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Dessau-Roßlau Dessau-Roßlau: Auch neue Leitung selbst herangezogen

Von DANNY GITTER 28.10.2011, 17:49

WALDERRSEE/MZ. - Gehölze, Ziersträucher, Rosen und andere Pflanzen soweit das Auge reicht und mittendrin der Senior und der Junior. Rudolf Göricke und sein Sohn Christian fühlen sich sichtlich wohl in ihrem mehrere Hektar großen Reich im und am Walderseer Birnbaumweg. "Ich habe von Anfang an nichts anderes gesehen und kennen gelernt", erzählt Rudolf Göricke. Also machte er erst eine Lehre in der Baumschule und sattelte dann noch ein Studium in Obstanbau obendrauf. Mitte der achtziger Jahre übernahm er dann den elterlichen Betrieb, in der dritten Generation, für den vor genau 80 Jahren sein Großvater und dessen Bruder den Grundstein legten.

Die Baumschule Göricke ist seitdem fest in Familienhand. Nur der Standort war mal zwischenzeitlich ein anderer. "Wir waren auch mal eine Zeit lang direkt im Ort", berichtet Göricke Senior. Doch da, wo alles anfing, im Walderseer Birnbaumweg, dort werden seit 1989 auch wieder die Geschäfte geführt.

Mittlerweile beherbergt die Baumschule ein großes modernes Gartencenter mit einer Verkaufsfläche von 8 000 Quadratmetern. Rein äußerlich erst mal nicht von einem der vielen Gartencenter der großen Baumarktketten zu unterscheiden, legen Senior und Junior Göricke viel Wert darauf anders zu sein. "Während ein Baumarkt im Schnitt zwei verschiedene Apfelsorten anbietet, haben wir eine

Auswahl von rund 30", unterstreicht Christian Göricke. "Wenige Sorten Rosen dort, mehr als 100 Sorten bei uns", ergänzt Vater Göricke. Man muss sich heute schon was einfallen lassen, um aus der Masse herauszustechen. Leicht war es zu kaum einer Zeit für den Familienbetrieb. In der DDR war es schwierig an die Unterlagen für die Züchtungen zu kommen.

"Man hat das zwar bestellen können, aber ob man das auch wirklich bekam, war nicht klar. Da hatten die volkseigenen Produktionen Vorrang", erinnert sich Vater Göricke. Genauso war das mit der Technik. Wenn die Kontingente erschöpft waren, gingen die privaten Unternehmer immer leer aus. "Das hieß dann eben zum Beispiel, die Bäume mit dem Spaten zu roden."

Seit kurz nach der Wende ist der Konkurrenzdruck durch die großen Baumarktketten groß. "Früher waren Frühling und Herbst die Höhepunkte im Verkauf und der Produktion", erinnert sich Rudolf Göricke. "Heute wird das ganze Jahr über produziert und viel mehr Ware zum Verkauf angeboten", sagt Christian Göricke. Also wird produziert und veredelt, was die Kapazitäten hergeben. Unter anderem rund 10 000 Obstbäume, 6 000 Rosen, 10 000 Sträucher und Koniferen, einige Tausend Weihnachtsbäume sowie rund 7 000 Balkonpflanzen bietet die Baumschule in Waldersee zum Verkauf. Fast alles davon ist aus eigener Produktion.

Auch große Rückschläge andern daran nichts. 2002, als das Hochwasser Waldersee überschwemmte, stand auch im Büro der Baumschule 14 Tage das Wasser bis kurz unter der Decke. Fast der gesamte Bestand wurde vernichtet. Es entstand ein wirtschaftlicher Totalschaden. "Da wussten wir die erste Zeit wirklich nicht, was wir machen sollen", sagt Rudolf Göricke. Mit viel Unterstützung aus dem Ort, bauten Görickes ihr Unternehmen wieder auf.

Doch der Blick ging und geht stets nach vorn. "Man ist fast ausschließlich an der frischen Luft, macht sein Hobby zum Beruf und kann sich damit auch noch ernähren", zieht Göricke Senior, heute 57, eine positive persönliche Bilanz zum 80-jährigen Bestehen am Samstag. Sein Sohn, studierter Landschaftsarchitekt, und seit Februar dieses Jahres im elterlichen Betrieb beschäftigt, wird langsam für die Unternehmensführung in vierter Generation vorbereitet. "Ich will die Firma weiter am Markt halten und damit die Arbeitsplätze unserer sechs Mitarbeiter sichern." Dafür will Göricke Junior unter anderem das Angebot an Weihnachtsbäumen erweitern und mit neuen Rosenzüchtungen glänzen. Am Samstag wird aber erstmal gefeiert.