Dessau-Roßlau Dessau-Roßlau: Finanzspritze bringt Gäste ins Gästehaus
DESSAU/MZ. - Johanna Bartl vom Büro Otto Koch im Kiez atmet auf. Lange haben sie und die ehrenamtlichen Mitarbeiter sich um die Zukunft der Ausstellungen im Fremdenhaus gesorgt. Nun steht fest, dass das ehemalige Gästehaus im Georgengarten das ganze Jahr über geöffnet bleiben kann. Mithilfe der Förderung durch den Bürgerpreis der Stadtsparkasse Dessau wird das Fremdenhaus ab April jeden Sonntag von 14 bis 17 Uhr zu besichtigen sein.
Im Fremdenhaus hatte es wegen Personalmangels seitens der Anhaltischen Gemäldegalerie im Schloss Georgium lange keine ständigen Ausstellungen gegeben. Erst durch die Partnerschaft der Gemäldegalerie mit dem freien Träger Kiez-Verein war dies möglich. "Es war ein Kraftakt, aber es hat sich sehr gelohnt. Jetzt ist die durchgehende Nutzung dieses architektonischen Kleinods für das ganze Jahr gesichert", sagt Bartl.
Nur über den Sommer müsse der Wachdienst für zwei Monate wie bisher mit ehrenamtlichen Mitarbeitern abgedeckt werden.
Das Programm "Resonanzen 2012" vom Büro Otto Koch umfasst insgesamt sechs Projekte, bei denen sich zeitgenössische Künstler mit der Sammlung der Anhaltischen Gemäldegalerie und dem Georgengarten auseinandersetzen. Bis Ende März kann die erste, bereits laufende Ausstellung weiterhin sonnabends und sonntags von 14 bis 17 Uhr besichtigt werden. Erst ab April wird das Fremdenhaus dann ausschließlich sonntags geöffnet sein.
Zu sehen sind bis Ende Mai die romantischen Miniatur-Fotografien zum Georgengarten von Annette Munk und Grafiken von Carl Wilhelm Kolbe aus der Sammlung der Gemäldegalerie. Die Künstlerin Annette Munk erarbeitet neben der Ausstellung auch ein Beteiligungsprojekt für Schüler, das sich in den Rahmen der Jubiläums-Veranstaltungen zu "Anhalt 800" eingliedert. Die Ergebnisse dieses Projektes werden im Sommer in der Innenstadt präsentiert.
Ab Juni sollen dann die Fotografien "Pflanzenbilder / Parklandschaften" der japanischen Künstlerin Nanaé Suzuki zu Kolbes Grafiken Bezug nehmen und im Fremdenhaus zu sehen sein.
Zum Gartenreichtag am 11. August wird das Fremdenhaus mit dem Thema der "Farben der Landschaft im Wandel der Jahreszeiten" von Bertolt Hering in das Programm des diesjährigen Farbfestes eingegliedert. "Ich freue mich schon sehr auf diese Ausstellung, denn der Künstler wird sie während der Ausstellungszeit je nach Jahreszeit verändern und weiterführen und auch die Fenster des Fremdenhauses mit einbeziehen", gibt Bartl einen Ausblick auf das kommende, langfristige Projekt. Gerade dieses liege ihr sehr am Herzen, da es zu wiederholten Besuchen einlädt. "Der Besucherkreis in Dessau ist natürlich recht klein. Deshalb ist meine Strategie, ihnen ein Projekt zu bieten, bei dem sich mehrfache Besuche lohnen."
Dabei richten sich die Ausstellungen keinesfalls nur an regionales Publikum. Im Rahmen des Kurt-Weill-Festes kamen zahlreiche Besucher von außerhalb, die sich über das Angebot im Fremdenhaus freuten, während ein Besuch im Schloss Georgium wegen der Bauarbeiten unmöglich war.
Die Ausstellungen im Fremdenhaus seien auch deshalb etwas besonderes, weil sie die grafische Sammlung der Gemäldegalerie mit der Kunst der Gegenwart verknüpfen, freut sich Bartl auf die Projekte. "Wir wollen zeigen, dass wir hier nicht nur historisches Kulturgut haben, sondern dazu eine lebendige, schöpferische Beziehung pflegen", erklärt Bartl, "deshalb werden alle Projekte von den Künstlern direkt hier für Dessau konzipiert. Sie sollen im Leben der Besucher ankommen und dazu anregen, das eigene Lebensumfeld neu zu entdecken."
Fremdenhaus im GeorgengartenCarl Wilhelm Kolbe: Grafiken aus der Sammlung der Gemäldegalerie Annette Munk: "greifbar ungreifbar" Bis 31. März jeden Sonnabend und Sonntag 14-17 Uhr; 1. April bis 31. Mai jeden Sonntag 14-17 Uhr. Der Eintritt ist frei.