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Elbebrücke zwischen Dessau und Roßlau Elbebrücke zwischen Dessau und Roßlau: Geplanter Ausnahmezustand

Von Silvia bürkmann 06.08.2015, 17:26
Von Freitagabend bis Montagfrüh ist die Elbebrücke am bevorstehenden Wochenende für Kraftfahrzeuge das erste Mal voll gesperrt.
Von Freitagabend bis Montagfrüh ist die Elbebrücke am bevorstehenden Wochenende für Kraftfahrzeuge das erste Mal voll gesperrt. Ruttke Lizenz

Rosslau - Freitagabend ab 23 Uhr wird die Elbebrücke in Roßlau für den Kraftverkehr vollständig gesperrt. Auf der B184 am Elbufer beidseits fällt nicht nur der symbolische „Schlagbaum“.

Die Elbebrücke zwischen Dessau und Roßlau wurde von 1957 bis 1960 gebaut und 1991 und 1992 generalüberholt. Damals wurde der komplette Korrosionsschutz erneuert. Bei der Hauptprüfung im Jahr 2014 wurden dort an sechs Stellen Risse in den Trägern festgestellt, die an insgesamt vier Wochenenden beseitigt werden sollen. Die erste Vollsperrung steht vom 7. bis 10. August und am Wochenende danach vom 14. bis 17. August an. Nach dem Schifferfest Ende August gehen die Arbeiten vom 4. bis 7. September sowie vom 11. bis 13. September weiter.

Für 53,5 Stunden bleibt das Brückenbauwerk komplett zu bis Montag, 4.30 Uhr. Einzig Fußgänger und Radfahrer können während der Sperrung die Brücke ungehindert passieren. Ins Haus stehen Reparaturen und Schweißarbeiten.

Weitere Wege einkalkuliert

Im Notfall und in Absprache mit den Bauleuten dürfen Rettungswagen, Krankenwagen, Polizei und Feuerwehr durchschlüpfen, wenn die absolute Ruhe erfordernden Schweißarbeiten kurz gestoppt werden. Die offizielle Umleitung des Fernverkehrs erfolgt über die Autobahn und die Anschlussstelle Coswig.

Werktags passieren etwa 20000 Fahrzeuge die Elbquerung direkt hinter dem Roßlauer Ortseingang auf der Nord-Süd-Achse der B 184. Wie hat sich die Doppelstadt selbst auf die Vollsperrung an ihrer Schnittstelle eingerichtet?

Langfristig eingestellt auf die Elbbrückensperrung haben sich die Dessauer Verkehrsbetriebe der Stadtwerke und der Omnibusbetrieb Müller Roßlau. Die Buslinie 20 verkehrt am Wochenende nach einem Extra-Plan. „Wir haben das ja bereits zur Vollsperrung 2010 aus dem gleichen Grund durchexerziert. Das klappt wieder“, ist sich Fred Watzlawik, der Fahrdienstleiter von Bus-Müller, sicher. Am Freitagabend wird die letzte Tour der von Dessau kommenden Linie 20 um 22.30 Uhr über die Brücke gelassen. Am Sonnabend, 9. August, verkehren dann die Busse von 7 bis 19 Uhr auf beiden Seiten der Elbe normal nach Fahrplan, enden dann allerdings am Elbzollhaus und an der Polizeistation an zeitweiligen Ersatzhaltestellen. Die Elbebrücke ist dann zu Fuß zu überqueren. Die Busfahrer stehen zueinander telefonisch in Kontakt und nehmen dann jeweils die ankommenden Per-pedes-Passanten bei sich auf. Es entfallen die Fahrten um 20, 21 und 22 Uhr von Roßlau sowie die Fahrten 20.25, 21.25 und 22.25 Uhr ab Dessau, Busbahnhof.

Am Sonntag verkehren die Müller-Busse ausschließlich innerhalb Roßlaus. Fahrgäste nach Dessau müssen dann ab Bahnhof Roßlau auf den Zug umsteigen. „Und Montagmorgen läuft ab 4.30 Uhr die erste Tour wieder wie gewohnt“, ist Watzlawik zuversichtlich.

