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Entscheidung Entscheidung: Junkers-Stiftung zieht von München nach Dessau

Von THOMAS STEINBERG 03.02.2010, 19:48

DESSAU/MZ. - Er habe die Stiftung vor 20 Jahren gegründet, damit insbesondere beim Deutschen Museum in München das Junkers'-Erbe gepflegt werde, dies indes sei in den letzten Jahren immer weniger der Fall gewesen. Ausschlaggebend für seinen Entschluss war der Verzicht der Münchner, im vorigen Jahr an dessen Geburtstag zu erinnern.

Die Stiftung sei zwar nicht mit besonders viel Geld ausgestattet, werde aber nach Kräften das Technikmuseum unterstützen, in dem seit Jahren hervorragende Arbeit geleistet werde und das er, Junkers, zu den kulturellen Leuchttürmen der Region rechne.

Eine Zierde für die Stadt nannte Peter Kuras, der Vorsitzende des Fördervereins Technikmuseum, die neue Stiftung. An sie würden auch Großspenden übertragen, die derzeit noch auf Konten der Stadt geparkt seien. Man wolle damit einen nachhaltigen Effekt erzielen, und habe sich dagegen entschieden, die Gelder zum Beispiel sofort und komplett für eine Sanierung des Umfeldes auszugeben.

Kuras konnte am Mittwoch auch neue Partner des Vereins präsentieren. Der Wirtschafts- und Industrieclub Anhalts wurde als neues Mitglied aufgenommen, dessen Chef Rolf Rätzer Junkers als einen Mann pries, der Dessau weltberühmt gemacht und nicht zuletzt mitgeholfen habe, das Bauhaus in die Stadt zu holen. Dies sei ein Beleg, dass die richtigen Visionen zur Blüte einer Stadt führen könnten. Zudem konnte die Kreishandwerkschaft Dessau-Wittenberg als Kooperationspartner gewonnen werden. Der Vertrag sei kein Larifari, so Kuras, sondern sehr konkret.

Karl Krökel, Vorsitzender der Kreishandwerkerschaft, zählte als Möglichkeiten technische Beratung bis hin zur gemeinsamen Praktikantenausbildung auf. Kuras sah Junkers auch als Ideengeber für die Handwerker - er habe mit dem Münchner Stahlhaus (das heute im Technikmuseum steht) das erste Passivhaus entworfen; gerade auf dem Gebiet von Technik und Ökologie sehe er noch Chancen für die regionale Wirtschaft.

Kuras wie Junkers zeigten sich zufrieden, dass inzwischen auch das Bauhaus verstärkt Junkers entdeckt habe, wo sich nach der Gedenkfeier zur langen Hugo-Junkers-Nacht eingeladen wurde. Wie eng historisch die Beziehungen zwischen dem Unternehmer und der Schule waren, will ein neues Buch von Helmut Erfurth mit dem Titel "Junkers, das Bauhaus und die Moderne" zeigen, das er im Technikmuseum präsentierte. Das Werk sei letztlich Ergebnis einer sich über 25 Jahre erstreckenden Beschäftigung mit dem Thema, sagte er.

Die erste Begegnung zwischen Junkers und Gropius datierte er auf die Weimarer Zeit des Bauhauses zurück - in der Klassikerstadt hatte Junkers die Einrichtung für das berühmte Haus am Horn geliefert. Dessau sei zwar Provinz gewesen, doch in den zwanziger Jahren gerade nicht provinziell. Das freilich muss damals nicht jedem bewusst gewesen sein, wie ein zeitgenössischer Kolumnist bemerkte. Zwar sei Junkers eher durch Zufälle nach Dessau gekommen, doch mache jeder Dessauer ein Gesicht, als habe er persönlich das erste Ganzmetallflugzeug entwickelt, hingegen verstünden die Dessauer weniger, welche Werbewirkung das Bauhaus habe und wie viele Touristen es in die Stadt brächte.

Das Technikmuseum kann seit Mittwoch seine Sammlung auch um ein Modell einer Junkers J 1 erweitern, des "vielleicht wichtigsten Junkers-Flugzeuges überhaupt", wie Karl Hartmann von einer Gruppe Bremer Flugzeugrekonstrukteure erklärte, weil es viele wichtige Merkmale moderner Flugzeuge bereits enthalte. Junkers ist für ihn der größte Flugzeugkonstrukteur schlechthin. "Ohne ihn wäre der Flugzeugbau nicht, was er ist."