Dessau-Roßlau Dessau-Roßlau: Zukunft der Jugendstilhalle in Paintball-Arena oder Club?
DESSAU/MZ. - Darf man das? Schießen, wo einst Hugo Junkers, nach dem Ersten Weltkrieg zum Pazifisten geworden, einst produziert hat? Wenn es nach zwei Studenten geht, Teilnehmern der achtwöchigen Summer School an der Hochschule Anhalt, dürfte man nicht nur, sondern sollte das unbedingt tun. Motto: Mit Waffen in die Zukunft.
Was sich martialisch anhört, ist tatsächlich weitaus harmloser: den beiden schwebt vor, mit einer Paintball-Arena die wirtschaftliche Basis für den Erhalt der Jugendstilhalle auf dem Junkalor-Gelände zu legen. Dort herrscht seit Jahren Leerstand, die Gebäude verfallen und inzwischen sind die Abrissbagger unterwegs. Deren Anrücken konnte der Verein Industriekultur Hugo Junkers nicht verhindern, nachdem sein Gesamtkonzept im Bauausschuss durchgefallen war. Doch immerhin verständigten sich Verein, Stadt und Hochschule auf ein Moratorium: die ehemalige Montagehalle soll nicht sofort fallen, die Hochschule bis September Konzepte für deren Nutzung vorlegen.
Stephan Pinkau, lehrt als Professor an der Hochschule Computer Aided Design und Baukonstruktion und leitet die zugleich die internationale Sommerschule, an der vor allem Studenten aus den USA teilnehmen. Mit der Entwicklung der jüngsten Monate ist er höchst zufrieden: dass Hochschule, Stadt, Bauhaus und Vereine zusammenfinden, um sich gemeinsam einem Thema zu widmen, ist neu. Und, dessen ist er sich sicher: niemand wird im Ergebnis die historische Halle so leicht abräumen - "wenigstens nicht ohne Bedauern".
Zehn Studien sind es, die am Donnerstagvormittag im Foyer des Aquariums auf dem Campusgelände vorgestellt werden. Die Aufgabe der Studenten: ein Konzept zu entwickeln, das mit wenig Geld gestartet werden kann, um damit zuerst die Halle zu sichern, und das Ausbaumöglichkeiten bietet. Die Idee sollte auch unter ökonomischen wie ökologischen Aspekten betrachtet werden.
So gibt es einige Punkte, die in fast allen Entwürfen auftauchen: die Regenwasserrückhaltung, das Recycling von Baumaterial, die Photovoltaik und - um auf Heizung verzichten zu können - ein im Winter unterbrochener Betrieb. Viele Entwürfe versuchen, den großen Hallenraum möglichst variabel zu gestalten, mit verschiebbaren Wänden oder gar einer auf Gleisen laufenden Bühne, um so möglichst viele unterschiedliche Nutzungen zu ermöglichen. Die einen wollen Clubs und Proberäume unterbringen, andere eine Werkstatt, an der - mit Bezug auf die Vergangenheit der Halle - an historischen Fahrzeugen geschraubt werden kann. Es gibt die Idee eines Museums oder den Plan, regelmäßige Workshops einzurichten. Und nicht wenige der Arbeiten verstehen die Halle als Ergänzung und Erweiterung des Bauhauses, sei es als Trittstein auf der Achse Bauhaus - Siedlung Törten oder als Teil einer Kette.
Die Präsentation war Abschluss einen kleinen Wettbewerbs, dessen Preisgelder Linken-Fraktionschef und Vorsitzender des Bauausschusses des Stadtrates Ralf Schönemann bei den Stadtwerken und der ÖSA-Versicherung eingeworben hatte. Die Jury vergab den ersten Preis an "The Music Hangar" von Ainsley Wagoner und Jenna Clem, zwei zweite Preise gingen jeweils an Berthyves Brouard und Jasmine Kinard sowie Steven Chitwood und Margaret Sullivan.