Dessau-Roßlau Dessau-Roßlau: Tierpark zeigt sich auch alltags wie aus dem Ei gepellt
DESSAU/MZ. - Am Ende klettern die Zahlenangaben in die Hunderte. Und bleiben doch nur grob geschätzt. Zuletzt landen Christine Kilz, Daniela Wolf und Ulrike Wienhold in der Addition bei etwa 750. Aber Tierparkleiterin Kilz hebt gleich wieder abwehrend die Hände: "Das ist wirklich nur eine fiktive Zahl." Gefragt war nach der Anzahl der Eier, die alljährlich in der registrierten Fauna des Dessauer Lehr- und Naturparks gelegt und bebrütet werden.
Es geht also um die Vögel, um das Revier von Zootierpflegerin Daniela Wolf. Neben Großpapageien, Greifvögeln und stattlichen Laufvögeln beanspruchen auch die Ziervögel und Exoten in den Volieren genauso wie die Enten, Hühner und Gänse Zuwendung. Und das an jedem Tag und bei jedem Wetter.
"Die Tiere sind stets zu versorgen", weiß Christine Kilz. Und die geflügelten Zeitgenossen wiederum halten die Tierpark-Mannschaft durchweg auf Trab. Und präsentieren manche Überraschung. "Wir wollen die Tiere so wenig wie möglich stören. Umso gespannter sind wir dann, was schließlich aus Ei und Nest schlüpft."
Bei den Großpapageien aber lässt sich die aktuelle Brut ohne Kopfstände überwachen. Je ein Paar Gelbbrustaras, Gelbnackenamazonen und Gelbhaubenkakadus mühen sich redlich um Nachwuchs, der im Durchschnitt einmal im Jahr schlüpft. Absolute Ausnahme war das Jahr 1995, als die Aras vier Jungvögel ausbrüteten.
Die 19 Zwergwachteln dagegen intensivieren ihre Brut und legen täglich Eier. Ununterbrochen an Nachwuchs arbeiten auch die Wellensittiche, die bis zum Herbst in zwei bis drei Bruten Gelege mit fünf bis sechs Eier ausbrüten.
Amüsiert beobachten die Tierpfleger das Geflatter in der Voliere der Agarporniden, den Haltern von Ziergeflügel sind sie auch unter dem Synonym als "Unzertrennliche" ein Begriff. In der "Beziehungskiste" dieser Vielfarbensittiche erlebt die Dessauer Einrichtung seit Jahren ein unzertrennliches Trio - mit einem Hahn und zwei Hennen!
Was die Gelege betrifft, offeriert der Lehrpark im Terrarium den Gästen eine besondere Schauvitrine, nicht auf die Osterfeiertage reduziert. Hier zeigt das Tierpark-Team die Eierschalen. Die größten Eier - in etwa vom Format eines Rugby-Balls - legt Hilde, die Nandu-Henne. Im Frühling hat der große Laufvogel schon fünf Eier hervorgebracht - und sie unbesorgt ihrem Nandu-Hahn Giesbert in Brutpflege überlassen. Der rollt sich die Eier zu einem ihm genehmen Platz und brütet sie dann aus. "Mit seinem Lager aber ist er sehr wählerisch", seufzt Daniela Wolf. "Seine Mulde könnten wir ihm am liebsten jeden Tag wieder aufschütteln."
Die elliptische Eiform ermöglicht dem Laufvogel das Heranrollen der Eier. Bei Nesthockern hingegen finden sich oftmals wie bei den Säbelschnäblern kreiselförmige Eier. Diese "Unwucht" lässt das Ei nicht so einfach wegrollen, sondern hält es auch bei möglichen Anschubsern am Platz. Nahezu kugelrund erscheinen hingegen die Eier von Uhu und Eule. Aus deren Höhlen können die Eier auch bei Windstößen nicht hinausfallen.
Auch im Vergleich zu den bunt gefärbten Ostereiern, die am Sonntag im Tierpark versteckt waren, brauchen sich die naturfarbenen Eier nicht zu verstecken. Zweifarbig gesprenkelt erscheinen die Wachteleier, dreifarbig mit einem Grünschatten sogar die Sperlings-Gelege. Ein Emu-Ei kommt in der in der Natur im leuchtenden Türkis daher und aus dem Amsel-Nest schimmert es grün, die Natur spielt in vielen Farben.
Nicht zu sehen hingeben sind die Eier der Reptilien, weiß Ulrike Wienhold, die unter anderem das Terrarium betreut, dass die Schlangen, Echsen und Schildkröten ihre Eier vergraben. Hier kommt es darauf an, den Tieren ein Angebot zur Eiablage zu machen, damit die Reptilien nicht im "Lege-Not" kommen und ihre Nachkommen vor Fressfeinden schützen können.
Aber selbst die kleinsten Vögel verteidigen ihre Brut nach allen Kräften. "Da wird gehackt, gebissen, getreten, gekratzt", erzählt Christine Kilz. Und wenn der technische Tierparkleiter die Eier für den Brutapparat einsammelt, dann wird Rainer Kilz zum "Hausfeind Nr. 1" in der Watvogelanlage erklärt und reihum böse angezischt. Mit dem modernen Brutapparat und der einschlägigen Erfahrung der Mitarbeiter hat der Dessauer Tierpark aber inzwischen bei Hühnervögeln eine 100-prozentige Schlüpfrate erreicht.
Und die Hühner schließlich bringen die Eier hervor, die im gekochten Zustand auf dem Speiseplan der Tierparktiere landen. 60 Stück pro Woche lassen sich Bären, Affen, Papageien und Echsen schmecken. Und selbst in der Vogelwelt gibt es Weichfutterfresser. So pickt auch der Häherling gern in ein feingeraspeltes Hühnerei.