Dessau-Roßlau Dessau-Roßlau: Neue Fugen für alte Fassade
Dessau/MZ. - Es ist die Hiobsbotschaft, auf die die Kirchengemeinde Alte liebend gern verzichtet hätte. Doch sie ist wahr. Der Schaden an der Backsteinfassade des Altener Gotteshauses ist größer als zunächst angenommen. Sorgenvoll gleiten bereits seit einigen Jahren die Blicke der Gemeinde an der Außenhaut der Philipp-Melanchthon-Kirche entlang, weil sich vor allem nach Schlechtwetterlagen und nach Frostperioden Fugenmörtel und Steinteile vom Gebäude lösten. Doch das ganze Ausmaß der erforderlichen Sanierungsmaßnahmen war erst zu erkennen, als vor vier Wochen die Gerüste aufgebaut waren und Mauerwerk samt Fugen aus nächster Nähe begutachtet werden konnten, erzählt Pfarrerin Barbara Elze und weiß: "Im Grunde genommen zieht sich die Gemeinde für das Bauvorhaben finanziell aus. So schlimm hatten wir uns die Schäden nicht vorgestellt."
Im vergangenen Monat sind die Sanierungsarbeiten am Kirchengebäude angelaufen, in die die Altener Gemeinde insgesamt 93 000 Euro investieren wird. Dafür werden die schlimmsten Schäden an der Backsteinfassade beseitigt, "alle noch halbwegs intakten Gebäudeteile bleiben von der Baumaßnahme unberührt", weshalb Barbara Elze nicht ausschließen kann, dass in einigen Jahren eine weitere Baumaßnahme fällig werden könnte.
Über die Ursache der Bauschäden können nur Vermutungen angestellt werden. Umfangreich saniert und instand gesetzt wurde die Altener Kirche zuletzt unmittelbar nach der politischen Wende. Das damals 90 Jahre alte Gebäude hatte dies seinerzeit dringend nötig. Denn über viele Jahre lief über das undichte Dach Regenwasser in die Gewölbe. Die Elektroinstallation war marode und gefährlich geworden. Ebenso die Gasheizung, die noch aus den 1960er Jahren stammte. Die Wetterfahne und das Kreuz waren vom Turm heruntergerostet, das Zifferblatt der Uhr beschädigt...
Laut Elze wurden während der Generalsanierung auch die Fugen des Backsteingebäudes erneuert. Weshalb diese nur 20 Jahre später wieder saniert werden müssen, kann man nur vermuten: "Vielleicht wurde damals ein falscher Mörtel verwendet?"
Lange hatte die Gemeinde für das Bauvorhaben Spenden gesammelt und damit den Grundstock für einen fälligen Eigenanteil gelegt, um einen Zuschuss bei Lotto-Toto beantragen zu können. Doch trotz der zugesagten Förderung in Höhe von 34 000 Euro (Lotto-Toto) und weiteren 17 000 Euro, die die Evangelische Landeskirche Anhalts für die Maßnahme beisteuern wird, bleibt für die rund 550 Gemeindeglieder mit 42 000 Euro der Löwenanteil der Finanzierung der jetzt durchgeführten Bauarbeiten. Bis zum Herbst - so hofft die Altener Pfarrerin - sollen die Sanierungsarbeiten beendet sein. Vorgesehen ist bis dahin, die komplette Fassade zu reinigen, schadhafte Stellen auszufugen, schadhafte Ziegelköpfe (Läufer und Binder) auszustemmen und durch neue zu ersetzen. Auch defekte Putzflächen werden saniert. Darüber hinaus wird im Sockelbereich bis etwa zwei Meter Höhe ein Graffitischutz angebracht.
Trotz der Bauarbeiten geht in Alten das kirchliche Gemeindeleben weiter. Und vielleicht sind die Gerüste am Kirchenschiff bis zum Erntedankfest schon wieder zurückgebaut. In der Melanchthongemeinde soll Erntedank am 29. September gefeiert werden.
Wer die Sanierungsarbeiten finanziell unterstützen will, kann dies tun: Melanchthonkirche, Volksbank Dessau, Bankleitzahl: 80 09 35 74, Konto 1 04 31 10.