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Dessau-Roßlau Dessau-Roßlau: Mit dem Fluchtrucksack für jeden Fall gerüstet

Von Heidi Thiemann 27.07.2012, 15:39

Dessau/MZ. - Hendrik Schirmer war damals zur falschen Zeit am falschen Ort. Damals, 2002, als die Elbeflut Meißen einnahm. "Wir hatten nichts zu essen, nichts zu trinken", erinnert er sich, wie das THW täglich vorbeikam und die Eingeschlossenen mit Wasser versorgte, wie sich Nachbarn nach und nach gegenseitig halfen. Die Situation damals, "die traf alle völlig unvorbereitet".

Unvorbereitet ist der 41-jährige Dessauer heute nicht mehr. Er hat vielmehr eine Geschäftsidee entwickelt, die sich "Fluchtrucksack" nennt, und die in diesem Jahr auf der IT- und Media-Messe in Darmstadt mit dem 4. Platz beim deutschlandweiten Jungunternehmerpreis der Verkaufshilfe Unternehmensgruppe geehrt wurde.

Im Internet betreibt er seit Jahresanfang den Online-Shop "Fluchtrucksack". Dass der Name polarisiert, ist Schirmer klar, "aber er passt". Vielfach erntet er zuerst ein Schmunzeln, wenn er von "Fluchtrucksack" erzählt. Doch Situationen könne es viele geben, in denen ein gepackter Rucksack von großem Wert sei: "Die zunehmenden Naturkatastrophen, der Stress auf Arbeit, die vielfältigen Probleme in der Partnerschaft oder einfach nur mal die Freizeit genießen", zählt er als Gründe auf. Hysterie zu verbreiten, liegt ihm fern, und auch den Verschwörungstheorien zum Jahr 2012, nach denen die Welt untergeht, kann er nichts abgewinnen. Doch er will die Menschen zum Nachdenken anregen. Was passiert bei längerem Stromausfall? Was nehme ich auf eine lange Wandertour oder Pilgerreise mit? Was ist zum Überleben wichtig? Bin ich gut vorbereitet?

Was man alles gebrauchen könnte, um seine persönliche Ausrüstung für Camping, Outdoor und Survival zu optimieren oder auch um Notfallsorge zu betrieben, das bietet Schirmer in seinem Online-Shop und in seinem Facebook-Shop an. Die Artikel, erzählt er, wurden nach den Kriterien Funktionalität, Gewicht, Kosten und Notwendigkeit zusammengestellt. "Dabei geht es um die vier Grundbedürfnisse des Menschen: Schlaf, Wärme, Wasser und Nahrung."

Ein Jahr lang hatte sich Schirmer, der zuvor als Kommunikationselektroniker, Multimediadesigner und Mediengestalter beim Fernsehen gearbeitet hatte, intensiv auf seine neue Berufung vorbereitet. Und er hat, der gerne in den Bergen unterwegs ist, damit sein Hobby zum Beruf gemacht und auch die Erfahrungen seiner Gruppe von Hochalpinisten und von Survivalexperten mit einfließen lassen. "Im Internet wird so viel angeboten, was einen Nutzen vorgaukelt", hat er selbst oftmals nach Käufen feststellen müssen. Und ebenso, dass teuer nicht immer gut sei. Deshalb wolle er, dass sich "Fluchtrucksack" abhebt von anderen Camping- und Survival-Shops.

"Wir filtern die Dinge extrem", sagt er. Alles, was angeboten werde, werde vorher auf Tauglichkeit getestet. Zu vielen Produkten - eine Kombination aus Artikeln für Militär und Zivil - hat der zweifache Vater kurze Videoclips gedreht, die auf Youtube zu sehen sind, und die zeigen, wie die Dinge gehandhabt werden, welchen Nutzen sie haben. Geholfen, das zu realisieren habe ihm beispielsweise der Wittenberger André Pohle.

Zudem gibt der 41-Jährige auf seiner Internet-Seite viele Tipps, nicht nur, was in einen Rucksack hineingehört, sondern auch, wie er am sinnvollsten gepackt wird. "Und egal", sagt Schirmer, "ob es sich um einen Pilger-, Flucht- oder Notfallrucksack handelt, man muss auf das Gewicht achten". Weshalb in seinem Shop auch ein Kumulator im Warenkorb automatisch das Gewicht der Artikel zusammenrechnet.

Noch, sagt Schirmer, sind die Dinge, die er im Online-Shop vertreibt "an vielen Stellen in der Stadt deponiert". Doch perspektivisch will er einen Laden in Ziebigk anmieten, den er als Lager und Büro nutzen kann, wo Interessenten sich die Dinge vor Ort anschauen können.

Wie gut seine Produkte sind, das testet zur Zeit auch das Team HTK auf der Tajik-Ralley, wo semiprofessionelle Fahrer drei Wochen lang für einen guten Zweck unterwegs sind.