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Dessau-Roßlau Dessau-Roßlau: Elbe-Biber verreist nicht mehr

Von Heidi Thiemann 06.08.2012, 17:17

Dessau/MZ. - Seit 1973 hat Ibe Elbebiber für Wiederansiedlungsprojekte gefangen, nun aber hat Sachsen-Anhalt den Export von Bibern eingestellt. "40 Jahre, nachdem die ersten Tiere die Flussauen rund um Dessau verlassen haben, gibt es nun keinen Bedarf mehr", sagte Peter Ibe.

Die letzten zwölf Tiere, die im Herbst auf die Reise geschickt worden sind, unterstützen in der dänischen Region Seeland ein Wiederansiedlungsprojekt für die größten Nagetiere Europas. Schon 1999 hatte Ibe die ersten Biber in die Region geschickt, wo sie vor 200 Jahren ausgerottet worden waren. Durch die Hilfe aus dem Biosphärenreservat Mittelelbe hat sich der Bestand nun deutlich stabilisiert.

Weit mehr als 500 Biber gingen in den vier Jahrzehnten zu unterschiedlichen Ansiedlungsvorhaben auf Reisen. Den Anfang machten Projekte an der Mulde und an der Pene sowie später rund um Frankfurt / Oder und in Polen. Später wurden Castor fiber albicus neben Dänemark auch in Belgien und den Niederlanden wieder heimisch.

Nachweisbar, woher die Tiere stammen, ist es allemal, schließlich wurde den verschickten Tieren ein Chip unter die Haut implantiert. Eine dreistellige Zahl als Tätowierung an einem Hinterfuß ermöglicht zudem eine eindeutige Identifizierung. Auch Blut ist bei den Tieren entnommen worden, um den Gesundheitszustand besser bestimmen zu können.

Geld habe das Biosphärenreservat mit den Aussiedlern nicht verdient, erklärte Ibe der Nachrichtenagentur dpad. 500 Euro je Exemplar reichten nicht einmal aus, um die Kosten für den Fang zu bestreiten.

"Bei den Wiederansiedlungsprojekten ging es aber nie darum, die örtliche Population zu verringern", sagt Andreas Berbig von der Referenzstelle für Biberschutz im Land Sachsen-Anhalt, die seit 2002 in der Biosphärenreservatsverwaltung in Kapen angesiedelt ist. Zuständig ist die Stelle für die jährliche Erfassung des Biberbestandes im Land, den Schutz der Tiere, sie betreibt Konfliktmanagement und unterstützte die Wiederansiedlungsprojekte.

"Die Verluste durch Verkehr, Krankheiten und Störungen sowie die Abgänge durch den Fang für Wiederansiedlungsprojekte bleiben ohne sichtbaren Einfluss auf die Population", zitiert Berbig aus dem Ergebnis der Biberkartierung 2009 / 10. Durch das jahrelange Erfassen der Biber könne belegt werden, "dass die Jungzahlen pro Biberpaar nicht mehr so hoch sind." Obwohl der Elbebiber sich immer mehr ausbreitet, nun aus dem Elbbereich vermehrt in die Nebenflüsse vordringt, "bleibt der Biber-Bestand nahezu gleich", so Berbig. Allerdings weiß er auch, dass mit dem Vordringen des Bibers in neue Regionen Konflikte vorprogrammiert sind, "denn die Tätigkeit der Biber wirkt sich stark auf die Umwelt aus". Sprich: Der Dämmebau der Biber kreuzt die Interessen etwa von Landwirten. "Hier versuchen wir mit den Unteren Naturschutzbehörden pragmatische Lösungen zu finden", sagt Berbig. Das Auslaufen des Wiederansiedlungsprogramms der Elbebiber beschert der Referenzstelle für Biberschutz also nicht unbedingt weniger Arbeit.