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Eingeschränkter Tankstellen-Service in Dessau  Eingeschränkter Tankstellen-Service in Dessau : Auf der Suche nach Benzin

Von Annette Gens 29.01.2016, 20:17
Im Dessauer Norden gibt es 24-Stunden-Service. Die Mehrzahl der Tankstellen hat aber nachts zu.
Im Dessauer Norden gibt es 24-Stunden-Service. Die Mehrzahl der Tankstellen hat aber nachts zu. Ruttke Lizenz

Dessau-Rosslau - Bis vor einem Jahr war die Aral-Tankstelle in der Dessauer Heidestraße noch rund um die Uhr geöffnet. Doch mit der Einführung des Mindestlohns am 1. Januar 2015 zog Pächter Roland Stock die Reißleine. In den Nachtstunden ließen sich die Kunden an einer Hand abzählen. Im Gegenzug musste Personal vorgehalten und bezahlt werden. Dazu kamen laufende Betriebskosten unter anderem für Strom und Wärme. Das alles, sagt Stock, habe sich nicht mehr gerechnet. „Rückblickend habe ich die richtige Entscheidung getroffen“, meint Stock mit Blick auf die Öffnungszeiten, die er damals angepasst hat. Statt rund um die Uhr begrüßt die Aral in der Heidestraße ihre Kunden ab dem frühen Morgen bis 22 Uhr. Samstags, sonn- und feiertags öffnet der Pächter abends eine Stunde länger.

Wer in Dessau-Roßlau nachts sein Fahrzeug betanken will, der muss also inzwischen genau überlegen, wo er das tun will. Denn nicht alle 14 Tankstellen bieten einen 24-Stunden-Service an.

Geringe Wirtschaftskraft

Woran das liegt? „Schauen Sie sich doch in Dessau mal um!“ fordert Pächter Bernd Herrmann auf. Der Mann betreibt in Dessau zwei Star-Tankstellen. Ins Gewerbegebiet Mitte - dort ist die eine - verirrt sich nachts kaum ein Autofahrer. Über die in der Ludwigshafener Straße, denkt Herrmann, könne man vielleicht an den Wochenenden im Sommer darüber nachdenken, sie etwas länger zu öffnen. Herrmann hat die Entscheidung über seine Öffnungszeiten übrigens nicht von der Einführung des Mindestlohns abhängig gemacht. „Ich mag die Stadt“, sagt er über Dessau. „Aber manchmal sagt man Menschenskinder“, spielt er auf die Wirtschaftskraft Dessau-Roßlaus an.

Dass die Öffnungszeiten von Tankstellen nicht nur von einer strategisch guten Lage abhängig sind, das wird am Beispiel der Tankstelle von Egbert Kenzler deutlich. Die befindet sich direkt an der B184 an der Magdeburger Straße von Roßlau. Seit 20 Jahren führt Kenzler die Tankstelle und erzählt, wie „tot die Bundesstraße in der Nacht“ ist. Da habe man freie Fahrt, was wiederum aber eben dazu führt, dass das Geschäft um diese Zeit nicht floriert. Lange schon hatte Kenzler deshalb vor, die Öffnungszeiten zu reduzieren. Doch da musste erst einmal die vertraglich mit ihm verbundene Mineralölgesellschaft mitziehen. Sie tat es schließlich ab Februar 2015.

Zahl der Tankstellen rückläufig

Die einen beklagen die wirtschaftliche Situation öffentlich, die anderen halten durch. Es ist nicht so, dass man nachts nicht tanken kann in der Stadt. Shell bietet sowohl in der Oranienbaumer Chaussee in Dessau als auch am Ortsausgang von Roßlau direkt an der B187 24-Stunden-Service. Auch Aral ist in der Dessauer Albrechtstraße sowie in der Junkersstraße rund um die Uhr für Kunden da. „Es waren wirtschaftliche Entscheidungen, dass wir die Türen offen halten“, sagte Aral-Pächter Ralf Jaguste und weiß, dass seine dritte in Köthen befindliche Tankstelle dort die einzige ist, die nachts geöffnet hat.

Wer wann wie öffnet, das ist meist Gegenstand des Vertrages, den die Mineralölgesellschaften mit ihren Pächtern schließen, erklärt Jochen Wilhelm, Geschäftsführer des Tankstellen-Interessenverbandes Deutschland. Der Verband vertritt die Interessen seiner Mitglieder gegenüber den Mineralölgesellschaften. Dass die Branche nicht blüht, verdeutlicht schon die Statistik. So ist die Zahl der Tankstellen bundesweit seit Jahrzehnten rückläufig. „Aufgrund des strukturell zu erwartenden Rückgangs des Mineralölabsatzes gehen insbesondere die Großgesellschaften hierzulande dazu über, zukünftig auf weniger, dafür aber größere, verkehrsgünstig und damit frequenzträchtige Tankstellen mit umfassenden Angeboten zu setzen“ erinnert Wilhelm an technische Entwicklungen und niedrigere Kraftstoffverbräuche und blickt in die Zukunft. Der gehört vermutlich das Elektroauto. Logisch, dass sich das im Portemonnaie der gesamten Branche bemerkbar macht.

Die Entwicklung ist nicht zu stoppen. Wilhelm blickt in diesem Zusammenhang in Richtung Österreich. Dort gibt es seit einiger Zeit eine Tendenz zu unbemannten Automatentankstellen. „Ich hoffe, die setzen sich in Deutschland nicht durch“, sagt Wilhelm. (mz)