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Glühwein, Stollen, Bratwurst Dessauer Weihnachtsmarkt ist eröffnet - Wovor sich die Händler sorgen

Schon vor der offiziellen Eröffnung des Dessauer Adventsmarktes ist das Areal auf dem Markt und der Zerbster Straße gut besucht. Zu den Preisen für Glühwein und Speisen gibt es unterschiedliche Meinungen.

Von Oliver Müller-Lorey 23.11.2022, 11:00
Angela Wittler verkauft Mandeln und süße Früchte.
Angela Wittler verkauft Mandeln und süße Früchte. Foto: Müller-Lorey

Dessau/MZ - Inflation? Ukraine-Krieg? Corona? War da was? Wer am Dienstag auf dem Dessauer Weihnachtsmarkt unterwegs war, konnte den Eindruck gewinnen, die Krisen dieser Welt gibt es nicht. Oder zumindest rückten sie zwischen all den Lichtern, weihnachtlichen Gerüchen und der Musik in den Hintergrund. Zumindest für die Besucher. Für die Zeit auf dem Adventsmarkt hieß es für die meisten: Durchatmen, Stimmung genießen, mal nicht an Negatives denken.

Glühwein zur Mittagspause

Bereits vor der offiziellen Eröffnung um 16 Uhr schlenderten die ersten Besucher über Markt und Zerbster Straße und ließen sich nicht davon stören, dass der eine oder andere Händler noch letzte Vorbereitungen an seiner Bude traf. An einer Glühweinhütte trafen sich drei Arbeitskollegen in ihrer Mittagspause auf eine schnelle Tasse (Kinder)Punsch. Die Namen? Soll der Chef besser nicht in der Zeitung lesen. „Wir sind froh, dass wieder alles offen ist und es keine Zugangsbeschränkungen wie im vergangenen Jahr gibt“, sagte eine der Frauen. 2021 hatte es wegen der Corona-Pandemie noch eine Umzäunung und Einlasskontrollen mit Check des Impfstatus gegeben. „Ein unbeschwerter Weihnachtsmarkt, das hat gefehlt“, sagte der Mann in der Runde.

Einen Wermutstropfen sahen die drei aber: Der Glühwein sei viel teurer geworden. Statt zwei Euro wie in den vergangenen Jahren zahle man jetzt 3,50 Euro - ohne Tassenpfand. „Aber Weihnachten ist eben die schönste Zeit des Jahres, da gönnt man sich das“, waren sich alle einig.

Offiziell eröffnet wurde der Adventsmarkt mit dem Stollenanschnitt um 16 Uhr. Oberbürgermeister Robert Reck nahm selbst das Messer in die Hand.
Offiziell eröffnet wurde der Adventsmarkt mit dem Stollenanschnitt um 16 Uhr. Oberbürgermeister Robert Reck nahm selbst das Messer in die Hand.
Foto: Oliver Müller-Lorey

Diese Rechnung allerdings weist Dirk Merkel, der Veranstalter des Weihnachtsmarktes zurück. „Der Glühwein ist nicht teurer geworden. Zwei Euro hat der Glühwein vielleicht vor 15 Jahren mal gekostet. Der Preis ist stabil geblieben“, sagt er. Auch an den Grillständen, die Merkel betreibt, hätten sich die Preise nicht erhöht. „Was deutlich teurer geworden ist, sind die Schwibbögen und Holzartikel, wegen der Materialpreise“, sagte er.

Café Hilde mit Premiere

Auch die Glühweinverkäuferin Daniela Trappe bestätigte das. „Wir haben die Preise nicht erhöht“, sagte sie. Winzerglühwein aus dem Breisgau kostet bei ihr vier Euro, der gewöhnliche Glühwein 3,50 Euro.

Auch das Café Hilde bietet den Glühwein für 3,50 Euro pro Tasse an - allerdings in Bio-Qualität. Es ist das erste Mal, dass das beliebte Dessauer Café einen eigenen Stand auf dem Weihnachtsmarkt hat. Für die Premiere hat sich Betreiber Marcus Knak etwas Besonderes einfallen lassen: Ein beheizbares Zelt im - typisch Hilde- Wohnzimmer-Stil. Unter Lampenschirmen und in verschiedenen gemütlichen Sesseln können die Besucher, gewärmt vom Heizpilz, ihren Glühwein schlürfen und sich unterhalten.

Auf der Kunsteisbahn war zum Start  noch genügend Platz.
Auf der Kunsteisbahn war zum Start noch genügend Platz.
Foto: Müller-Lorey

Die Händler hoffen, dass die Sorgen um steigende Preise nicht allzu viele Besucher von einem Spaziergang über den Weihnachtsmarkt abhalten. Das Weihnachtsgeschäft ist für sie eine der wichtigsten Quellen im Jahr. So kommt etwa Angela Wittler mit ihrem Mann seit 30 Jahren von Wesel am Niederrhein nach Dessau, um in ihrem Wagen gebrannte Mandeln und schokolierte Früchte zu verkaufen. „Ich kann noch nicht abschätzen, ob das Geld bei den Leuten in diesem Jahr weniger locker sitzt“, sagte sie. Die Sorge sei bei ihr und anderen Händlern aber durchaus da. Zumindest an ihrem Stand müssten Kunden nur geringe Preiserhöhungen hinnehmen, versprach die Händlerin. „Bei dem ein oder anderen Produkt sind wir um 50 Cent raufgegangen.“

Stollenanschnitt mit Gedrängel

Vollkommen gratis gab es um 16 Uhr, zur offiziellen Eröffnung, ein Stück Stollen. Persönlich angeschnitten wurde er von Oberbürgermeister Robert Reck (parteilos) und Dirk Merkel. Dazu spielte ein Posaunenchor aus Aken Weihnachtslieder. Ein wenig unbesinnlich wurde es nur, als eine Gruppe Senioren sich der Bitte des Moderators widersetzte, zuerst die Kinder ans Gebäck zu lassen. „Wir stehen hier schon seit halb 4“, sagte eine Frau, die sich ein Stück Stolle griff, während einige Kinder noch warteten. Reck und Merkel nahmen es gelassen, sie konnten sicher sein, dass der von der Bäckerei Lantzsch gesponsorte Stollen reicht. Und so war es auch. Mehr als die Hälfte des Gebäcks war noch vorhanden, als die hungrigen Rentner und schließlich auch die Kinder alle ein Stück auf der Hand hatten.

Der Dessauer Adventsmarkt ist bis 23. Dezember geöffnet und damit einer der längsten in der Geschichte des Marktes. Montags bis Donnerstags ist von 10 bis 20, freitags und samstags bis 21 und sonntags von 11 bis 20 Uhr geöffnet.