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Dispo-Zins in Dessau Dispo-Zins in Dessau: Kritik an der Kritik

Von Annette Gens 21.08.2013, 20:45
Wer den Dispo nutzt, muss tief in die Tasche greifen.
Wer den Dispo nutzt, muss tief in die Tasche greifen. MZ-Archiv Lizenz

Dessau-RoSslau/MZ - Die Dispo-Zinsen bei den Dessau-Roßlauer Banken liegen nach einer Einschätzung der Stiftung Warentest im deutschlandweiten Mittelfeld. Während bei der Volksbank Dessau-Anhalt ein Dispozins von 11,9 Prozent berechnet wird und weitere vier bis fünf Prozent bei Überziehung des Dispokredites hinzukommen, werden bei der Stadtsparkasse 10,9 Prozent im Dispo und 15,9 Prozent für sonstige Kontoüberziehungen fällig.

Etwas mehr wird das Portemonnaie des Verbrauchers bei der Commerzbank strapaziert. Wer dort ein kostenloses Girokonto besitzt, zahlt 11,9 Prozent Dispo-Zinsen und 17,7 Prozent Soll-Zinsen bei Überziehung des Kreditrahmens. Es gebe aber noch ganz aktuell die Möglichkeit eines Premiumkontos, wo 9,9 Prozent Dispo-Zins und 15,4 Prozent bei Kontoüberziehung berechnet würden. Nach Auskunft der Bank sind für das Premiumkonto inklusive Premiumkarte monatlich 9,90 Euro Gebühren fällig.

Die Hypo-Vereinsbank in Dessau verlangt einen Dispo-Zins von 11,15 Prozent. Bei Überziehung des Kreditrahmens 16,15 Prozent. Die Sparda-Bank nimmt 12,38 Prozent Dispo-Zinsen. 17,38 Prozent sind hier fällig, sollte der Kreditrahmen überzogen werden. „Der Dispo ist nur gedacht, um Engpässe auszugleichen“, erklärte Sparda-Bank-Sprecher Tobias-Jacob Berten.

Höchsten Dispo-Zinssätze in Bayern und Hessen

Die Stiftung Warentest hatte für die aktuelle Ausgaben ihrer Zeitung „Finanztest“ bei einem flächendeckenden Vergleich insgesamt 1 538 Geldinstitute abgefragt und war dabei zu dem Ergebnis gekommen, dass die Geldhäuser derzeit Dispozinsen von im Schnitt 11,31 Prozent nehmen. Insgesamt 119 Geldhäuser in Deutschland verlangen Zinssätze von 13 Prozent und darüber. Die höchsten Dispo-Zinssätze hätten die Raiffeisenbank Taufkirchen-Oberneukirchen in Bayern und die Volksbank Feldatal in Hessen mit jeweils 14,75 Prozent.

Der deutschlandweite Vergleich von Banken sei reiner Populismus und dem Sommerloch geschuldet, kritisierte Dessaus Volksbank-Chef Manfred Bähr den aktuellen Finanztest. Bankbilanzen seien vielschichtiger, als Dispokredite mit den derzeit günstigen Geldanleihen bei der Europäischen Zentralbank zu vergleichen, erklärte Bähr.

Bei der Europäischen Zentralbank können sich die Geldinstitute derzeit zu einem historisch niedrigen Zinssatz von 0,5 Prozent Geld leihen. Populistisch ist für Bähr vor allem, dass man dem Verbraucher suggeriere, die Bank zu wechseln. Besser wäre es doch, der Verbraucher komme ohne einen Überziehungskredit aus. „Wir liegen im Vergleich zwar nicht schlecht, aber ich kann auch die Kollegen verstehen, die einen höheren Dispozinssatz berechnen“, sagte Bähr. Das sei ausschließlich eine unternehmerische Entscheidung.

Mit seiner Kritik steht der Volksbank-Vorstand nicht allein. „Wir betreiben in Dessau-Roßlau 14 Sparkassenfilialen. Der Aufwand, der dahinter steckt, muss finanziert werden“, erklärte Sparkassen-Vorstand Konrad Dormeier, dass die Sparkasse „nicht der billige Jakob“ sei. Rein theoretisch müsse die Bank für 45000 Kunden einen Dispokreditrahmen in Höhe von 25 Millionen Euro vorhalten. Wenn sich alle Kunden entschließen würden, den Disporahmen in Anspruch zu nehmen, bekomme nicht ein Kunde eine Absage, verdeutlicht Dormeier den Aufwand. Tatsächlich nehmen die Dessauer Sparkassenkunden durchschnittlich pro Jahr einen Dispo-Rahmen in Höhe von drei Millionen Euro in Anspruch.