Dessauer Innenstadt Dessauer Innenstadt: Volksbank prüft Umbau in der Ratsgasse

Dessau - Raus, alles muss raus. Ein Tisch wechselt für 10 Euro den Besitzer. Ein Stuhl verlässt den VorOrt-Laden für 15 Euro. Auch Bücher verschiedener Genre und Plakate finden zum Räumungsverkauf in der Ratsgasse 1 neue Besitzer. „Je mehr raus geht, desto weniger muss mit umziehen“, ist Masihne Rasuli mit dem Ergebnis nach der ersten Stunde nicht unzufrieden. Als aktuelle Verantwortliche des VorOrt-Ladens ist die Design-Studentin mitverantwortlich für den möglichst reibungslosen Ablauf des derzeit größten Projekts des VorOrt-Ladens: den Umzug. Zum Jahresende endet der Mietvertrag mit der Eigentümerin des Gebäudes, der Volksbank Dessau-Anhalt. Fast fünf Jahre studentischen Lebens schräg gegenüber dem Rathaus sind dann Geschichte.
Wer noch einmal den VorOrt-Laden in der Ratsgasse 1 besuchen will, kann das tun. Bereits am heutigen Montag wird es tiefgründig in der „Philosophy Night“, wenn auf Englisch ab 20 Uhr über das Leben diskutiert wird. Am Sonnabend, 12. Dezember, wird von 14 bis 21 Uhr zum „Weihnachts Pop-Up Markt“ eingeladen. Es gibt ausgefallene Geschenke. Am Mittwoch, den 16.Dezember, steigt dann ab 19 Uhr die „Kehraus-Party“.
Die Bank will ihre Dessauer Zentrale umbauen. „Die derzeitige Lösung ist nicht befriedigend“, sagt Manfred Bähr, der Vorstandsvorsitzende der Volksbank. Die Kundenräume könnten zukünftig repräsentativer an die Seite ziehen, wo jetzt noch der VorOrt-Laden untergebracht ist. „Konkrete Umbaupläne gibt es aber noch nicht.“
Ausloten der finanziellen Möglichkeiten
Fest steht zum jetzigen Zeitpunkt nur, dass die Versorgungsmedien wie Heizung, Strom und Wasser im Ladenbereich abgeklemmt werden sollen, damit sachverständige Gutachter Probebohrungen unternehmen, den Sanierungsbedarf bestimmen und erkunden können, inwieweit grundlegende bauliche Veränderungen im Gebäude möglich sind. Erst danach soll ein Architekturbüro beauftragt werden. Auch die finanziellen Möglichkeiten müssen ausgelotet werden. „Wir gehen da mit Maß ran und bauen keinen Palast auf Kundenkosten“, erklärt der Vorstandsvorsitzende. Der Zeitplan bis zur vollständigen Umsetzung jedenfalls ist noch ungewiss. Ein Anfang soll im neuen Jahr gemacht werden.
Zum langjährigen Untermieter zieht Bähr ein positives Fazit. „Die jungen Leute haben die Stadt mit ihrem Projekt ganz gut bespielt.“
Verhandlungen über neue Projekte
Und das wollen sie auch weiterhin. „Wir verhandeln gerade über neue Objekte in der Innenstadt“, sagt Rasuli. Nach Möglichkeit soll ein konkreter neuer Standort in den nächsten Tagen feststehen und der neue Mietvertrag damit noch vor den Weihnachtsfeiertagen unterschriftsreif sein. Die DWG hat sich bereit erklärt, dem VorOrt-Laden im Dessauer Zentrum einen ihrer leerstehenden Gewerberäume ähnlich wie die Volksbank zu einem symbolischen Preis zur Verfügung zu stellen.
Bereits als das studentische Vor-Ort-Projekt „VorOrt-Laden“, das den Campus und die Ideen der Design-Studenten zur Belebung Dessaus in die Innenstadt bringen sollte, im Sommersemester 2010 startete, war der größte Dessau-Roßlauer Vermieter ein Geburtshelfer. Damals wurden leerstehende Gewerberäume an der Museumskreuzung, wo heute die Lokalredaktion der Mitteldeutschen Zeitung ihren Sitz hat, den Studierenden überlassen. Bald darauf bot die Dessauer Volksbank in ihrem Gebäude, in Nachbarschaft zum Rathaus-Center und dem Dessauer Rathaus freie ehemalige Geschäftsraume „VorOrt“ an.
Neue Akzente sollen gesetzt werden
Dort ist das studentische Leben in Dessaus Zentrum ordentlich aufgeblüht. Die „studentische Spielwiese“ zog sich mitunter bis auf den Marktplatz. Picknicks wurden veranstaltet. Es wurden Vorträge gehalten, Konferenzen durchgeführt, das erste Dessauer Reparaturcafé etabliert und im vergangenen Jahr in der Aktion 24/7 der VorOrt-Laden und die Freifläche davor eine Woche lang durchgehend bespielt und belebt. „Das ist ein besonders guter Standort für unser Anliegen gewesen“, resümiert Rasuli. „Das ist ein Stück Identität geworden“, sagt Christian Treffler, Designer und Mitstreiter der ersten Stunde. Im neuen Domizil will man das Bewährte mitnehmen, aber auch neue Akzente setzen. „Die Leute“, sagt Sauli, „sollen sich überraschen lassen.“ (mz)