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Dessauer Tanzpaar Dessauer Tanzpaar: Plötzlicher Glanz

Von Daniel George 15.11.2013, 20:51
Auch beim elften Ballturnier am vergangenen Wochenende im Dessauer Glaspalast des Berufsschulzentrums machten Katja Döring und Frank Schulnies eine hervorragende Figur. Das Dessauer Duo tanzt seit fünf Jahren zusammen.
Auch beim elften Ballturnier am vergangenen Wochenende im Dessauer Glaspalast des Berufsschulzentrums machten Katja Döring und Frank Schulnies eine hervorragende Figur. Das Dessauer Duo tanzt seit fünf Jahren zusammen. Bösener Lizenz

Dessau/MZ - Für einen Moment kommen Zweifel auf. Die Adresse stimmt. Die Uhrzeit auch. Aber den erwarteten Glanz strahlt dieses Gebäude nicht aus, eher eine gewöhnliche Büroatmosphäre, zumindest auf den ersten Blick. Kein Aufzug, sollte etwa ein Irrtum vorliegen? Einige Treppenstufen später dann Entwarnung: Ein großer Spiegelsaal kommt zum Vorschein. Katja Döring und Frank Schulnies warten schon. Die Zweifel waren unbegründet, hier wird getanzt.

„Nicht nach Platzierungen tanzen“

„Das ist unser ganzer Stolz“, sagt Trainer Ingo Berger über das Gebäude, insbesondere den großen Spiegelsaal, das im ersten Moment recht unscheinbar daherkommt. Tanzen bedeutet Eleganz, Leichtigkeit und Leidenschaft, all das strahlt die Trainingsstätte des Dessauer Tanzsportclubs zunächst nicht aus - muss sie aber auch nicht. In der Köthener Straße 64 wird trainiert, nicht geglänzt. Es geht um unzählige Wiederholungen, um Funktionalität, um die Vorbereitung für den Tanz im ganz großen Scheinwerferlicht.

„Eigentlich geht es jetzt schon fast wieder mit der Vorbereitung für das nächste Jahr los“, sagt Katja Döring, die mit ihrem Tanzpartner Frank Schulnies am ersten Novemberwochenende an den Deutschen Meisterschaften in den Standardtänzen teilgenommen hat. Nicht einmal zwei Wochen ist das her, und ihr Blick richtet sich schon wieder auf das nächste Jahr. So ist das eben als Tänzer. Döring sagt: „Eine wirkliche Pause haben wir nur zu Weihnachten und Silvester, vielleicht noch ein Sommerurlaub.“

Auch privat ein Paar

Seit fünf Jahren tanzen Katja Döring (Jahrgang 1986) und Frank Schulnies (Jahrgang 1982) nun schon zusammen, seit vier Jahren sind sie auch privat ein Paar. Erst war das Tanzen, dann kam die Liebe. „Wenn wir uns streiten, versuchen wir, das dann nicht mit nach Hause zu nehmen, sondern im Trainingssaal zu lassen“, sagt Frank Schulnies und muss schmunzeln: „Wenn man auch privat zusammen ist, dann ist man immer mehr an Lösungen interessiert. Man kann nicht einfach alles hinschmeißen.“ Nicht, dass es solch einen Moment schon einmal gegeben hätte.

Das Paar harmoniert miteinander, auf dem Parkett und abseits davon. Bei den deutschen Meisterschaften in Unterschleißheim bei München belegte das Dessauer Duo den 31. Platz. Insgesamt hatten 50 Turnierpaare eine Startmeldung abgegeben. Frank Schulnies meint: „Mit der Platzierung an sich sind wir nicht so ganz zufrieden, aber mit unserer Leistung schon.“ Die Bewertungen sind im Tanzsport recht subjektiv, feste Werte wie Zeiten oder Weiten gibt es nicht.

Und so entsteht eine gewisse Abhängigkeit vom Urteil der Wertungsrichter. „Ich versuche den beiden immer zu vermitteln, dass sie nicht nach Platzierungen tanzen sollen“, sagt Trainer Ingo Berger, „wenn man sein Tanzen verbessert, dann werden sich die Ergebnisse ganz von alleine einstellen.“ Dessau hätte deutschlandweit einen guten Ruf, meint Berger. „Die Leute wissen, dass hier sauberes Tanzen trainiert wird“, so sagt er stolz.

Noch mehr rauskitzeln

Katja Döring und Frank Schulnies sind das beste Beispiel dafür. Im nächsten Jahr möchte das Paar bei den Deutschen Meisterschaften unter die besten 24 Teams kommen, so viel darf schon verraten werden. „Wir müssen versuchen, noch mehr aus uns rauszukitzeln und über gewisse Grenzen zu gehen“, sagt Frank Schulnies mit Blick auf die nächsten Deutschen Meisterschaften. Bis dahin werden noch unzählige Trainingsstunden vergehen, eine davon an diesem kalten Montagabend im November.

Die Musik ertönt. Katja Döring und Frank Schulnies betreten das Parkett. Das Dessauer Paar schwebt über die Tanzfläche. Eleganz, Leidenschaft und Leichtigkeit - plötzlich ist all das da, anfängliche Zweifel sind vergessen. Frank Berger kann es kaum abwarten. Er möchte eingreifen, seine Tänzer korrigieren. Die nächsten Turniere spuken schon in seinem Kopf herum. Ein guter Moment, um zu gehen.