Es war einmal... Es war einmal...: Warum Europäische Märchengesellschaft in Dessau tagt

Dessau - Seit Mittwoch ist Dessau eine Märchenstadt. Die Europäische Märchengesellschaft (EMG) hält im Hotel Radisson Blu noch bis Sonntag ihren Jahreskongress ab. Und dabei dreht sich alles um diese alten wunderbaren Geschichten.
Märchenerzählerinnen waren an fünf Dessau-Roßlauer Schulen zu Gast
Märchenerzählerinnen aus dem Kreis der Kongressteilnehmer waren am Vormittag in fünf Schulen der Doppelstadt zu Gast, um Märchen zu erzählen. Ute Fisch war eine von ihnen. Die 69-Jährige schwärmt noch am Nachmittag von der „tollen Atmosphäre und den Kindern, die so aufmerksam zuhörten und mitfieberten“ in der Rodlebener Grundschule. Sie nahm die Erst-und Zweitklässler auf eine Märchenreise durch die Welt mit. „Es war fabelhaft.“
Märchen aus aller Welt werden derzeit auch - wie in jedem Jahr - in der Märchenjurte im Hof der Hauptbibliothek erzählt. Ute Fisch hat sie bereits besucht und macht fleißig Werbung für diese besondere Veranstaltung. „Da musst du unbedingt hin“, legt sie auch ihrer Mitstreiterin Ricarda Lucas ans Herz. „Wir gestalten sogar einen Abend dort“, erzählt die Organisatorin des Kongresses. Am Donnerstag erzähle eine Teilnehmerin aus Österreich in der Jurte ein Märchen aus ihrer Heimat.
Liebhaberkreis wurden 1956 in Rheine gegründet und hat 2.000 Mitglieder
Wer sich in der Europäischen Märchengesellschaft engagiert, liebt Märchen und will dieses Kulturgut bewahren. 1956 in Rheine als Liebhaberkreis gegründet, ist sie heute ein Verein mit etwa 2 000 Mitgliedern - vorwiegend in Deutschland, Österreich, der Schweiz. „Das Europäisch bezieht sich auf die Pflege des europäischen Volksmärchens, die wir uns zur Aufgabe gemacht haben“, erklärt Ricarda Lucas, die in Halle zu Hause ist.
Dabei gehört auch die Märchenforschung sowie die Bewahrung der mündlichen Erzähltradition zu den Anliegen der Gesellschaft. „Wir lesen die Märchen nicht vor, wir erzählen sie“. Damit dies bestens gelingt, bietet die EMG entsprechende Ausbildungen an. Ute Fisch ist eine solche professionelle Erzählerin. Mit Leidenschaft, wie sie erzählt.
Dass die jahrhundertealten Märchen uns noch heute viel zu sagen haben, uns Lebenshilfe sein können, auch das wollen die Mitglieder der EMG vermitteln. Im Rahmen des Kongresses bieten sie für Lehrer eine Fortbildung an, wie mit Hilfe von Märchen Konflikte gelöst werden können.
An den fünf Kongresstagen in Dessau gibt es viele Vorträge und Workshops
An den fünf Kongresstagen gehen die etwa 170 Teilnehmer in Vorträgen und Workshops dem von Ricarda Lucas vorgegebenen Thema „Verwandlung in Märchen und Mythen“ auf den Grund. „Verwandlung spielt eine große Rolle in Märchen und macht einen Teil ihrer Faszination aus. Und Wandel und Verwandlung sind auch in unserer heutigen Zeit wichtige Themen“, begründet sie ihre Wahl.
Dessauer, die selbst einmal „Märchenluft“ schnuppern möchten, sind herzlich eingeladen: Zu einem Schnuppertag beim Kongress (25 Euro Pauschale). Oder am Donnerstagabend, ab 20 Uhr, zu einem Erzählabend im Hotel, bei dem an sechs Orten jeweils zwei Erzählerinnen Kostproben ihres Könnens darbieten.
(mz)
