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Eine von vier Städten im Osten Eine von vier Städten im Osten: Frauen verdienen in Dessau-Roßlau mehr als Männer

Von Daniel Salpius 13.05.2019, 06:55
Bei der Lebens- und Karriereplanung ist Gehalt für viele Uni-Absolventen nicht mehr das Wichtigste.
Bei der Lebens- und Karriereplanung ist Gehalt für viele Uni-Absolventen nicht mehr das Wichtigste. imago stock&people Lizenz

Dessau-Rosslau - In Dessau-Roßlau verdienen vollzeitbeschäftigte Frauen im Schnitt drei Prozent mehr als Männer. 86,50 Euro pro Tag beträgt das durchschnittliche Tageseinkommen einer Frau in der Doppelstadt - brutto. Bei Männern liegt es bei 84,09 Euro.

Institut für Arbeitsmarkt und Berufsforschung hat eine aktuelle Studie vorgelegt

Zu diesem Ergebnis sind Forscherinnen des Instituts für Arbeitsmarkt und Berufsforschung in einer aktuellen Studie zur Lohnunterschieden zwischen den Geschlechtern gekommen. Verglichen wurden alle Männer und Frauen, die in Vollzeit arbeiten, unabhängig von ihrer Qualifikation. Dessau-Roßlau ist eine von vier ostdeutschen Städten, in denen Frauen bei den Löhnen die Nase vorn haben.

Dass das so ist, liegt laut Michaela Fuchs, Mitautorin der Studie, an der wirtschaftlichen Struktur der Stadt. „Es gibt besonders viele Jobs in öffentlichen Verwaltungen.“ Hier gelten die Tarife des öffentlichen Dienstes. Männer würden in technischen Berufen dagegen häufig nicht nach Tarif bezahlt.

Neben der Stadtverwaltung böten auch Umweltbundesamt (Uba) und Hochschule Anhalt attraktive Verdienstmöglichkeiten für Frauen, wohingegen Männer hier weniger zu finden sind. Zudem gebe es mehrere Krankenhäuser. „Hier sind besonders viele Frauen beschäftigt und bringen gutes Geld mit nach Hause.“ Unter den Top-Branchen, in denen Frauen in Dessau-Roßlau arbeiten, findet sich jedoch auch die pharmazeutische Industrie - Stichwort: Pharmapark.

Arbeitsagenturchefin sieht Gleichberechtigung zwischen Frauen und Männern in Dessau-Roßlau erlebbar

Carina Knie-Nürnberg, Arbeitsagenturchefin im Bezirk Dessau-Roßlau-Wittenberg, freut sich über das Studienergebnis. „Das ist ein gutes Beispiel für Deutschland. In Dessau-Roßlau ist Gleichberechtigung zwischen Frauen und Männern bei dem wichtigen Faktor Entgelt erlebbar.“ Die positive Situation begründet sich für die Agenturchefin aus der Historie heraus. „Die Tatsache, dass Frauen einer Vollzeitbeschäftigung nachgehen, ist in den neuen Bundesländern eigentlich selbstverständlich.“ Das bestätige sich auch in der Beschäftigungsquote der Frauen, die mit 62 Prozent in Dessau-Roßlau höher als im bundesdeutschen Durchschnitt ausfalle.

Auch Knie-Nürnberg betont, dass in der Doppelstadt viele Arbeitgeber zu finden seien, die typische Frauen-Jobs mit gleichzeitig für die Region vergleichsweise guter Bezahlung bieten. Jede siebte Frau arbeite in der öffentlichen Verwaltung. Man dürfe dabei jedoch nicht vergessen, dass das generelle Lohnniveau in Dessau-Roßlau (2 664 Euro pro Monat) deutlich unter dem Bundesdurchschnitt liege (3 209 Euro).

Ursache für Höherverdienst der Frauen liegt aber eher in den niedrigen Löhnen für Männer

Frauen als Besserverdiener? Deutschlandweit zeigt sich dieses Bild neben Dessau-Roßlau nur in Cottbus, Frankfurt/Oder und Schwerin. Dass es sich durchweg um ostdeutsche Städte handelt, ist für die Forscherin Michaela Fuchs dabei kein Zufall. Frauen hätten hier nur deshalb die Nase vorn, weil die Männer so wenig verdienen. Weil es in den neuen Bundesländern weniger industrielle Großbetriebe gebe, sei der Lohnunterschied zwischen Männern und Frauen generell geringer. Wenn dann wie in Dessau-Roßlau die wirtschaftliche Struktur „stimmt“, können Frauen sogar vorbei ziehen.

Wie es um die Lohngleichheit zwischen den Geschlechtern bestellt ist, richtet sich also wesentlich nach dem Verdienst der Männer. Und die verdienen in den alten Bundesländern noch immer sehr viel besser. Deshalb zeigt sich auch bei der Lohngerechtigkeit noch immer die deutsche Teilung. Während im Osten allgemein die Männer bis zu 16 Prozent mehr Lohn bekommen als Frauen, sind es im Westen verbreitet zwischen 25 und bis zu 41 Prozent (Bodenseekreis).

(mz)