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Nach kurzer Zeit beliebt Die Syrerin Abeer Haskal lernt bei der Dekita den Beruf der Erzieherin - und ist gut angekommen

Von Sylke Kaufhold Aktualisiert: 29.10.2021, 11:47
Kita-Kinder auf einem Ausflug.
Kita-Kinder auf einem Ausflug. Foto: DPA

Dessau/MZ - Seit Anfang September ist Abeer Haskal eine Auszubildende. Die 40-jährige Syrerin lernt beim Eigenbetrieb Dekita den Beruf der Erzieherin. „Das macht großen Spaß“, erzählt die quirlige Frau mit dem Kopftuch strahlend.

Man glaubt ihr das aufs Wort, wenn sie begeistert erzählt, wie sie zu Hause den Schulstoff lernt und auch die Lieder übt, die sie in der Berufsschule vortragen muss. „Da habe ich eine Eins bekommen“, berichtet sie stolz. Elf Schüler sind es in der Berufsschulklasse, Abeer ist die einzige Ausländerin. „Die Sprache ist manchmal ein Problem, viele Fachbegriffe kenn ich und verstehe ich nicht gleich“, erklärt sie. Abeer Haskal spricht sehr gut Deutsch. Sie lebt mit ihrem Mann und den beiden Kindern (17 und 14 Jahre) seit 2017 in Dessau. „Es geht gut hier, die Kinder sind in der Schule, mein Mann hat auch Arbeit in einer großen Bäckerei und ich arbeite jetzt auch.“

Für die praktische Ausbildung kommt Abeer an drei Tagen in der Woche in die Kindertagesstätte „Kinderland“ im Dessauer Süden. Arbeit sei das für sie nicht, sagt die Syrerin, die in ihrem Heimatland als Grundschullehrerin tätig war. Ihr Abschluss wird in Deutschland nicht anerkannt. Deshalb musste sie einen neuen machen.

Den Einstieg fand sie 2019 über eine Maßnahme von Jobcenter und Dekita als Sprachmittler. Neun syrische Frauen nahmen daran teil. Ziel sei es gewesen, ihnen die Kita-Betreuung nahe zu bringen und umgekehrt den Erzieherinnen die arabische Kultur, erklärt Dekita-Chefin Doreen Rach. Als zusätzliches Angebot konnten die Frauen in dem Maßnahmejahr 600 Stunden in einer Kita arbeiten und damit die Voraussetzung für eine Ausbildung zur Erzieherin erlangen. Von den neun haben das vier gemacht, eine von ihnen war Abeer Haskal. „Ich wollte von Anfang an diesen Beruf lernen“, sagt sie. Da die Ausbildungsplätze bei der Dekita voll waren, musste sie ein Jahr warten. Das Sprachmittlerprojekt ist in diesem Jahr mit elf Teilnehmerinnen neu gestartet.

Der Eigenbetrieb bietet seit 2016 eine duale Ausbildung zur Erzieherin an. In diesem Jahr haben sechs Auszubildende begonnen. Insgesamt sind es bereits 29. „Wir bieten allen einen Arbeitsplatz an nach erfolgreichem Abschluss“, macht Doreen Rach deutlich.

Im „Kinderland“ ist Abeer längst angekommen. „Ich habe hier große Freude, es macht alles viel Spaß“, erzählt sie. Kinder und Kollegen freuen sich gleichermaßen auf sie. „Ich bin total begeistert, sie ist eine Bereicherung für uns und sehr engagiert“, lobt Kitaleiterin Julia Maynicke. Beim Umgang mit den arabischen Kindern und Eltern sei sie eine sehr große Hilfe. „Die Verständigung ist einfacher und sie nimmt den Eltern Ängste. Sie fühlen sich gleich viel wohler hier, wie auch die Kinder.“ Etwa 40 ausländische Jungen und Mädchen besuchen das „Kinderland“.

Abeer wiederum freut sich, dass sie von allen ohne Vorbehalte aufgenommen wurde, sowohl von den Kollegen als auch von den Eltern. Und die Kinder haben die „Tante mit dem Kopftuch“ längst ins Herz geschlossen.