1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Dessau-Roßlau
  6. >
  7. Dessauer Original: Dessauer Original: 67-Jähriger illustriert Hobuschs Anekdoten

Dessauer Original Dessauer Original: 67-Jähriger illustriert Hobuschs Anekdoten

Von Heidi Thiemann 29.12.2013, 17:14
Manfred Bartels hat über 200 Hobusch- und zahlreiche weitere Karikaturen angefertigt.
Manfred Bartels hat über 200 Hobusch- und zahlreiche weitere Karikaturen angefertigt. Lutz Sebastian Lizenz

Dessau/MZ - Die Dienstmütze auf dem Kopf, die Dienstjacke auf den Schultern, das rote Band um den Hals und die Flasche in der Hand... das gehört zu Hobusch wie manch überlieferter Spruch. „Lieber Rum trinken als gelangweilt rumsitzen“, könnte so einer gewesen sein. Dass er aber die Herzogin beim Bade nackig gesehen hat, das ist schon ein Klassiker. Er habe gerade in der Mulde gebadet, da fuhr die Herzogin über die Brücke, hatte Hobusch, das Dessauer Original (1811-1875), zum Besten gegeben.

Diese und andere Anekdoten, sogenannte „Hobuschiaden“, wurden erst mündlich überliefert. Als erster hatte sie Karl Hooijer schriftlich festgehalten und 1923 im Anhalter Anzeiger veröffentlicht. Hooijer war Kanzlist bei der Polizeiverwaltung und gefesselt vom Mutterwitz des Dessauers, der damals schon gut 50 Jahre unter der Erde lag.

Zum 200. Geburtstag von Christoph Gottlieb Leopold Hobusch, genannt Friedrich, hatte Manfred Bartels dem Dessauer Original ein Denkmal gesetzt. Karikierend - und auch aus der Not heraus geboren. Bartels hatte sich gemeinsam mit Günter Preckel, dem Archivar bei der Anhaltischen Landeskirche, daran gemacht, den Lebenslauf von Hobusch soweit wie möglich zu erfassen und teilweise alte und neue Anekdoten, die in Dessau kursieren, aufzuschreiben. Die feschen Sprüche auch bildnerisch festzuhalten, nahm sich Bartels ebenfalls vor und deshalb Kontakt auf zu Gerhard Vontra, der Karikaturist bei der Berliner Zeitung war. „Doch leider war Gerhard Vontra kurz darauf verstorben“, bedauert Bartels.

Broschüre zum 200. Geburtstag

Er hatte ein Problem, jemanden anderen zu finden, der die Hobuschiaden illustriert. So machte der Rentner aus der Not eine Tugend, griff selber zu Stift und Papier. „Mein Enkel hatte sich darüber gefreut“, erinnert sich der 67-Jährige über die ersten Versuche. Und so entstand eine Karikatur nach der anderen, aus anfangs geplanten 40 sind mehr als 200 geworden. Einige davon sind auch veröffentlicht in einer Broschüre, die Bartels 2011 in Erinnerung an den 200. Geburtstag des Dessauer Originals herausgeben hat.

Doch Hobusch hat Manfred Bartels nicht erst seit Kurzem gefesselt. Als er beim damaligen VEB Elektromotorenwerk Abteilungsleiter war, hatte er einen Kollegen namens Hobusch. Ob der wohl mit dem berühmten Original verwandt sei, wie man erzählte? Heute weiß Bartels es genau: Verwandte von Christoph Gottfried Hobusch gibt es noch in der Stadt. Der Kollege von damals sei jedoch nicht dabei. Gemeinsam mit Kirchenarchivar Preckel hatte der Hobbyhistoriker in vielen Archiven geforscht, ebenso im stadtgeschichtlichen Museum, im Standesamt, bei der Friedhofsverwaltung, auch beim Amts- und Nachlassgericht. „Dabei haben wir herausgefunden, wer der Original-Hobusch ist“, schmunzelt Bartels.

Niemand war vor dem Witzbold sicher

Er weiß auch, mitunter ist der Suffkopp zu Lebzeiten mit seinem Bruder Carl Friedrich verwechselt worden. Wenn dieser nämlich auf dem Markt aufgrund seiner Epilepsie umfiel, machte schon mal schnell die Runde, dass Hobusch wohl wieder einen über den Durst getrunken hatte...

Und wenn Hobusch zu tief ins Glas schaute, löste das bekanntlich auch seine Zunge. Ob Obrigkeit oder Zeitgenossen, niemand war vor dem schlagfertigen Witzbold und armen Schlucker sicher. Übelgenommen aber hatte man ihm das wohl nicht. Und so kann man noch heute schmunzeln über die Sprüche, „die er so gesagt hatte oder gesagt haben könnte“, wie Bartels gesteht. Denn mitunter hat er Hobuschs flotte Zunge auch in die Neuzeit transferiert. Etwa, wenn Hobusch der Meinung ist, dass man Geld am besten in Alkohol anlegen sollte. Wo bekommt man sonst heute bis zu 35 Prozent?