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Dorffest in Sollnitz Dorffest in Dessau-Sollnitz: Trekkerparade als Familienangelegenheit

Von Heidi Thiemann 08.07.2017, 08:30
Herbert, Karola und Christian Böhme (v.l.n.r.) machen schon mal den Junkers-Traktor für die Parade in Sollnitz startklar.
Herbert, Karola und Christian Böhme (v.l.n.r.) machen schon mal den Junkers-Traktor für die Parade in Sollnitz startklar. Lutz Sebastian

Sollnitz - „Hier fährt die Chefin noch selbst“, lacht Karola Böhme. Wenn schon, denn schon, sagt sich die Sollnitzer Ortsbürgermeisterin und macht den Traktor klar für Samstag. Denn wenn am 8. Juli Dorffest gefeiert wird in Sollnitz, gibt es auch dieses Jahr wieder eine Trekkerparade.

Nicht nur die 60-Jährige ist dann dabei, sondern auch ihr Mann Herbert (63) und Sohn Daniel (40). Jeder mit einem Traktor, versteht sich. Und die sind größtenteils Marke Eigenbau.

Ein besonderer Trecker mit viel Wasserdampf

Wie der kleine blaue Cunewalder, der früher mal ein Dumper war. Mit 6 PS rattert der 1959er Jahrgang aus dem VEB Motorenwerk Cunewalde über den Hof. „Wenn mann links rumfahren will, muss man rechts lenken“, sagt Böhme, dass sie das dann lieber ihren Männern überlasse.

Trotzdem mag sie den Cunewalder. Weil der ein Wasserverdampfer ist, also ein offenes Kühlsystem hat, bei dem das Wasser, das den Motor kühlt, verdampft. Den ungenutzt lassen? Nicht bei Böhmes. „Hier kommt die Würstchenbüchse rein“, zeigt sie die Dampfaustrittsstelle, die perfekt passt.

Wenn der kleine Hunger kommt - Böhmes sind gewappnet. Aber auch viel Wasser haben sie an Bord, sagt Herbert Böhme. Denn sein „Spielmobil“ verbraucht mehr Wasser als Diesel. Dabei fasst der Wasserbehälter stolze fünf Liter. Und er ist froh, das „Schätzchen“ vor dem Schrott gerettet und gekauft zu haben. Vor 18 Jahren, zum Trekkertreffen in Möhlau ist er damit das erste Mal gefahren.

Traktoren rollen am Sonnabend wieder durch Sollnitz

Und Möhlau, sagt Ortsbürgermeisterin Böhme, war für sie gewissermaßen auch Vorbild. Denn als sie 2007 in den Ortschaftsrat gewählt wurde, schlug sie eine Traktorparade zum Dorffest vor.

„Neben dem Schlauchbootrennen brauchen wir noch eine zweite Attraktion, damit die Leute hierher kommen.“ Das hat geklappt. Und mittlerweile weiß sie: „Die Leute warten darauf.“ Die sitzen dann am Straßenrand und winken allen zu. Auch am Sonnabend soll es wieder so sein.

Beim Traktortreffen in Möhlau sind Böhmes jedes Mal dabei. Sie fahren auch zum Stationärmotortreffen nach Hundeluft oder zum Traktortreffen nach Medewitz. Denn Traktoren haben es ihnen angetan. Was eindeutig in der Familie liegt.

Familie Böhm hat selbstgebaute Junkerstraktoren

Denn bereits Herbert Böhmes Vater Waldemar „hatte schon nach dem Krieg angefangen, aus einem Junkersmotor einen Traktor zu machen“, erzählt er über die Bastelleidenschaft der männlichen Familienmitglieder. Die hat auch Sohn Daniel erfasst. Denn er hat ebenfalls einen Junkerstraktor - obwohl die ja gar nicht produziert worden sind.

Doch aus einem Junkers Gegenkolbenmotor, einem Getriebe eines Janmor-Traktors und weiteren bei E-Bay ersteigerten Ersatzteilen hat er sich seinen Trekker zusammengeschraubt. Und? „Der fährt prima!“ Karola Böhme weiß das, im vorigen Jahr war sie damit bei der Sollnitzer Traktorparade dabei.

Ob sie auch diesmal auf dem grünen Junkers sitzt oder ihrem roten Andonia aus Polen, wird sich zeigen. Und auch, was für ein Kostüm sie trägt. „Denn jedes Mal ziehe ich mich passend an“, verrät sie. Das können dann schon mal die Kittelschürze und Gummistiefel sein. Sie lacht: „Es muss doch alles Spaß machen!“

Traktorparade und Schlauchbootrennen

12 Uhr geht am Sonnabend jedenfalls der Traktor-Spaß los. Eine Stunde vorher sammeln sich die Gefährte, die auch aus Mildensee, Kleutsch, Retzau, Kakau oder Horstdorf anreisen, auf der Festwiese bei der Feuerwehr.

Gut zwei Kilometer tuckert die Parade durch den Ort. Kaum im Ziel, geht die Aufmerksamkeit rüber zum Sollnitzer See, wo 13.30 Uhr das Schlauchbootrennen startet. Ebenfalls Preiskegeln, Kremserfahrten, Tombola, Hüpfburg warten auf die Besucher, sagt Böhme.

Auch „Ferkelschätzen“ wird es wieder geben und viel andere Unterhaltung mehr am Nachmittag und Abend. Dank vieler Sponsoren und Helfer ist alles prima abgesichert, sagt sie, dass Ortschaftsrat, Heimatverein und Freiwillige Feuerwehr bei der Organisation prima an einem Strang ziehen. (mz)