Eltern müssen tiefer in die Tasche greifen Eltern in Dessau müssen tiefer in die Tasche greifen: Schulgeld am Liboriusgymnasium wird erhöht

Dessau-Roßlau - Eltern, die ihr Kind auf das Dessauer Liboriusgymnasium schicken, müssen tiefer in die Tasche greifen. Ab dem kommenden Schuljahr soll das Schulgeld von monatlich 95 auf 135 Euro erhöht werden. Unterm Strich macht das fast 500 Euro im Jahr aus. Die Eltern wurden darüber per Brief informiert.
Ein heftiger Schritt, wie Susanne Sperling von der Edith-Stein-Schulstiftung des Bistums Magdeburg bestätigt, aber ein unumgänglicher. Die Stiftung, die Träger des Dessauer Gymnasiums sowie sieben weiterer Schulen im Land ist, beklagt „seit Jahren eine vollkommen unzureichende Refinanzierung durch das Land“. Sperling betont aber auch, dass keinem Schüler aus finanziellen Gründen ein Zugang zu den Schulen der Stiftung verwehrt werden soll. Sie verweist auf eine soziale Staffelung.
So sind beispielsweise „Kinder, deren Eltern ein geringes Einkommen haben oder Arbeitslosengeld II beziehen, in der Regel vom Schulgeld befreit“. Auch sei der Grundfreibetrag im Vergleich zu den Vorjahren erhöht worden, ab dem das volle Schulgeld zu zahlen ist.
Viele Eltern sind verunsichert, was mit der Schulgelderhöhung auf sie zukommt
Das Problem: „Die Landesregierung sperrt sich bis heute, freie Schulträger angemessen zu finanzieren.“ Seit Jahren habe die Stiftung, die sich wie andere freie Schulträger auch aus der staatlichen Finanzhilfe, dem Schulgeld und Spenden finanziert, mit einem Fehlbetrag zu kämpfen. „Wir erwarten, dass das Land die Finanzierung ändert, um freie Schulen langfristig zu sichern und zu stärken.“
Viele Eltern, sagt Sperling, seien verunsichert, was mit der Schulgelderhöhung auf sie zukommt. Manche reagieren verständnisvoll, „es gibt aber auch sehr verärgerte Stimmen“. So in einem Fall, wo drei Kinder einer Familie die Schule besuchen.
Doch nicht nur Schüler des Liboriusgymnasiums sind von Schulgelderhöhungen betroffen. Seit dem vergangenen Jahr zahlen Eltern an den vier Grundschulen in Trägerschaft der Evangelischen Landeskirche, wozu die Grundschule in der Schillerstraße gehört, mehr.
Der Beschluss das Schulgeld zu erhöhen, erfolgte bereits 2016
Der Beschluss, „das Schulgeld ab dem zweiten Schulhalbjahr 2017 (Februar) bis zum Jahr 2019 monatlich um zehn Euro anzuheben“, erfolgte bereits im Mai 2016 im Landeskirchenrat der Evangelischen Landeskirche Anhalts, sagt Pressesprecher Johannes Killyen. Lag der Beitrag zuvor bei 90 Euro im Monat, wird er ab 2019 bei 120 liegen. Für Geschwisterkinder gelten Ermäßigungen. In begründeten Fällen könne das Schulgeld ganz erlassen werden.
Die Finanzhilfe des Landes „deckt nicht einmal ganz die Personalkosten. Diese wie auch die Betriebskosten sind in den vergangenen Jahren überall gestiegen“, erklärt Killyen. Zum Unterricht, verweist er, gehöre neben guten Lehrkräften auch eine moderne und pädagogisch sinnvolle Ausstattung. Man wolle auch weiterhin ein attraktives Lernumfeld bieten und Projekte ermöglichen.
Keine Schulgelderhöhung ist bei der Institut Braune gGmbH, Träger der freien Sekundarschule in der Dessauer Wasserwerkstraße, geplant. Hier zahlen Eltern 110 Euro pro Monat für ihr Kind. „Wir können Eltern nicht über Gebühr belasten“, so Tobias Nelte von der Geschäftsleitung, gleichwohl verhehlt er Probleme nicht.
An einigen Schulen in Sachsen-Anhalt zahlen Eltern bis zu 150 Euro Schulgeld
Die Finanzausstattung „ist seit Jahren ein grundsätzliches Problem“, bestätigt Jürgen Banse, Geschäftsführer des Verbandes Deutscher Privatschulen in Sachsen-Anhalt. Nicht nur die Region Dessau-Roßlau sei betroffen. An einigen Schulen zahlen Eltern bis zu 150 Euro Schulgeld. Im Land gibt es rund 100 allgemeinbildende Schulen in freier Trägerschaft.
Doch das Land spare auf deren Kosten, denn es gebe 45 Prozent weniger aus als für Schüler an staatlichen Schulen. Zahlreiche Regelungen in der Gesetzgebung seien verfassungswidrig, verweist Banse auf Gutachten namhafter Verfassungsrechtler. Im laufenden Gesetzgebungsverfahren zum Schulgesetz müsse es deshalb zu Änderungen kommen. (mz)