Dessau: Band liefert Filmmusik

Montag, 4.30 Uhr, waren die Tonaufnahmen fertig. "Ein tolles Studio, ein professioneller und superschneller Tontechniker", sagt Bandmitglied Torsten Scharwächter über seinen populären Musiker-Kollegen convex.

Komponist, Texter und Keyboarder Scharwächter besprach sich Montagmittag kurz mit einem Musiker-Kollegen und gab schließlich bekannt: "Noch heut' Nacht" heißt der Titel, der das Finale des Films "Wohin mit Vater" temperamentvoll und optimistisch begleiten wird. Am Mittwochabend stand die Band vor den Kameras auf einer Bühne im Schwabehaus-Hof, mit zahlreichen Komparsen als Zuschauer.

"Es ist einfach verrückt", fasst Scharwächter zusammen, was sich in seinem Leben in dem noch jungen Jahr 2009 schon alles ereignet hat. Unter anderem als Tanzmusiker und Gestalter von Jugendweihe-Programmen mit kleinen Theaterstücken verdient er sich seine Brötchen. Die von ihm vor Jahren produzierte Oben-ohne-Gruppe "Naked" war eine deutschlandweit Aufsehen erregende Episode, über die er heute nicht mehr so gern spricht.

Im Januar suchte sich der 42-Jährige sechs gestandene Musiker "die so ticken wie ich" und gründete die Band "Max Mustermann". Ihre Erfahrungen aus Gruppen wie "Jazzfeel", "Accustic Jam", "Simple Sing" und "Bangrantisio" zeigten Wirkung: Schon in den ersten Wochen wurde die Band viel nachgefragt, und ihr Ruf drang sogar bis zur Firma Network Movie nach Köln, die den Film "Wohin mit Vater" mit Anna Loos , Dieter Mann und Hans-Jochen Wagner in den Hauptrollen im Auftrag des ZDF produziert (die MZ berichtete). Wenn schon in Dessau gedreht wird, so sollte die Musik auch von einer hiesigen Band kommen. Bedingung: Sie muss deutsch singen und für den Film zwei eigene Titel beisteuern, die zum Thema passen. All das kann "Max Mustermann". Vor drei Wochen hat Scharwächter das Drehbuch bekommen. Seitdem haben er und seine Musiker-Kollegen manche Nacht nicht geschlafen.

In dem Film geht es um ein Geschwisterpaar, das seinen kränkelnden Vater in Obhut geben muss. Auch eine nicht legale Lösung wäre Bruder und Schwester recht; denn eine Heimunterbringung für den Vater kommt für sie nicht in Frage. Auf ihrer Suche nach einer Betreuung werden sie mit Personalmangel und illegal beschäftigten Hilfskräften konfrontiert, bis ihnen jemand einen jungen Pfleger empfiehlt. Der ist Schlagzeuger, und als die Geschwister ihn finden, spielt er mit seiner Band gerade die melancholische Rockballade "Wohin mit dir?", den ersten von Torsten Scharwächter und seiner Partnerin Susann Schellenberg für den Film geschaffenen Titel.

Den zweiten, "Noch heut' Nacht", haben am Mittwoch Michaela Kutschbauch (Gesang), Thomas Passek (Gesang, Percussion), Mario Rothe (Gesang, Gitarre), Torsten Scharwächter (Keyboards) und René Kutschmann (Bass) als Band "Max Mustermann" mit Bravour auf der Filmbühne im Schwabehaus performt. Nur Schlagzeuger Sebastian Pilch war etwas traurig. Ihn ersetzte Johannes Richard Voelkel, der den jungen Pfleger spielt. Doch Voelkel hat "Max Mustermann" Pilch alle Ehre gemacht, war der Schauspieler (u.a. "Alarm für Cobra 11) doch tatsächlich mal Schlagzeuger und hat für den Film vorsichtshalber noch einige Unterrichtsstunden genommen.

"Jetzt schlafe ich erstmal drei Tage lang", meinte Keyboarder Torsten Scharwächter erschöpft, als am Mittwoch tief in der Nacht im Schwabehaus die letzte Klappe fiel. Ob daraus etwas wird, ist nicht sicher; denn "Max Mustermann" hat einen fast noch tintenfeuchten Plattenvertrag mit EMI in der Tasche. Das Platten-Label möchte eine CD mit den Filmmusiken herausbringen. Die Dreharbeiten in Dessau werden am Donnerstag beendet. Ein Sendetermin steht noch nicht fest.