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Dessau-Roßlau Dessau-Roßlau: Feuer-Drama im Y-Haus

11.02.2012, 11:24
Ein Brand wird gelöscht. (FOTO: LUTZ SEBASTIAN)
Ein Brand wird gelöscht. (FOTO: LUTZ SEBASTIAN) Alle Nutzungsrechte beim Urheber

DESSAU/MZ. - Es war ein lauter dumpfer Knall, der am Sonnabend die vormittägliche Ruhe im winterlichen Stadtpark durchbrach. Als kurz darauf dichter Qualm am nördlichsten der drei Y-Häuser im Dessauer Stadtzentrum nach oben zog und das Hochhaus mit seinen insgesamt 267, zum Teil aber nicht vermieteten Wohnungen auf einer Seite fast verhüllte, kündigte sich eine Katastrophe an. Und tatsächlich: Dramatische Szenen spielten sich ab, als kurz darauf die Feuerwehr in der Friedrichstraße 17 eintraf. Eine Explosion hatte eine Wohnung in der zweite Etage fast komplett zerstört. Verzweifelte Hilferufe waren zu hören.

Fenster schon geborsten

"Als wir eintrafen, waren die Fenster einer Wohnung auf der Südseite des Y-Hauses bereits durchgebrannt", sagte Udo Herzog, der Einsatzleiter der Dessauer Berufsfeuerwehr. Die Wohnung stand fast komplett in Flammen. "Nach dem gewaltsamen Öffnen der Tür schlugen uns heftige Flammen entgegen", berichtete Herzog. Direkt hinter der Tür lag ein bewusstloser Mann. Der mutmaßliche Mieter der Wohnung hatte es nicht mehr geschafft, die abgeschlossene und per Kette gesicherte Tür zu öffnen. "Das Feuer", sagte Herzog, "hatte zusätzlich gegen die Tür gedrückt."

Schwer verletzt wurde der Mann geborgen und sofort ins Städtische Klinikum nach Dessau-Alten gebracht. Noch am Sonnabend musste das Brandopfer in eine Spezialklinik nach Halle verlegt werden. Es ist ein Indiz, wie schwer die Verletzungen tatsächlich sind. "Der Mann ist noch immer nicht ansprechbar", bestätigte Nicole Kahn, Sprecherin der Polizeidirektion Ost, am Sonntag. Das ist auch der Grund, weshalb die Polizei noch keine Angaben zur Person machen will. "Die Identität des Mannes ist noch nicht zweifelsfrei geklärt."

Das Feuer hat dem Y-Haus arg zugesetzt. Zehn Wohnungen waren in diesem Seitenstrang des Hochhauses bewohnt, vier davon befanden sich in unmittelbarer Nähe des Brandortes. Dichter Qualm war in den ersten Minuten nach dem Brand durch den gesamten Hausflur bis in die oberste Etage gezogen - und hatte ihn komplett rußgeschwärzt.

Von einer Evakuierung der Bewohner hatten die Einsatzkräfte der Berufsfeuerwehr und der Freiwilligen Feuerwehren aus Süd und Waldersee während des Löschens abgesehen. "Das war technisch nicht möglich", sagte Einsatzleiter Herzog, der seine Leute nur mit Sauerstoffmaske in das Haus schicken konnte. "Wir hätten jeden Bewohner per Hubsteiger retten müssen. Wir brauchten diesen aber erst einmal zur Brandbekämpfung auf der Rückseite des Y-Hauses. Wir mussten mit dem Feuer in das Haus gehen." Die Feuerwehr ging deshalb konventionell vor. "Wir haben die Bewohner aufgefordert, in ihren Wohnungen zu bleiben und die Fenster und Türen geschlossen zu halten." Mindestens zwei Bewohner hielten sich allerdings nicht daran. Der Mann und die Frau mussten mit Verdacht auf eine Rauchgasvergiftung ambulant im Klinikum behandelt werden.

40 000 Euro Sachschaden

Den entstandenen Sachschaden in dem Y-Haus schätzte die Dessauer Wohnungsbaugesellschaft, Eigentümer und Vermieter der Ende der 60er, Anfang der 70er Jahre errichteten Zehngeschosser neben dem Stadtpark, auf mindestens 40 000 Euro. Es ist aber nicht ausgeschlossen, dass sich diese Summe noch weiter erhöht. Die Reparaturarbeiten dauerten das ganze Wochenende an.

Zur Brandursache konnten am Sonntag noch keine Angaben gemacht werden. Ob die von Zeugen gehörte Explosion Auslöser des Brandes war oder doch das Bersten des Fensters infolge einer Verpuffung, ist offen. Die Polizei hat noch am Sonnabend den Brandort beschlagnahmt. Die Brandermittler begannen mit ihrer Arbeit. "Es werden", sagte Polizeisprecherin Nicole Kahn, "frühestens am Montag erste konkretere Aussagen zur Ursache möglich sein."