Dessau-Roßlau Dessau-Roßlau: Der Anfang war eine Hufschmiede
DESSAU/MZ. - Wussten Sie, dass die ehemalige Roßlauer Firma Sachsenberg einst der größte Arbeitgeber am Ort war? Dass diese im Jahr 1887 stattliche 710 Beschäftigte in Lohn und Brot hatte? Dass sie drei Jahre später zur größten europäischen Fluss-Schiffswerft aufstieg? Dass Sachsenberg in alle Erdteile, außer Australien, exportierte? Oder wissen Sie, was ein Sachsenbergrad ist?
Die neueste Ausstellung im Stadtarchiv gibt zu all diesen Punkten umfangreiche Informationen. Ihr Titel: "Die Familie Sachsenberg, die Sachsenberg-Unternehmen und die Stadt Roßlau." Der Anlass: der 75. Todestag von Georg Sachsenberg (1850-1936).
Es ist eine Rückschau auf eine erfolgreiche Familiendynastie, deren unternehmerische Anfänge bis ins Jahr 1620 zurückreichen. Am Anfang stand eine Huf- und Waffenschmiede. So richtig in die Vollen ging es, als die drei Sachsenberg-Brüder Gottfried, Friedrich und Wilhelm 1844 die väterliche Schmiede erweiterten, indem sie in der Roßlauer Hauptstraße Gelände zukauften und eine Maschinenfabrik gründeten. Hinzu kam bald eine Eisengießerei. Produziert wurden unter anderem komplette Ausrüstungen für Ziegeleien, Maschinen für die Papierherstellung, Pumpen, Dampfmaschinen, Destillationsgeräte. Aus der Maschinenfabrik ging dann das Elbewerk Roßlau hervor. Parallel zur Fabrik entstand 1866 am Roßlauer Elbufer eine Werft, die nach der 1945 erfolgten Enteignung zum VEB Schiffswerft Roßlau wurde.
Die Ausstellung verdeutlicht die Sachsenbergsche Erfolgsgeschichte auf vielfältige Art. Da werden alte Pläne präsentiert, Grundrisse, Satzungen, Gedenkmedaillen, Jubiläumsschriften, Werbeblätter, jede Menge Fotos. Die Menükarte zur Feier des 50-jährigen Firmenjubiläums (1894) wird gezeigt. Eine handschriftlich gehaltene Bestellung aus Brasilien für einen Transportdampfer (1896) ist ausgestellt. Ebenso das Modell des letzten und ältesten Kettenschiffes auf der Elbe - 1871 bei Sachsenberg in Roßlau erbaut, 1948 verschrottet.
Die Ausstellungsexponate steuerten das Stadtarchiv, das Landesarchiv Sachsen-Anhalt, Abteilung Dessau, das Schiffermuseum Roßlau, die AG Heimatgeschichte Roßlau sowie die Heimatstube Roßlau bei.
Auf einer der großformatigen Tafeln wird deutlich, dass der Name Sachsenberg nach wie vor in Dessau-Roßlau weiterlebt: Seit 2005 wird der Sachsenberg-Preis verliehen, jährlich an verdienstvolle Bürger, Wissenschaftler, Ingenieure und Unternehmer der Doppelstadt an beiden Seiten der Elbe. Bei Sachsenbergs selbst wurde zu allen Zeiten viel getüftelt, entwickelt, zur Patentreife geführt. Eine bahnbrechende Entwicklung ist das Sachsenbergrad - ein Schaufelrad mit beweglichen Schaufeln. Eins davon steht an der Roßlauer Schiffswerft.
Ein Vergleich drängt sich auf: Sachsenberg war für Roßlau das, was Junkers für Dessau war. Die Namen stehen für Innovation, Unternehmertum und nicht zuletzt auch für soziales Engagement. Prof. Junkers und über Generationen hinweg die Sachsenbergs prägten die jeweilige Stadt. Sie zählen seit der Städtezusammenlegung nun zum gemeinsame Erbe.
Die Schau läuft in der Langen Gasse 22 bis zum 11. September (Tag des offenen Denkmals 2011). Öffnungszeiten: Di, Do 8-18, Mit 8-16, Fr 8-14 Uhr.