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Einkauf, Essen und Hausputz Einkauf, Essen und Hausputz: Jugendliche übernehmen Trainingswohnung in Regenbogenschule

Von Sylke Kaufhold 07.11.2013, 20:30
Volker Schellenberger und Thomas Holzmann vom Lionsclub Berlin-Brandenburg überreichen Schulleiterin Andrea Scheffler in der neuen Wohnschule Wolfframsdorffstraße eine Spende.
Volker Schellenberger und Thomas Holzmann vom Lionsclub Berlin-Brandenburg überreichen Schulleiterin Andrea Scheffler in der neuen Wohnschule Wolfframsdorffstraße eine Spende. Sebastian Lizenz

Dessau/MZ - Stolz empfängt Steffi die Besucher an der Wohnungstür und geleitet sie in das gemütliche Wohnzimmer, wo ein gedeckter Kaffeetisch mit selbst gebackenem Kuchen die Gäste erwartet. Ali übernimmt zugleich die Bewirtung, schenkt Kaffee ein, teilt Kuchen auf, kurzum er sorgt dafür, dass alle sich wohlfühlen.

Die Besucher sind zu Gast in der Wohnschule der Regenbogenschule Dessau (Schule für Geistigbehinderte). In unmittelbarer Schulnähe sind die Jugendlichen der Berufsschulstufe der Sonderschule für drei Zimmer, Küche, Bad, Balkon verantwortlich. „Die Jugendlichen lernen hier den Alltag in einer Wohnung kennen, sie üben die Frühstücks- und Mittagversorgung, die Wohnungspflege, das Wäschewaschen, den Einkauf“, erklärt Jana Zeller, Klassenlehrerin der Berufsschulklasse III, die sozusagen die ersten Bewohner der Schulwohnung sind. Die meisten der Jugendlichen wollen trotz ihrer Behinderung später einmal selbständig wohnen oder nur teilweise betreut werden. „Dafür wollen wir mit dieser Trainingswohnung den Grundstein legen.“

Wohnung kann mietfrei genutzt werden

Der Tag beginnt für die Klassenkameraden von Steffi derzeit in der Wohnung. „Wir treffen uns hier und machen Frühstück“, erzählt sie. Beim Frühstück werde dann der Tag besprochen. „Wir Erwachsenen ziehen uns dabei weitgehend zurück“, erzählt Jana Zeller, „wir geben Anregungen, entscheiden tun aber die Jugendlichen.“

Vor anderthalb Jahren hatte die Schule die Idee der Trainingswohnung während einer Fachkonferenz dem Sozialamt vorgestellt. „Das Amt griff die Idee auf und es entwickelte sich ein gemeinsames Projekt“, berichtet Schulleiterin Andrea Scheffler. Und so steht die Wohnung nicht nur den Regenbogenschülern, sondern auch erwachsenen Menschen mit geistiger Behinderung zur Verfügung, um auch sie auf das eigene Wohnen vorzubereiten.

Nach längerer Suche war eine Wohnung in Schulnähe gefunden. Die DWG übergab diese im Juni an das Sozialamt. „Wir können die Wohnung mietfrei nutzen, dafür können wir nicht genug danken“, so Scheffler. In den folgenden Wochen brachten Schule, Sozialamt und Amt für Schule und Sport mit vereinten Kräften die Wohnung in Ordnung. Elektrik, Fußböden, Türen wurden erneuert, die Wände gemalert. Auch die Ausstattung wurde teilweise vom Schulamt finanziert, ebenso steuerten die Kollegen und Eltern etliches bei. „Unser Förderverein kümmerte sich um eine Einbauküche“, erzählt Andrea Scheffler.

Auch die steht inzwischen an Ort und Stelle. Porta Dessau hatte sie zu einem „super Preis“ zur Verfügung gestellt und auch eingebaut, wie Helmut Friedrich, Vorsitzender des Fördervereins, hervorhob. Dass sie auch bezahlt werden kann, dafür sorgten etliche Sponsoren.

Es gibt bereits neue Visionen

Darunter die Mitglieder des Lionsclubs Berlin-Brandenburg. Volker Schellenberger und Thomas Holzmann gehörten zu den Kaffeegästen. Sie waren aus Berlin gekommen, um das Projekt zu unterstützen, wie Volker Schellenberger hervorhob. 1.000 Euro „Küchengeld“ übergaben sie dem Förderverein und waren von dem, was sie sahen, hörten und erlebten „hellauf begeistert“. Der Lionsclub ist seit 2005 der Regenbogenschule freundschaftlich verbunden und unterstützte bereits deren Turnhallenprojekt. „Inzwischen haben wir eine enge, vertrauensvolle Bindung“, sagt Volker Schellenberger.

Noch ist die Schulwohnung nicht ganz komplett, fehlen das Mobiliar für ein Arbeitszimmer und die Waschmaschine. „Schritt für Schritt werden wir auch das noch schaffen“, ist Jana Zeller überzeugt.

Und während die drei Klassen der Berufsschulstufe sozusagen noch in der Eingewöhnungsphase sind, gibt es bereits die nächsten Visionen: Eine Erweiterung der Wohnung sei durchaus noch ein Ziel, so Zeller, „damit die Jugendlichen auch hier übernachten können.“