"Dessolino" in Insolvenz "Dessolino" in Insolvenz: Neuer Betreiber für Indoor-Spielplatz gesucht

Dessau - Für den Indoor-Spielplatz „Dessolino“ in der Dessauer Brauereistraße ist am 1. Juni das Insolvenzverfahren eröffnet worden. Zum Insolvenzverwalter hat das Amtsgericht Dessau-Roßlau den Sanierungsexperten Stephan Thiemann von der Pluta Rechtsanwalts GmbH bestellt. Das hat die Firma Relation PR im Auftrag des Anwalts nach einer MZ-Anfrage bestätigt.
„Herr Thiemann hat entschieden, dass der Geschäftsbetrieb des Indoorspielplatzes weiter geführt wird. Die Öffnungszeiten und Angebote werden ebenfalls beibehalten“, heißt es in einer Erklärung. Der Insolvenzverwalter wolle vorrangig den Spielplatz auf dem denkmalgeschützten Brauereigelände erhalten und sucht einen neuen Betreiber. „Dazu werden in den kommenden Wochen intensive Gespräche mit verschiedenen Interessenten geführt.“ Der Indoorspielplatz war kurz vor Weihnachten 2010 eröffnet worden. Nach eigenen Angaben hat er jährlich 30.000 bis 35.000 Gäste.
Übernahme der Mehrkosten verweigert
Hintergrund des Insolvenzverfahrens sind offenbar Auseinandersetzungen zwischen dem Vermieter des Areals, dem Brauhausverein Dessau, und dem Betreiber des Indoorspielplatzes. Der Verein hatte den Insolvenzantrag gestellt, weil „Mietzahlungen in sechsstelliger Höhe“ nicht gezahlt worden sind, sagt der Vereinsvorsitzende , Thomas Busch.
„Wir erhoffen uns, dadurch wenigstens zukünftig den Verpflichtungen, die mit dem Brauereiareal zusammenhängen, nachkommen zu können.“ Mit Blick auf das eröffnete Insolvenzverfahren werde man sich aber nicht weiter äußern.
Der Brauhaus-Verein musste im März 2012 selbst Insolvenz anmelden: Die Kosten für ein vom Bund initiiertes Solarprojekt, ein „Demonstrationsvorhaben der Bundesregierung zur Einsparung von Co2“ waren aus dem Ruder gelaufen. „Die Übernahme dieser Mehrkosten hatte der Bund entgegen vorheriger Zusagen verweigert“, so Busch. Deshalb sei das mit fast 1,1 Millionen Euro geförderte Modellvorhaben zwar zu 90 Prozent fertiggestellt, bis heute aber nicht in Betrieb genommen werden.
Keine aktuelle Stellungnahme
Da das Brauereiareal aber „Masse zehrend“ war - es kostete mehr Geld als es einbrachte - wurde es als insolvenzfreies Neuvermögen an den Verein „rückübertragen.“ Dieser ist weiterhin voll rechtsfähig und seither auch wieder für das Areal verantwortlich. Das Problem rund um den Brauhaus-Verein ist bis heute nicht geklärt. In dem „Denkmal der Industrie“ befinden sich neben dem Indoor-Spielplatz unter anderem ein Kletterzentrum, die Archive von Kulturstiftung und Stiftung Bauhaus, Ateliers, ein „Gründerzentrum“ und eine Disko.
Vom Betreiber des Spielplatzes, Michael Neldner, gab es am Freitag keine aktuelle Stellungnahme zum Insolvenzverfahren. So blieb vorerst offen, wie es nun genau weiter gehen soll und ob der Betreiber an einem anderen Standort einen neuen Spielplatz eröffnen will.
Auch die Pluta Rechtsanwalts GmbH wollten sich nicht weiter äußern. Man sehe sich noch völlig am Anfang und werde die Suche nach einem neuen Betreiber intensivieren, um den Spielplatz im Sinne der Kinder fortzuführen. Die Richtung ist dabei nach MZ-Informationen völlig offen. Sollte es eine Gesamtlösung für das Brauerei-Gelände geben, will man der nicht entgegenstehen. (mz)