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Dessau-Roßlau Dessau-Roßlau: Bei Amor und Psyche

Von ulrike wohlfahrt 05.08.2012, 15:29

Waldersee/MZ. - Aschenputtel, Hänsel und Gretel oder Rotkäppchen suchte man aber vergebens, denn Grita Quilitzsch suchte sich für diesen Tag mal ein besonderes Märchen aus - Amor und Psyche. "Wir haben das vor zwei Jahren schon einmal gemacht und das Märchen, das ja ein Antikes ist, kam bei den Kindern gut an", so Grita Quilitzsch.

Nur vorlesen, das ist für sie zu wenig und deshalb denkt sie sich immer wieder außergewöhnliche Führungen aus. Trotz perfekten Badewetters ließen es sich dann auch insgesamt zehn Kinder und einige Eltern nicht nehmen, ins Schloss Luisium zu kommen. Als erstes ging es für alle in den Festsaal, dort erzählte Grita Quilitzsch das Märchen dann nach, und die Kleinen hörten ganz aufmerksam zu. Dem einen oder anderen stand sogar der Mund dabei offen.

"Amor ist meist geflügelt und hat Pfeil und Bogen, Psyche sieht man auf Gemälden mit Schmetterlingsflügeln, denn übersetzt heißt Psyche Seele und man ging in der Antike davon aus, dass die Seele nach dem Tod eines Menschen in Form von Schmetterlingsflügeln wiederkehrt. Venus ist die schöne Göttin. Sie ist oft in einer Muschel zu sehen oder wie sie Amor umarmt, denn sie ist ja seine Mutter. Zeus, als oberster Gott, ist häufig in der Nähe von Adlern oder Eichen zu finden", erklärt Quilitzsch.

Nach all diesen Informationen sollten die kleinen Märchenliebhaber dann in den vielen Wandgemälden des Schlosses Luisium die Figuren wiederfinden. Das fiel ihnen überhaupt nicht schwer. "Ich war selbst überrascht. Ein Mädchen fragte mich sogar, warum Venus nicht Aphrodite heißt. Ich sagte ihr, dass das ein und dieselbe Person ist, nur eben mit zwei verschiedenen Bezeichnungen. Daran merke ich, wie schlau die Kinder sind und wie sehr sie sich wirklich mit dem, was ich erzähle, beschäftigen", freut sich Grita Quilitzsch und fügt hinzu: "Eigentlich ist das ja auch klar, denn die Motive in allen Märchen ähneln sich sehr- der Tierbräutigam, die bösen und neidischen Schwestern, das fleißige Mädchen oder die heimliche Hilfe- das alles fasziniert vor allem Kinder, aber natürlich auch Erwachsene."

Gerade Amor und Psyche vereint viele dieser bekannten und beliebten Märchenmotive und ist außerdem noch sehr gut auf die heutige Zeit übertragbar.

So überschreitet Psyche Grenzen und hört nicht auf das, was Amor sagt. Die Folgen muss sie allein tragen. Wie im wahren Leben also - jedes Verhalten hat Konsequenzen, für die man selbst verantwortlich ist. Umso genauer gilt es zu überlegen, was man tut.

"Im wahren Leben gibt es natürlich nicht immer ein Happy End, aber zu einem richtigen Märchen gehört das nun einmal", schmunzelt Quilitzsch. Nicht nur, weil das Märchen "Amor und Psyche" so schön und spannend ist, hat es Grita Quilitzsch für diesen Samstag ausgewählt. "Was viele vielleicht nicht wissen, ist, dass die Fürstin Louise nach Italien reiste, um sich von der bekannten Malerin Angelika Kauffmann porträtieren zu lassen. Von ihr kaufte sie dann auch das Bild ,Amor trocknet Psyches Tränen', das lange Zeit im Luisium hing."

Des Weiteren übersetzte August Rode, der im Dienste der Fürstin stand, das antike Märchen ins Deutsche, erklärt Quilitzsch. "Es gibt also eine Verbindung, auch deshalb habe ich das Märchen ausgesucht. Auch ich mag natürlich das Märchen sehr und wollte es an die Kinder weitergeben." Und die dankten es am Sonnabend.