Spenden für Erdbebenopfer Dessauer Gastronom Gürcan Gönen startet Hilfsaktion nach Katastrophe in der Türkei und Syrien
Die Familie des Dessauer Gastronomen Gürcan Gönen ist selbst betroffen vom schweren Erdbeben in der syrisch-türkischen Grenzregion. Nun hat er eine Spendenaktion gestartet. Was besonders gebraucht wird und wo Spenden entgegen genommen werden.

Dessau/MZ - Eine Spendenaktion für Erdbebenopfer in der Türkei und Syrien hat Gürcan Gönen gestartet. Der Mann, der in der Zerbster Straße das „Alibaba“ betreibt, stammt selbst aus der Türkei und will Menschen helfen, die vom schlimmsten Erdbeben der jüngeren Geschichte betroffen sind.
Auf mehr als 17.000 ist die Zahl der Todesopfer gestiegen, Zigtausende haben ihr Zuhause verloren. „Auch meine Familie ist betroffen“, sagt Gönen mit leiser Stimme. Vier Mitgliedern hat das Beben in der Nacht zum Montag das Leben gekostet.
Gönens Vorfahren kommen aus Kappadokien, wo Erschütterungen auch zu spüren waren. Zerstörungen und Tote gab es dort zum Glück nicht. Anders in Adana und Hatay im Osten der Türkei, wo ein Großteil seiner weitverzweigten Familie lebt. „Das sind alles Leute, die ich auch kenne“, sagt Gönen. Von manchen bleibt jetzt nur die Erinnerung. Eine Tante mit ihrem Ehemann und ihre beiden Kinder, nach denen verzweifelt gesucht wurde, sind am Mittwoch gefunden worden - leblos unter Trümmern. Für sie kam jede Hilfe zu spät.
Überlebende helfen sich gegenseitig - ein Onkel hat acht Familien bei sich aufgenommen
„Es gibt dort so viele umgestürzte Häuser. Die Straßen sind größtenteils zerstört. Dadurch kommen Helfer nicht so richtig voran“, schildert Gönen. Die Suche nach weiteren Menschen unter den Trümmern wird zu einem Wettlauf mit der Zeit. Die Menschen, die Familienmitglieder vermissen, sind verzweifelt. Viele verbringen die Nächte aus Angst vor neuen Beben auf der Straße.
Täglich telefoniert Gönen mit Familienmitgliedern, hält den Kontakt. Darunter zu einem Onkel, der im Erdbebengebiet einen Laden hat. Zum Glück ist dem Onkel bei dem Beben nichts passiert. „Er hilft, so gut er kann. Er verteilt kostenlos Essen an die Familien, die nichts mehr haben“, schildert Gönen. Erst vor einem halben Jahr habe der Onkel sein neues Haus bezogen. Angst, dass es noch zusammenbrechen könnte, habe er nicht. „Das ist sicher“, sagt der Dessauer. Das Haus biete nun nicht nur der Familie des Onkels ein Dach über dem Kopf. „Er hat acht andere Familien bei sich aufgenommen.“

Bis einen Tag vor dem Erdbeben war Gürcan Gönen noch selbst in der Türkei - zur Beisetzung seines Vaters. Kaum zurückgekehrt, trifft ihn die Nachricht vom Erdbeben wie ein Schlag. Es war ein komisches Gefühl, das ihn beschlichen hatte, sagt er. „Man denkt an die vielen Menschen.“ Und der Gastronom weiß, er muss helfen, denn die Menschen in dem Katastrophengebiet brauchen Unterstützung. Erste eigene Spenden hat er nach Berlin gebracht, wo es mehrere Sammelstellen gibt. Nun richtet er eine eigene Sammelstelle ein.
Babysachen und -nahrung sowie warme Kleidung für Kinder werden gebraucht
Neben dem „Alibaba“ in der Zerbster Straße 26 gibt es einen noch leerstehenden Laden, in dem er bald einen Feinkostladen einrichten will. Jetzt kann er noch als Lager dienen. Weshalb Gönen aufruft, zu spenden. „Es werden vor allem Sachspenden für Babys benötigt“, sagt er: Windeln, Babynahrung und warme Bekleidung für Babys und Kinder. Auch Stiefel und Decken werden dringend gebraucht, denn es ist eisig kalt im Erdbebengebiet.
Die Spenden sollten am besten verpackt abgegeben werden. Auf den Kartons sollte stehen, was sie enthalten. Aber auch nicht verpackte Sachspenden werden angenommen. Spender werden gebeten, die Sachen bis zum Mittwoch zu bringen und sich im „Alibaba“ zu melden.
Ob Gönen dann die Spenden nach Berlin bringt zu den Sammelstellen oder sich selber auf den Weg in die Türkei macht, das ist noch nicht entschieden.