Die neue "Müllerin" Die neue "Müllerin": Iris Seidel ist die neue Leiterin der Roßlauer Ölmühle

Roßlau - „Das waren so viele neue Gesichter und Namen, die ich in wenigen Tagen kennenlernen durfte“, staunt Iris Seidel über das rege Treiben in der Roßlauer Ölmühle. Der Jüngste in der Krabbelgruppe war gerade mal ein halbes Jahr alt, der Älteste in der Skatrunde, den sie begrüßte, schon über 90. „Hier bin ich richtig“, lacht Seidel. Anfang des Jahres hat sie die Leitung des Mehrgenerationenhauses an der Rossel übernommen.
Seit September schon war die Stelle vakant, nachdem Helmtrud Ziska die Ölmühle in hauptamtlicher Funktion verlassen hatte. Weshalb Andreas Schwierz vom Vereinsvorstand froh ist, dass sie dann doch relativ schnell besetzt werden konnte. Denn das Ehrenamt war in der Zwischenzeit noch mehr gefordert als zuvor. Erst im November wurde die Ausschreibung veröffentlicht. „Ich hab’s in der Zeitung gelesen“, sagt die 47-jährige Seidel, „und wusste, das ist genau meine Stelle.“ Das sah auch der Vorstand so, der aus sieben Bewerbern wählen konnte, erzählt Schwierz.
Nach nur wenigen Tagen im Amt verrät die neue Chefin, dass sie bereits von „meiner Ölmühle“ spricht. „Ich fühle mich angekommen. Es gibt hier unglaublich engagierte Menschen.“
Iris Seidel ist gelernte Damenmaßschneiderin, diplomierte Kulturarbeiterin und hat Sozialmanagement studiert
Zuvor gekannt hat Seidel das Haus nicht. Die Natur um die Stadt hingegen schon. Die passionierte Kanufahrerin kommt aus Potsdam. „Der Liebe wegen hat es mich nach Dessau-Roßlau verschlagen“, erzählt sie und ist froh, „jetzt hier den letzten Schritt zu tun“ - und meint damit hier zu arbeiten.
Iris Seidel ist gelernte Damenmaßschneiderin, diplomierte Kulturarbeiterin, wie sie sagt, und hat auch Sozialmanagement studiert. „Ich bin ein Quereinsteiger“, der viel Erfahrung aus verschiedensten Einsatzgebieten mitbringt - weil die Projekte oftmals zeitlich befristet waren.
So hatte sie zum Beispiel beim Filmverband Brandenburg „Filme aufs Land“ gebracht, bei IQ Consult Kulturschaffende begleitet, aber auch fast acht Jahre beim Naturschutz-Föderverein „Döberitzer Heide“ gearbeitet, sich um die Buchhaltung gekümmert. Als ihre Potsdamer Freunde hörten, dass sie in der Ölmühle anfange, lacht sie, „dachten sie, ich werde jetzt Müllerin. Doch allen, denen ich das in Dessau erzählte, war das Haus ein Begriff“, freut sie sich.
Priorität in ihrer Arbeit habe, die Strukturen des Hauses zu erhalten
„Jetzt schaue ich hier erst mal“, sagt sie, um die Abläufe, Gruppen und Besucher kennenzulernen. Sie ist schon gespannt auf die Vernissage am Sonntag oder den Weiberfasching, den die Fraueninitiative vorbereitet.
Priorität in ihrer Arbeit habe, die Strukturen des Hauses zu erhalten. Dass das nicht einfach wird, weiß Seidel. Im Sommer laufen die drei geförderten 58-plus-Maßnahmen aus, Ende des Monates endet die Stelle des Bundesfreiwilligendienstleistenden. Der Kinder- und Jugendbereich um Sigrid Fleischer brauche Unterstützung... Alles ehrenamtlich zu stemmen, ginge nicht. Doch Seidel sagt: „Ich bin optimistisch.“ Und sie weiß, hier in der Ölmühle „funktioniert alles nur zusammen“. (mz)