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Dubioses Gewinnversprechen Dubioses Gewinnversprechen: Frau Dähn erwartet «Besuch»

Von Claus Blumstengel 18.03.2003, 18:21

Roßlau/MZ. - Ersteres tat sie immer ("Den Spaß wollte ich mir einfach mal gönnen."). Letzteres nie.

Jetzt hat die Rentnerin einen "Geldkoffer-Schlüssel" geschickt bekommen, der - so ein Zufall - genau auf ein zugesandtes Bild passt. Die Versicherung, dass sei nun die endgültige Gewinnbestätigung, nahm Anneliese Dähn genau so wenig ernst, wie die vorhergehenden Versprechungen.

Doch als nun ein Cornelius Sehringer, angeblich "Ziehungs-Juror" von EMO, für den 7. April schriftlich und zwei Mal auch telefonisch seinen Besuch und die persönliche Übergabe der 40 000 Euro ankündigte, wurde der 70-Jährigen, die früher als Gütekontrolleurin im Hydrierwerk Rodleben, später im Möbelwerk Roßlau gearbeitet hat, doch etwas mulmig. "Ich habe Angst, dass da wirklich jemand kommt. Ich bin doch allein zu Hause und kann mich nicht wehren", schildert sie ihre Befürchtungen.

Wie die Gewinnübergabe ablaufen soll, das hat ihr EMO / Eurox haarklein aufgeschrieben, bis hin zum Kauf eines Straußes "in einem Blumengeschäft in Ihrer Nähe", wie es in dem Brief heißt. "Über den Blumenstrauß würde ich mich natürlich freuen", meint Frau Dähn schmunzelnd. Schweren Herzens musste sie ihren 900 Quadratmeter großen Garten aufgeben, als ihr Mann gestorben war und vermisst die vielen Blumen darin sehr.

Warum aber hat sich Anneliese Dähn mit dieser Geschichte an die MZ gewandt? "Diese Gewinn-Masche ist ja eigentlich 'ne lustige Nummer, aber nach dem letzten Brief bin ich ängstlich geworden", gibt die humorvolle Frau zu. "Außerdem will ich diesen Leuten mal ordentlich auf die Finger hauen", nennt sie ihr Motiv.

Firmennamen wie "EMO Ltd. Eurox" sind Manfred Schröder von der Beratungsstelle Dessau der Verbraucherzentrale Sachsen-Anhalt gut bekannt. "Die tauchen immer wieder mit unterschiedlichen Bezeichnungen auf, mal mit Sitz in London, mal in Holland", weiß er.

Die versprochenen Gewinne seien bisher nur ausgezahlt worden, wenn die Betroffenen vor Gericht geklagt hatten. "Davon ist jedoch angesichts des viel zu hohen Prozessrisikos abzuraten", sagt Manfred Schröder.

Die Ankündigung einer persönlichen Gewinnübergabe wie im Fall Anneliese Dähns ist für den Leiter der Dessauer Beratungsstelle neu. Oft stehe innen auf dem Umschlag, dass der Gewinn unter allen Einsendern aufgeteilt und nur ab einer Mindestsumme ausgezahlt wird. "Mit dem angekündigten Einschreiben werden dann wahrscheinlich diese Teilnahmebedingungen mitgeteilt, oder aber es ist eine Nachnahme", vermutet er. Die solle man aber nicht bezahlen, sondern die Annahme verweigern. Empfängern solcher oder ähnlicher Gewinnversprechen rät er: "In den Papierkorb damit." Die MZ wird über den Ausgang des "Abenteuers" von Anneliese Dähn berichten.

Ein Verzeichnis dubioser Firmen, die Versandhandel mit Gewinnversprechen verbinden unter http://home.arcor.de/drschwein/Firmen.html