Dessau-Roßlau Dessau-Roßlau: Die Zuckerfee tanzt in der Turnhalle
dessau/MZ. - Musik und Medien - wo fängt man an bei diesem Thema? Am besten geht man chronologisch vor und beruft eine Redaktionssitzung zum Sammeln und Sortieren ein. So handhabt man es am Dessauer Gropius-Gymnasium, um der Fülle an Fakten, Informationen und Noten Herr zu werden.
Dieser Tage ist die Anhaltische Philharmonie wieder in Sachen musikalischer Bildung unterwegs in den Gymnasien der Stadt. Die traditionelle Reihe der Jugendkonzerte steht in dieser Saison unter dem Motto "Musik und Medien", und nachdem zuvor schon die Philan- und Liborius-Jugend sowie Sekundarschüler ein Begleitprogramm um den musikalischen Beitrag des Orchesters strickten, reisten die Musiker am Mittwochmittag in den Süden der Stadt ind packten in der Turnhalle des Gropius-Gymnasiums die Instrumente aus.
Verkeilt zwischen Turnmatten, Kletterstangen und Sprungkasten, der den jungen Leuten als Redaktionspult diente, entspann sich ein gut einstündiger Ausflug mit Musik und Informationen, der freilich nur Schlaglichter zum Thema abbilden konnte. Grundannahme des Begleitprogrammes, das die Jugendlichen in den Wochen zuvor erarbeitet hatten, war die Idee, eine Dokumentation zu "Musik und Medien" zu drehen und den Arbeitsprozess daran zu erzählen. Der führte an Recherche nicht vorbei und zu den Anfängen medialer Information durch Postillione oder Bänkelsänger. Die Musik dazu spielte das Orchester, die passende "Moritat von Mackie Messer" sang David Ameln, während die gezeichneten Bildtafeln über die Leinwand flimmerten.
Eine große Gruppe von Gymnasiasten war in die Vorbereitung dieses Tages eingebunden und hatte wahrhaft überraschende Einfälle, das Motto zu illustrieren. Leroy Andersons "Typewriter" begleitete die Schreibmaschinen-Pantomime zweier Schüler. Während Wolfgang Kluge Tschaikowskys "Tanz der Zuckerfee" als Reminiszenz an "Willi Schwabes Rumpelkammer" dirigierte, schwebte eine gymnasiale Zuckerfee mit Zauberstab durch die Reihen. Fiktive und eingespielte Interviews mit einer "Musikwissenschaftlerin" klärten am Beispiel von Liszts "Les préludes" über den Missbrauch musikalischer Klassiker in der Nazi-Zeit auf. Und ohne viele Umwege war man bald in der Neuzeit mit ihrer medialen Vielfalt angekommen, die ohne Musik, ob nun in der Werbung, im Fernsehen oder als Klingelton, nicht auskommen kann. Für den Facebook-Auftritt des Theaters gab es ein Lob von den Schülern, die auch eine neue Ode auf das Anhaltische Theater zu Beethovens Noten texteten und sangen. "Massive Eindrücke" hinterließ dieser besondere Musikunterricht auch bei Schulleiter Jürgen Ahlwardt, der dem Theater und der Philharmonie für die jahrelange Zusammenarbeit dankte.