Dessau-Roßlau Dessau-Roßlau: Hermes thront wieder im Koch-Haus
DESSAU/MZ/SB. - Im Mai 2003 war es, als eine Entscheidung her musste. Hermes, der im Koch-Hauses in der Humperdinckstraße thronte, hatte die Zeit zugesetzt. Der Gott der Reisenden und der Händler, eine alte Statue, war so stark beschädigt, dass eine Sanierung unumgänglich war. Dass es sieben Jahre dauern würde, bis Hermes dort wieder stehen würde, hatte damals niemand gedacht.
Schwierige Zusammensetzung
Doch die Sanierung war kompliziert. "Hermes ist keine Sandsteinfigur, sondern eine bewehrte Kunststeinfigur aus einem frühen Betongemisch", berichtet Birgit Schmidt, die mit der Wohnbund-Beratung Dessau ihren Sitz im Haus der ehemaligen Eisenhandlung Koch hat. "Für diese Art von Figuren gibt es bisher keine anerkannten und praxiserprobten Sanierungsmethoden, die sowohl der Betonsanierung als auch dem Denkmalstatus gerecht werden."
Die Suche nach einer Lösung war schwierig, führte die Koch-Haus-Bewohner aber irgendwann an die Fachhochschule nach Potsdam, wo Steinrestauratoren ausgebildet werden. "Dort haben wir", berichtet Schmidt, "mit Professor Hauff, seinen Mitarbeitern und Studenten Partner für unsere Probleme gefunden."
In mehreren Studien- und Abschlussarbeiten wurde Hermes untersucht, eine umfangreiche Material-, Herstellungs- und Schadensanalyse erstellt und mögliche Methoden der Sanierung beschrieben und bewertet. Auf der Grundlage dieser Arbeit hat dann eine Studentengruppe in einem Studienprojekt die Hermes-Statue gesäubert, saniert und Fehlstellen behutsam ergänzt. Hermes bekam wieder alten Glanz. Eine vierstellige Summe war dafür am Ende nötig.
In den vergangenen Tagen vollendeten die Studenten ihr Werk, säuberten das Gesims am Koch-Haus und präparierten es so, dass Hermes am Mittwoch wieder seinen angestammten Platz in der Nische einnehmen konnte. Wer "Hermes" am Donnerstag sehen will, muss mit einer Enttäuschung rechnen. Direkt nach der Aufstellung wurde die Statue wieder verhüllt. Die offizielle Begrüßung ist für den 11. September geplant.
Hermes-Partner fehlen noch
Mit einem Hermesfest wollen die Mieter ihren "Hausgott" wieder in Dienst stellen - und zugleich weitere Gelder einwerben. Denn mit Hermes wurde 2003 auch ein Bergmann und ein Schmied, die Symbole für die Eisengewinnung und die Eisenverarbeitung, vom Sockel geholt und auf dem Gelände eingelagert. Dort liegen sie noch immer und warten auf bessere Zeiten.