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Ehrenrunde durch die Kita? Eltern zögern wegen Corona mit der Einschulung - Das ist die Situation in Dessau

Einige Eltern sehen bei ihren Kindern Entwicklungsdefizite, die ohne Präsenzunterricht noch schwieriger werden können. Was die Folgen sind.

09.04.2021, 10:43

Dessau-Rosslau

- Die Kita ist für Kinder sicherlich ein Ort zum Spielen und Toben. Die Kleinen lernen hier aber vor allem auch das soziale, motorische und geistige Rüstzeug, das sie für den Einstieg in die Grundschule dringend benötigen. Der Schluss, dass ihnen ein Jahr Corona mit wiederholten und anhaltenden Kitaschließungen den Sprung in die erste?Klasse erschwert, liegt daher nahe.

Offenbar befürchten einige Eltern ebenfalls coronabedingte Rückstände in der Entwicklung beim eigenen Nachwuchs. Jedenfalls erhalten nach Recherchen des MDR die Kitas in Thüringen immer öfter Anfragen von Eltern, die ihre schulfähigen Kinder nach den vergangenen Pandemiemonaten am liebsten noch ein weiteres Jahr in den Kindergarten schicken würden.

Bei der Dekita sind bislang noch keine derartigen Anfragen aufgetaucht

Dass auch in Dessau-Roßlau aus diesen Gründen 2021 vermehrt Einschulungen aufgeschoben werden könnten, deutet sich laut Dekita-Chefin Doreen Rach aktuell jedoch nicht an. Anders als in Thüringen seien in ihren Einrichtungen noch keine derartigen Anfragen aufgetaucht, erklärte Rach auf MZ-Nachfrage. „Ich hoffe, dass das so bleibt.“ Andernfalls bekämen die Kindereinrichtungen der Stadt wahrscheinlich ein Kapazitätsproblem.

Auch an den Grundschulen scheint sich kein Trend wie in Thüringen abzuzeichnen. „Wir haben davon noch nichts gehört“, sagte Sabine Kus, Direktorin der Grundschule am Luisium in Waldersee. „Eher im Gegenteil. Die Eltern wollen schon verstärkt Infos zur Einschulung haben.“ Leider seien Schnupperveranstaltungen aufgrund der Kontakt-Einschränkungen momentan unmöglich.

Die Befürchtung, dass eine Einschulung wegen Corona für mehr Kinder zum Problem wird, teilt Kus ebenfalls nicht. „Wir kennen die Situation doch auch, wir sind vorbereitet und sehen schon zu, dass wir die Kinder nicht überfordern“, verspricht die Schulleiterin. Die Einschulung um ein Jahr zu verschieben, kann sie Eltern nicht empfehlen. „Kinder können viel besser mit Krisen umgehen als wir, die wachsen damit auf und schaffen das auch. Kinder sind so leidensfähig, die rennen hier alle fröhlich mit ihren Masken rum.“ Es seien dagegen oft eher die Eltern, die in ihren Nachwuchs mitunter zu viel hinein interpretierten.

Logopäde sieht zunehmende Probleme, die aber nur bedingt etwas mit Corona zu tun haben

Zustimmung kommt von Logopäde Matthias Semlow, der Kinder mit Sprachproblemen therapiert. „Entwicklungsstörungen bei Kindern nehmen seit Jahren zu, mit Corona hat das aber nur bedingt zu tun.“ Dafür gebe es andere vielschichtige Gründe. „Weil die Eltern in der Pandemie mehr Zeit hatten für ihre Kinder, müssten Störungen im Gegenteil eigentlich zurückgehen.“ Was Semlow allerdings durchaus beobachtet, ist, dass viel Eltern an der Belastungsgrenze sind.

Zurück zur Grundschule: Der erste „Corona-Jahrgang“ wurde im vergangenen Sommer ja längst eingeschult. Und das nach Ansicht von Schulleiterin Sabine Kus ohne größere Probleme. „Die Erstklässler haben so toll gearbeitet mit ihren Wochenplänen und mit Hilfe ihrer Eltern.“ Sogar Videokonferenzen hätten die Kleinsten mitgemacht. Und wenn es doch einmal Schwierigkeiten gegeben habe, sei die Schulsozialarbeiterin durchweg ansprechbar gewesen. (mz/sal)