Gibt keine Schleichwege

Genau dieses Pendel-Modell hatte vor fünf Jahren auch Sabine Saack vom gleichnamigen Roßlauer Taxi-Betrieb imponiert. Zur Vollsperrung 2010 hatte sie den Dessauer Kollegen gleiches vorgeschlagen. „Die Elbebrücke verbindet uns ja und da gibt es keine Schleichwege. Aber der Vorschlag wurde damals von Dessauer Seite strikt abgelehnt. Na dann eben nicht.“ Taxi-Nutzer müssten sich am Wochenende mit der Umleitung über die A9 anfreunden.

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Bei der Volkssolidarität 92 Dessau-Roßlau sieht man der Sperrung entspannt entgegen. „Am Wochenende haben wir auf Roßlauer Seite keine Pflegekunden zu versorgen“, sagt die ambulante Pflegedienstleiterin Konstanze Bube. Auch die Hauswirtschaft sei nicht betroffen, genauso wenig wie das „Essen auf Rädern“, ergänzt Daniela Zeller. Die Sperrung zu spüren bekommen einzig die Mitarbeiter der VS 92, die am nördlichen Elbufer zu Hause und auf die Autobahn-Umleitung angewiesen sind. Wie Konstanze Bube erklärte, konnte getauscht werden, um Teildienste zu vermeiden. In der stationären Pflege im „Haus Elballee“ sieht das anders aus, so Pflegedienstleiterin Steffi Teichert. Hier gibt es keine Teildienste, werden die Bewohner versorgt wie gewohnt. Die Mitarbeiter fahren über die A9 zwischen Coswig und Dessau-Ost. Am ersten Sperr-Wochenende betroffen sind drei Mitarbeiter vom Elbufer Nord.

Andere müssen mehr tun. Im Pendelverkehr zwischen beiden Stadtteilen unterwegs sind am Wochenende auch die Essenversorger. Heima, mit Sitz am Pharmapark Rodleben, fängt beispielsweise eine halbe Stunde früher an mit dem Kochen und schickt die Fahrer eher los, damit das Essen rechtzeitig auf dem Tisch steht.

Mehr Zeit einkalkulieren

Vorgebeugt hat auch das Team vom Burgtheatersommer Roßlau, das nach der Mittwoch-Premiere nun bis Sonntag an jedem Abend „Romeo und Julia“ aufführt. Bei den Vorbestellungen hat Intendant Benjamin Kolass die Gäste über die bevorstehende Wochenend-Erschwernis informiert. „Heute am Freitag kommt man ja auf alle Fälle gut nach Roßlau, für Sonnabend und Sonntag muss ein wenig mehr Zeit einkalkuliert werden.“ Die Burgtheaterleute rechnen auf alle Fälle mit einem guten Wochenende. Zur Premiere jedenfalls drängten sich 163 Besucher in den für 150 Leute eingerichteten Burghof. „Da haben wir dann schon ein bisschen gezaubert. Und alle reinbekommen.“

Notaufnahme ohne Probleme

Die gleiche Maxime, wenn auch in einer anderen Sparte, verfolgt die Notaufnahme im Krankenhaus Zerbst. In der Klinik der Helios Kliniken GmbH werden infolge der Brückenvollsperrung keine Probleme erwartet. „Die Rettungswachen liefern die Notfälle in das nächstliegende Krankenhaus ein. Spezialfälle kommen in eine Spezialklinik“, sagt Pflegedienstleiterin Judith Schöll. Mitarbeiter nehmen die Umleitung. (mz)

Geschäftsführerin Rita Deutschland und Fahrdienstleiter Fred Watzlawik vom Omnibusbetrieb Müller Roßlau gehen die Pläne nochmal durch.
Geschäftsführerin Rita Deutschland und Fahrdienstleiter Fred Watzlawik vom Omnibusbetrieb Müller Roßlau gehen die Pläne nochmal durch.
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Das Schild auf der B187 weist bei Coswig auf die Arbeiten hin
Das Schild auf der B187 weist bei Coswig auf die Arbeiten hin
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