Dessau und Bitterfeld-Wolfen Dessau und Bitterfeld-Wolfen: Bundeskartellamt prüft Zusammenschluss der Kliniken

Dessau/Bitterfeld - Die Pläne hatten die Stadt Dessau-Roßlau und der Landkreis Anhalt-Bitterfeld damals auf neutralem Boden vorgestellt. Eine Fusion des Städtischen Klinikums in Alten und des Gesundheitszentrums Bitterfeld-Wolfen war das Ziel. Inzwischen sind zwei Jahre vergangen, seit der Prüfauftrag gestellt wurde. Der Weg ist lang und das Verfahren beim Bundeskartellamt zieht sich. Allerdings gibt es nun Signale aus Bonn: „Inzwischen liegen alle Arbeitsergebnisse vor und die Zahlenwerke werden im Detail geprüft“, heißt es in einer gemeinsamen Erklärung der Kliniken auf MZ-Anfrage. Auch ein Termin beim Bundeskartellamt steht an.
Kampf im Wettbewerb
Ob und wann ein Zusammenschluss erfolgen könnte, ist derzeit nicht klar. Damals war von drei bis fünf Jahren ausgegangen worden, an deren Ende die Fusion stehen könnte. Ziel ist es, die Kräfte in einem kommunalen Großklinikum zu bündeln, um im harten Wettbewerb bestehen zu können. Es geht um Patienten, Fördermittel, Investitionen, Fachkräfte und Qualität.
„Wir sind davon überzeugt, dass ein Zusammenschluss die Zukunft beider Krankenhäuser solide sichern würde“, sagt der Anhalt-Bitterfelder Landrat Uwe Schulze (CDU). „Eine Fusion würde beide Einrichtungen wirtschaftlich stärken und die kommunale Trägerschaft jeweils erhalten“, erklärt Jens Krause, Beigeordneter für Gesundheit, Soziales und Bildung der Stadt Dessau-Roßlau.
Der Wettbewerb der Krankenhäuser hatte in den vergangenen Jahren auch zu einem Konzentrationsprozess geführt. Entstanden sind große Klinik-Verbünde. In Sachsen-Anhalt beispielsweise der Rhön-Helios-Klinik-Verbund, zu dem auch Häuser im Umfeld der Region gehören. Zusammenschlüsse schaffen Synergien, um wirtschaftlicher zu arbeiten, gezielter zu investieren, sie ermöglichen auch eine weitere Spezialisierung und den Ausbau von Fachbereichen. Zudem könne die Versorgung in den Medizinischen Versorgungszentren (MVZ) im Verbund gefestigt und ausgebaut werden, teilen die Krankenhäuser mit.
Klinikum in Alten hat 700 Betten und über 1.400 Mitarbeiter
Das Klinikum in Alten hat 700 Betten und über 1 400 Mitarbeiter, die sich im Jahr 2015 stationär um rund 29 000 und ambulant um etwa 67 000 Patienten kümmerten. Im Jahresabschluss 2015 stand ein Überschuss von 4,6 Millionen Euro. Dazu kommen ein MVZ, ein Altenpflegeheim und ein eigener Kindergarten.
Das Gesundheitszentrum Bitterfeld-Wolfen hat 430 Betten und rund 900 Mitarbeiter. Behandelt werden laut eigenen Angaben jährlich etwa 20 000 Patienten stationär und 30 000 ambulant. Zum Gesundheitszentrum gehören auch zwei Tageskliniken, ein MVZ sowie ein Seniorenpflegeheim. 2015 hatte das Krankenhaus einen Verlust von rund 840 000 Euro gemacht. Die Abschlüsse für 2016 liegen in beiden Kliniken noch nicht vor.
Über eine mögliche Fusion wird seit einigen Jahren diskutiert. Die Hürden sind allerdings hoch. Das Bundeskartellamt muss prüfen, ob ein Zusammenschluss wettbewerbsrechtlich zulässig ist. Prüfer hatten in den vergangenen Monaten zahlreiche Unterlagen angefordert. Eingereicht werden mussten Bilanzen und wettbewerbsrechtliche Marktanalysen.
Umsätze werden geprüft
Betrachtet werden die Umsatzerlöse der Kliniken und auch die Erlöse aller Unternehmen, an denen Dessau-Roßlau und Anhalt-Bitterfeld beteiligt sind. Das Kartellamt prüft, ob ein Schwellenwert von 500 Millionen Euro durch eine Fusion überschritten wird. Ebenso wird ermittelt, welche Marktanteile eine Großklinik erreichen würde. „Eine Fusion der Kliniken dürfte zu keiner Marktbeherrschung führen“, heißt es in der Erklärung.
Offen ist die Frage der Betriebsform: Das Städtische Klinikum ist ein Eigenbetrieb, das Gesundheitszentrum eine gemeinnützige GmbH. Zur prozentualen Beteiligung hatte Landrat Schulze 2015 gesagt: Unter „fifty-fifty“ gehe nichts. Auf Nachfrage bleibt er bei dieser Aussage. Die Dessauer Klinik erklärte: „Uns ist wichtig, dass sich die möglichen Partner auf Augenhöhe begegnen.“
(mz)