Ein seltenes Königs-Denkmal
Waldersee/MZ. - Ein Haus, dass es eigentlich seit fast 30 Jahren gar nicht mehr gibt, war am Sonnabend Ziel zahlreicher Ausflügler, die zum Teil von weither - wie etwa der 72-jährige Franz Spieske, aus Dessau - wie Andrea Richter mit ihrer Tochter Ronja, oder auch nur über die Straße aus Waldersee herüber kamen. Ende der 60er Jahre wurde hier im Schwedenhaus das letzte Bier gezapft. Dann verfiel es, da der DDR-Staat sich nicht für Hinterlassenschaften eines Fürsten interessierte und auch das Geld für die Erhaltung fehlte. Heute erinnern nur noch sorgfältig restaurierte Mauerreste und das goldglänzende Relief des reitenden Schwedenkönigs Gustav Adolf an dieses Kleinod.
"Da drüben gab es eine Pferdeschwemme, und dort war die Badeanstalt", wies Franz Spieske in Richtung Deich. Obwohl er seine Heimat schon 1955 verlassen hat, als sein Wohnort im heutigen Waldersee noch Naundorf hieß und der Nachbarort Jonitz, hat er das einstige Ausflugsziel noch vor Augen. "Es war so schön hier. Ich erinnere mich noch gut an die Gaststätte im Schwedenhaus, in die wir immer zum Männertag eingekehrt sind", sagt der ehemalige Naundorfer, der heute in Heidenheim in Baden-Württemberg wohnt.
Auffällig oft kamen am Sonnabend die schwedischen Nationalfarben Blau und Gelb rund um das Schwedenhaus vor, ob auf den Fähnchen, mit denen der Kuchen des Waldcafés dekoriert war, auf einem Denkspiel oder auf den Kugeln eines Geschicklichkeitsspieles rund um die deutsch-schwedische Geschichte. Im vorigen Jahr wurde der 375. Todestag des Schwedenkönigs Gustav Adolf II. begangen. Vor diesem Jubiläum konnte die Kulturstiftung die Reste des Gebäudes restaurieren. Da das Schwedenhaus mit dem Königsrelief eines der größten Denkmale für Gustav Adolf in Deutschland ist, wollte die Kulturstiftung hier am Sonnabend die schwedische Seite des Gartenreiches vorstellen. "So viele Erinnerungsorte an Gustav Adolf gibt es gar nicht in Deutschland", hob Uwe Quielitzsch von der Kulturstiftung Dessau-Wörlitz die Bedeutung des Schwedenhauses hervor. Von ihm erfuhren die Besucher, dass die Stiftung mit Unterstützung des Sachsen-Anhaltischen Kultusministeriums im vorigen Jahr wenigstens die Reste des historischen Gebäudes für die Nachwelt erhalten konnte.
Was mit dem Denkmal zu DDR-Zeiten passiert ist, darauf machte Besucher Heinz Müller aus Vockerode anhand einer Seite aus dem "Eulenspiegel" des Jahres 1982 aufmerksam. In einer "Ballade vom Schwedenhaus" hatte damals der Dessauer Harry Fiebig Gedankenlosigkeit und Zerstörungswut angeprangert, der das Gebäude zum Opfer gefallen war. Und noch einen Zeitungsausschnitt hielt Müller in der Hand: Die MZ vom 30. Juli 2008, in der über das zerfallende Jagdschloss in Königendorf berichtet wird. "Steht ihm das gleiche Schicksal bevor?", fragte der MZ-Leser mahnend.
Weitaus lustiger ging es da beim "Hockerstapeln" mit Seiltrainer, Erlebnispädagoge und Forstwirtschaftsmeister Jörg Hinze zu. Eigentlich heiße der Spaßwettbewerb ja "Bierkastenstapeln", räumte Hinze ein. Passend zum Motto "Blau-Gelb" habe er aber Produkte einer bekannten schwedischen Möbelmarke für das Spiel ausgesucht. Auch das Geschichts-Kugelspiel und andere Wettbewerbe hat sich Hinze, der die Firma "Zusammenspiel" betreibt, ausgedacht.
Mutig stapelte die sechsjährige Ronja, in luftiger Höhe am Seil hängend, Hocker auf Hocker. Erst als sie das siebente Möbelstück in der Hand hielt, geriet der Turm ins Wanken. "Diese Spiele hier sind eine schöne Idee", fand Ronjas Mutter Andrea Richter.
Und wer bei Informationen und Spielen an frischer Luft Appetit bekommen hatte, der konnte sich bei Jana Renner und Evelin Wagner im Waldcafé der Kulturstiftung stärken. Der Clou: Das Kaffeewasser wurde mangels Strom über einem Feuer gekocht, der Filterkaffee auf einem Holzherd warm gehalten.