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Dessau-Roßlau Dessau-Roßlau: Zurück in die Heimat

Von HEIDI THIEMANN 17.12.2010, 19:29

DESSAU/MZ. - Das ganze Gesicht scheint nur aus den dunklen Augen zu bestehen. Augen, die leuchten. Augen, die lachen. Es sind die Augen von Fatima Hasan Jameel, jener jungen Irakerin, die durch die Initiative ihrer beiden in Dessau-Roßlau lebenden Brüder Salahaddin und Ishan nach Deutschland zur Behandlung einreisen konnte.

Fatima war nach einem schweren Auto-Unfall im Irak erblindet. Nun, sagt sie, könne sie auf einem Auge wieder sehen. Und auch für das andere Auge gebe es Hoffnung, dass sich die Sehkraft bessert. "Ich bin allen so dankbar, dass sie mir geholfen haben", erzählt die 30-Jährige.

Aber Sonnabend heißt es für die junge Frau Abschied nehmen von ihren beiden Brüdern, von Dessau. Am Morgen hebt ihr Flugzeug in Leipzig ab, am Vormittag geht es von Frankfurt aus nach Erbil in den Irak weiter. "Bestimmt wird dort die ganze Familie am Flughafen auf Fatima warten", schmunzelt Fatimas Bruder Salahaddin Brefki.

Schon während der acht Wochen, in denen Fatima in Dessau weilte und von vielen Ärzten behandelt worden war, wurde ständig Kontakt mit den Eltern, den beiden Schwestern und einem Bruder im Irak gehalten. "Alle wollten wissen, wie es ihr geht. Und alle in der Familie sind auch dankbar über die große Hilfe", sagt Brefki. Denn im Irak konnte seiner schwer verletzten Schwester nicht adäquat geholfen werden. Im Dessauer Klinikum aber erkannten die Ärzte, dass ihr Schädel gebrochen war, dass dadurch auch Lebensgefahr bestand. Fatima wurde im Klinikum operiert. Auch Zahnärztin Claudia Udet und die Mund-Kiefer- und Gesichtschirurgiepraxis von Gregor Hundeshagen behandelten die junge Frau, die bei ihrem Besuch in der MZ-Lokalredaktion deshalb allen Ärzten und Schwestern Dank sagte. Nicht nur für die freundliche Behandlung und dafür, dass sich alle rührend um sie sorgten, sondern auch, weil das Klinikum und die Ärzte die Kosten dafür trugen.

Doch wäre ihr Schicksal im Vorfeld nicht öffentlich gemacht worden, wer weiß, ob sie überhaupt je nach Dessau hätte reisen können, überlegt Fatima. Denn es gab große Schwierigkeiten mit der Erteilung eines Einreisevisums, um das sich ihre beiden Brüder Salahaddin und Ihsan sowie Razak Minhel vom Multikulturellen Zentrum monatelang bemühten. Die Mitteldeutsche Zeitung berichtete darüber.

Doch das alles liegt mittlerweile weit zurück. Und vor Fatima liegt ihre Heimat, die sie mit neuen Augen sehen kann. Die sie nun auch wieder festeren Schrittes betreten wird, denn alleine laufen war ihr seit dem Autounfall nicht möglich. Nun aber, freut sie sich, könne sie sich mit ihren Schwestern zu Hause um ihre betagten Eltern kümmern. Doch eines sei gewiss, versichert Fatima beim Abschied: "Ich vergesse Deutschland niemals. Ein Teil meines Herzens bleibt für immer hier." Kommentar