Dessau-Roßlau Dessau-Roßlau: Nierenzentrum bleibt, wo es ist
dessau/MZ. - Patienten erzählen es, Taxifahrer bringen es mit, andere Arztpraxen fragen nach: Das KfH Nierenzentrum im Kastanienhof 1 soll geschlossen werden? "Nein, das stimmt nicht", versuchen Carola Striebing, Ärztliche Leiterin der Dialyse, Jana Hildebrandt, stellvertretende Stationsleiterin, und ihre Kolleginnen sich seit Monaten gegen dieses Gerücht zu wehren. "Wir wissen nicht, wo es herkommt, wir wissen nur, es ist da - und es hält sich hartnäckig", erzählt Jana Hildebrandt und ist sichtlich verzweifelt.
Denn inzwischen haben die Gerüchte Folgen. "Zu uns kommen spürbar weniger neue Patienten", berichtet Dr. Carola Striebing. Etwa seit Mitte vorigen Jahres sei diese Entwicklung spürbar. Dabei hatte das Dialyse-Team im Herbst vorigen Jahres gedacht, die Gerüchte ausgeräumt zu haben. Doch nach einer kurzen Pause sei es wieder losgegangen. "Für uns und unsere Patienten ist dies inzwischen eine verheerende Situation." Denn auch die Patienten hören von den Schließungsgerüchten und sind beunruhigt. "Viele haben Angst, dass sie hier wegmüssen", weiß Jana Hildebrandt. Auch Thomas Drechsler ist beunruhigt. Seit nunmehr 13 Jahren kommt der 44-Jährige von Wolfen hierher. "Das ist hier mein zweites Zuhause geworden, hier fühle ich mich wohl, es würde mich hart treffen, wenn es geschlossen würde", sagt er.
76 Männer und Frauen zählt die Patientenkartei. Die jüngste ist 22 Jahre alt, der Senior stolze 96. Der dienstälteste Patient, so Schwester Jana, komme bereits seit 27 Jahren zur Dialyse. Nicht nur in Dessau wohnen die Patienten, auch aus Zerbst, Coswig, Sandersdorf, Gräfenhainichen kommen sie.
Insgesamt gibt es in Dessau zwei Möglichkeiten, ambulant zur Dialyse zu gehen: das Nierenzentrum und eine Dialysepraxis auf dem Klinikgelände. Das Klinikum selbst hat auch Dialysebetten, die aber sind den Patienten der Station vorbehalten. Eine Kooperationsvereinbarung, die das Nierenzentrum bis zum Jahresende 2011 mit dem Klinikum unterhielt, wurde gekündigt. Wie aus dem Büro der Klinikverwaltungsleitung zu erfahren war, gebe es aber bereits intensive Gespräche, diese Vereinbarung wieder zu erneuern.
"Einen Schließungsbeschluss kann nur unser Vorstand fassen", betont Jana Hildebrandt, "und das hat er nicht getan und hat er auch nicht vor." Stattdessen seien seit dem 1. Januar alle Schwestern direkt beim KfH angestellt. Zuvor hatte es eine so genannte Personalgestellung mit dem Klinikum gegeben.
Thomas Drechsler und all die anderen Patienten fühlen sich nicht nur wegen der guten fachlichen Betreuung im Nierenzentrum wohl. Auch das Miteinander stimme. Zum Geburtstag gibt es vom Personal ein Ständchen und ein kleines Geschenk, auch Ostern und Weihnachten wird mit kleinen Aufmerksamkeiten an die Patienten gedacht. Rosenmontag wird gemeinsam gefeiert - und die Patiententreffen mit Angehörigen lässt sich keiner nehmen. Denn dort gibt es nebenbei wertvolle Tipps zur Ernährung. "Für uns ist diese Rundum-Betreuung der Patienten Arbeitsmaxime", betont Carola Striebing. "Wir kümmern uns nicht nur um ihre Dialyse, sondern um ihr gesamtes Wohl." Stolz berichten die beiden, dass es jetzt auch Internet-Zugänge für die Patienten gibt. "Die Jüngeren haben sich darüber sehr gefreut." So können sie nicht nur lesen und fernsehen.