Dessau-Roßlau Dessau-Roßlau: Die Arbeit liegt auf der Straße
DESSAU-ROSSLAU/MZ. - Am Mittwoch in der Raguhner Straße, Donnerstag in der Amalienstraße und Freitag andernorts in Dessau-Roßlau. Seine Arbeit liegt sprichwörtlich auf der Straße. "Und Arbeit", sagt Kramp, "gibt es genug für uns in der Stadt."
Seitdem die Hitzewelle in Dessau-Roßlau abgeflaut ist, sind die beiden Straßenreparatur-Experten Kramp und Torsten Böhmer mit ihrer Patch-Matic alle Tage im Stadtgebiet anzutreffen. Sie flicken Risse und Schlaglöcher mit der so genannten Patch-Methode. Eine Technologie, mit der Verschleißerscheinungen in Deckschichten und Winterschäden relativ unkompliziert repariert werden können.
Die Patch-Matic ist hinter einem mit Splitt beladenen Lkw angespannt. In ihrem Bauch befindet sich eine erwärmte Asphalt-Emulsion. Mit ihrem langen "Arm" kann Kramp das Mischungsverhältnis von Splitt und Emulsion steuern und bei Bedarf auch Druckluft abrufen. Zunächst befreit Kramp die Risse mit Druckluft von lockerem Material. Dann füllt er den Bruch mit dem Emulsion-Splitt-Gemisch. Damit der normale Fahrzeugverkehr sofort über die Farbahn rollen kann, wird die frisch "verarztete Wunde" mit Splitt überdeckt. Das Procedere dauert nur wenige Minuten. Die Patch-Matic rollt zur nächsten Stelle.
Im Juni hat der Stadtpflegebetrieb im Auftrag des städtischen Tiefbauamtes rund 83 000 Quadratmeter Straßendecke mit einer Oberflächenbehandlung versiegeln können. Die meisten der Schäden stammen vom Winter. Die Ausbesserungsarbeiten waren jedoch kaum vollendet, da rollte die Hitzewelle an. Nicht nur extreme Minustemperaturen können den Straßen zu schaffen machen. "An den heißesten Tagen in Dessau hatten Asphalt-Decken eine Temperatur bis zu 75 Grad Celsius", erklärt Ralf Blumstein, Leiter des Bauhofes im Stadtpflegebetrieb. Die Auswirkungen waren an einigen Straßen besonders prekär.
Unter der Hitze verformte sich zum Beispiel die Dessauer Junkersstraße. Bei anhaltend sehr hohen Temperaturen wurde das Straßenbett unter der Last der Fahrzeuge so gewalkt, dass sich dessen Korn nach unten absetzte. Teer trat aus. Der Fachmann spricht von blutenden Straßen. Da hilft nur langsames Fahren, damit die Reifen das Material nicht aus dem Straßenbett reißen und Schäden verursachen.
Vorübergehend waren an Schwerpunkten wie in der Junkersstraße, Tempo-30-Schilder aufgestellt. Auch im Roßlauer Triftweg musste zu solchen Maßnahmen gegriffen werden, weil sich an einem heißen Tag die Straßendeckschicht in einem Kreuzungsbereich unter der Last eines Schwerlastzuges verformt hatte.
Patchen ist etwas, das zum Beispiel in der Argenteuiler Straße im Kreuzungsbereich Schaftrift wenig Sinn machen würde. Hier wäre Kramps Latein am Ende. Das Straßenbett weist schwere Winterschäden auf, die sich unter den extremen Sommertemperaturen weiter ausgeweitet haben. Noch in diesem Jahr soll die Deckschicht auf dem Streckenabschnitt komplett erneuert werden.
Dessau-Roßlaus Tiefbauamtsleiter Gerd Pfefferkorn ist optimistisch, dass dafür Geld zur Verfügung stehen wird. Für Straßenunterhaltungsmaßnahmen sind dem Tiefbauamt in diesem Jahr aus dem städtischen Haushalt nicht zuletzt wegen den extremen Winterschäden rund 100 000 Euro mehr bewilligt worden. Die Haushaltsstelle Unterhalt wurde damit auf 1,2 Millionen Euro aufgestockt. Investiert wird nicht ausschließlich in die Erneuerung von schadhaften Stellen im Aphalt. Davon müssen darüber hinaus Straßeneinläufe gereinigt, Bankette gepflegt, ungebundene Decken bearbeitet werden. Von letzteren hat Dessau in den Vororten reichlich.
Aller 20 Jahre, so besagt eine Faustregel, sollten Straßendeckschichten erneuert werden. Dies sei nicht nur in Dessau-Roßlau Utopie, schätzt Gerhard Klein, Prüfingenieur im Tiefbauamt, ein. "Das schaffen die Städte in ganz Deutschland nicht." Die meisten Straßen müssten 40 bis 50 Jahre halten.