im Jahr 2016 über Eigenmittel, öffentliche Fördermittel, Spenden und Platz-Patenschaften hatte sich der Verein für das umweltfreundliche Füllmaterial Kork entschieden. Somit konnte Germania enorme Hitzeentwicklung bei praller Sonne und Gerüche durch Gummigranulat vermeiden. Vor allem: Kork ist nicht die viel diskutierte Mikroplastik.

„Da haben wir wirklich Glück und einen guten Riecher gehabt“, atmet Germanias Vize Jens Hilse auf. „Alle zwölf Fußballmannschaften können bedenkenlos auf dem Kunstrasen trainieren und spielen.“ Der Roßlauer Kunstrasenplatz ist von Montag bis Sonntag hoch frequentiert. Der Platz wird regelmäßig mit einer speziellen Bürstenmaschine gepflegt. (mz)

Im Kreisfachverband Fußball Anhalt sind 35 Fußballvereine organisiert von Chemie Rodleben bis Rot-Weiß Zerbst. Kicker aus Dessau-Roßlau sind in 18 Vereinen oder Spielgemeinschaften aktiv.

Kunstrasenplätze haben lediglich eine Handvoll Vereine. In Dessau-Roßlau sind das die Traditionsvereine vom SV Dessau 05, von Germania 08 Roßlau und vom DSV 97 am Sportplatz Kienfichten. Einen Bolzplatz auf Kunstrasen unterhält und pflegt TuS Kochstedt. Auch auf dem Sportplatz Einheit in der Friederikenstraße gibt es noch einen kleinen Kunstrasenplatz. Hier ist die ASG Vorwärts Dessau aktiv. Einen Kunstrasen-Übungsplatz gibt es am Anhaltischen Berufsschulzentrum.

Im KFV Anhalt hat noch Rot-Weiß Zerbst einen Kunstrasenplatz