1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Dessau-Roßlau
  6. >
  7. Dessau-Roßlau: Dessau-Roßlau: Für ungetrübte Babyfreuden

Dessau-Roßlau Dessau-Roßlau: Für ungetrübte Babyfreuden

Von sylke kaufhold 13.03.2012, 18:27

dessau/MZ. - Nicht immer löst die Ankunft eines neuen Erdenbürgers bei den Eltern pure Freude aus. Mitunter trüben eigene Sorgen die Freude auf das Kind - und erschweren somit auch dem kleinen Wesen den Start ins Leben. Denn wenn Arbeitslosigkeit und Geldsorgen, Beziehungsprobleme, eigene psychische Probleme oder gar Suchtprobleme die junge Mutter belasten, dann kann auch ein Säugling mit seinen Bedürfnissen zum Problem werden.

Kontaktaufnahme am Wochenbett

Dies wollen Jugendamt und Klinikum vermeiden und initiierten ein Familienförderprogramm, das bereits am Wochenbett beginnt. Unter dem beziehungsvollen Namen "WunDeR-BABI"- Wissen um den Nachwuchs in Dessau-Roßlau - Begrüßen-Angebot-Besuch-Information - wird Familien in Problemsituationen Hilfe angeboten. Durch die Kontaktaufnahme bereits am Wochenbett sollen familiäre Belastungen früher und effektiver als bisher erkannt werden.

"Bisher erreichten wir Kinder erst, wenn sie eine Kindereinrichtung besuchten, erst dann also konnten wir überhaupt erkennen, ob es Probleme in der Familie gibt, vorher nicht", erklärt Jugendamtsleiterin Heike Förster. Mit dem neuen Programm wird dies quasi schon in den ersten Lebenstagen des Kindes möglich. Uwe Mathony, Chefarzt der Kinderklinik, hält dies für unheimlich wichtig. "Mit der Entwicklung des Kindes im ersten Lebensjahr werden die Weichen für dessen gesamten Lebensweg gestellt", betont er. Deshalb sei Hilfe für Familien zu diesem Zeitpunkt besonders wichtig.

Herzstück des Programms "WunDeR" ist der tägliche Einsatz einer Koordinatorin, einer ausgebildeten Diplomsozialpädagogin, auf der Neugeborenenstation des Städtischen Klinikums. Diese Aufgabe übernehmen Regine Urban und als deren Vertreterin Janett Kainz, beide Mitarbeiterinnen der Schwangerenberatungsstelle des Paritätischen. Seit Februar ist Regine Urban bereits im Einsatz. "Unser Angebot wird sehr gut angenommen", reflektiert sie die ersten Wochen. Die Frauen seien dankbar. "Wenn wir gehen, haben sie ein Lächlen auf den Lippen." Nicht nur die erste Ansprache und das Offerieren der Hilfeangebote gehört zu Urbans und Kainz' Aufgaben. "Wir begleiten die Frauen ein Jahr lang und haben auch ein Auge darauf, dass die von uns vorgeschlagenen Hilfeangebote auch wirklich genutzt werden", so Urban. Derzeit wurden fünf Frauen in das Familienförderprogramm aufgenommen. "Wir wollen die Frauen nicht bevormunden", betont Mathony, "sondern stärken." Deshalb sei die Teilnahme natürlich freiwillig.

Ein wesentliches Ziel des Programmes ist es, alle Neugeborenen in Dessau-Roßlau zu erfassen, bei denen sich ein bestimmtes Risiko abzeichnet. Dafür wurde das Erkennen der betreffenden Personen strukturiert und standardisiert. "Bisher erfolgte dies nach Bauchgefühl und eher zufällig", bekennt Mathony. Bei etwa zehn Prozent aller rund 500 Entbindungen im Jahr wurde bisher ein solcher Hilfebedarf "diagnostiziert".

Die beste Idee bleibt eine Idee, wenn die notwendigen finanziellen Mittel zur Realisierung fehlen. Im Fall des "WunDeR" sorgte der Rotary-Club für die notwendige Anschubfinanzierung und stellt für drei Jahre je 5 000 Euro zur Verfügung. "Dies ist ein vorbildliches Projekt in mehrer Hinsicht", erklärt Hans-Peter Kramer, Präsident des Rotary-Clubs das Engagement. Zum einen werde eine Lücke in der Versorgung geschlossen, zum anderen sei es ein Beispiel für die problemlose zweckorientierte Zusammenarbeit verschiedener gesellschaftlicher Institutionen.

Zweiter Teil in einem halben Jahr

"BABI" ist der zweite Teil des Programms, der in einem halben Jahr starten soll. Hierbei wird das Jugendamt jungen Eltern ein persönliches Gespräch anbieten, um sich vorzustellen. "Wir wollen Brücken bauen zu den Familien", bringt es Susanne Kitzing, Teamleiterin erzieherische Hilfen / Kinderschutz auf den Punkt.

Begrüßt werden von Regine Urban und Janett Kainz übrigens alle jungen Mütter. Ein Wegweiser "Frühe Hilfen für Familien mit Kindern von 0 bis 3 Jahren" wurde eigens dafür erarbeitet und liegt jetzt druckfrisch vor.