Dessau-Roßlau Dessau-Roßlau: Mit Praktikum den richtigen Beruf gefunden
Dessau/MZ. - Sören Cruse ist sich sicher, den richtigen Beruf für sich gefunden zu haben. Als Service-Assistent fühlt er sich wohl und macht seine Sache auch prima, wie Michael Schubert findet. "Er steht unserem Azubi aus dem ersten Lehrjahr in nichts nach", lobt Schubert, Chef des Autohauses Aken.
Der 17-jährige Sören Cruse ist noch kein Azubi. Seit Juni vorigen Jahres aber macht er in der Autohaus-Niederlassung in der Dessauer Zunftstraße ein Praktikum. Das nennt sich Einstiegsqualifizierung und wird von der Agentur für Arbeit gefördert.
Mit dem Sonderprogramm "Einstiegsqualifizierung" können seit 2007 Jugendliche Betriebsluft schnuppern und den Unternehmer überzeugen, dass genau sie die Richtigen für eine Ausbildung sind. "Jugendliche, die in der Schule vielleicht nicht so erfolgreich waren, können praktische Erfahrungen sammeln. Im Anschluss besteht eine gute Chance für eine Ausbildung und einen erfolgreichen Einstieg ins Arbeitsleben", sagt Sabine Edner, Chefin der Arbeitsagentur Dessau-Roßlau. Das Langzeitpraktikum kann zwischen sechs und zwölf Monaten individuell gestaltet werden. Es gibt die Möglichkeit, dass die Jugendlichen fünf Tage die Woche zum Praktikum im Betrieb sind oder nur vier Tage, dafür aber einen Tag in der Berufsschule fit gemacht werden. Das ist besonders dann angeraten, wenn der Jugendliche noch keine Ausbildungsreife besitzt, so Edner. Während der Praktikumszeit erhält der Jugendliche ein Taschengeld von 216 Euro von der Agentur, der Unternehmer eine Pauschale (109 Euro) im Monat für die Sozialversicherung erstattet.
Mit Hilfe dieser Qualifizierung "vermeiden wir, dass lange Warteschleifen nach der Schule entstehen oder dass Ausbildungen abgebrochen werden", erklärt Edner. Gegenwärtig werden im Agenturbezirk 34 junge Leute auf diese Weise gefördert, im nächsten Ausbildungsjahr sollen es 35 sein. Edner ist in diesem Zusammenhang besonders froh, dass aus dem Sonderprogramm ab 1. April nun ein Regelinstrument wird, das im Sozialgesetzbuch verankert ist.
Bei Renault, erzählt Sören Cruse, habe er immer arbeiten wollen, weil sein Vater ein begeisterter Fahrer dieser Automarke ist. Als die Familie von Siegen nach Dessau gezogen ist, sprach der 17-Jährige durch Vermittlung der Arbeitsagentur bei Michael Schubert in der Zunftstraße vor. "Wenn man nur anhand der Papierunterlagen entschieden hätte", blickt der Autohaus-Chef zurück, "dann wäre ich mir nicht so sicher, ob wir Sören Cruse genommen hätten." Doch wenn er seine Chance nutze, sagte Schubert schon damals, dann bekomme der Jugendliche eine Chance auf einen Ausbildungsplatz. Mittlerweile weiß der Chef, der junge Mann ist hochmotiviert.
Denn die anfangs angestrebte Ausbildung zum Automobilkaufmann, merkte der 17-Jährige bald, sei nichts für ihn. "Verkäufer ist ein Knochenjob, da ist ständig viel Druck", und deshalb hätte er sich in diesem Bereich nicht wohlgefühlt. "Aber Sören braucht den Kundenkontakt", hat sein Chef schnell mitbekommen, "nun wird er bei uns als Service-Assistent anfangen." In dem Bereich fühle er sich wohl. Geholfen, das herauszufinden, hat das Langzeitpraktikum.
Autohauschef Schubert hält sowieso viel von Praktika. "Sie geben den Jugendlichen eine Orientierung, aber auch dem Arbeitgeber." Weshalb das Autohaus Aken seit drei Jahren sich auch am "Tag der Berufe" beteiligt. Anfangs sei er skeptisch gewesen, ob Siebent-klässler schon die richtige Zielgruppe seien, die mit dem Tag angesprochen werden. Doch Schubert weiß: "Wir müssen uns langfristig vorbereiten, um geeigneten Berufsnachwuchs zu gewinnen". Denn für die Jugendlichen dürfe es nicht heißen, dass sie irgendeine Ausbildung machen, sondern die richtige für sich finden. Mit Hilfe der zweimaligen Schülerpraktika könnten Jungen und Mädchen zwar kurz hineinschnuppern in den Beruf, aber sollten dies später bei Ferienpraktika fortsetzen, so Schubert. Er hat festgestellt, dass solcherart langfristig vorbereitet die Zahl der Lehrlinge abnimmt, denen die Ausbildung keinen Spaß macht und die vielleicht ganz aufgeben.