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Dessau 05 Dessau 05: Holger Koppeng kehrt zurück zu den Wurzeln

Von frank harnack 25.07.2013, 07:18
Handballer Koppeng.
Handballer Koppeng. sebastian Lizenz

dessau/MZ - Der Urschrei hallt wie Donnerknall durch den gesamten Schillerpark. Die etwas mehr als 100 Zuschauer auf der Tribüne des Stadions schrecken hoch. So etwas war hier schon lange nicht mehr zu hören gewesen. Die Insider nennen die genaue Zahl.

Vom Fuß- zum Handballer

Exakt drei Jahre nicht. 2010 verließ mit Holger Koppeng exakt jener Spieler die 05er, der am Sonntag im Testspiel gegen Piesteritz (0:2) sich so laut und vernehmlich bemerkbar gemacht hatte. „Fußball ist für mich Emotion pur. Ohne geht es nicht“, sagt der 30-Jährige lächelnd, auf die Szene angesprochen.

Er wirkt zufrieden mit sich, dieser Holger Koppeng, der vor drei Jahren 05 in Richtung Zerbst verließ und ein Jahr darauf sogar der Sportart Fußball Adieu sagte. Fortan versuchte er sich in der zweiten Mannschaft des Dessau-Roßlauer HV als Handballer. „Ich wohnte damals direkt neben der Anhalt-Arena, hatte durch meine Meisterschule auch nicht mehr so richtig Zeit für Fußball, wollte aber aktiv bleiben“, erzählt er. Als Linksaußen und Kreisläufer des DRHV II wurde er Landespokalsieger und schaffte den Aufstieg in die Sachsen-Anhalt-Liga. Beides steht ihm bei Dessau 05, für das er bereits schon einmal sieben Jahre lang gespielt und in dieser Zeit alle Höhen (Aufstieg) und Tiefen (Insolvenz) mitgemacht hat, möglicherweise erst noch bevor.

Zurück zu den Wurzeln

Dass er jetzt wieder Fußball spielt, hat wie sein Wechsel zum Handball zeitliche Gründe. „Ich habe meine Meisterschule beendet und damit wieder genügend Zeit für Fußball. Und ich spiele auch lieber Fußball als Handball“, erklärt er. Als der Entschluss, wieder zu kicken, feststand, gab es auch kein langes Überlegen, zu welchem Verein es gehen sollte. „Meine Familie und ich haben uns bei Dessau 05 immer sehr wohlgefühlt. Für mich ist das ein Zurück-zu-den-Wurzeln. Meine Frau hat sich auch gefreut, dass es zu 05 zurückgeht“, sagt er. Mehr Begründung braucht es da wohl nicht, auch wenn jetzt wieder „die anderen Spielregeln gelten“, wie Ehefrau Sabine zu Töchterchen Lily am Rande des Piesteritz-Spiels leise sagte. Diese war unterdessen winkend sehr bemüht, die Aufmerksamkeit des bei „gefühlten 50 Grad“ auf dem Platz schwitzenden Papas zu erlangen.

Trainer ist zufrieden

Doch dieser ließ sich nicht ablenken. Testspiel oder nicht, seinen Gegenspieler ließ Koppeng nicht aus den Augen. „Ich bin froh, dass ich so einen Rechtsverteidiger habe“, sagt Trainer Marcus Jeckel, der Koppeng nach dessen Rückkehr ins Team wieder auf dessen alte Position stellte. „Nach so langer Pause schiebt man einen Spieler nicht auf eine andere Position“, sagt Jeckel, der mit der Leistung von Koppeng zufrieden ist. „Man sieht die Qualitäten, die er hat“, so der Trainer.

Fußball spielen wie Fahrrad fahren

Koppeng selbst sieht sich selbst natürlich durchaus kritisch. „Manchmal denke ich bei der Deckungsarbeit noch zur sehr wie beim Handball, aber noch zwei, drei Spiele, dann ist das auch vorbei“, meint er. Natürlich war er vor seiner Rückkehr etwas aufgeregt. „Aber Fußball spielen ist wie Fahrrad fahren. Das verlernt man nicht.“ Für ihn ist wichtig, dass er sich ausschließlich auf das Fußballspielen konzentrieren kann. Und Spaß soll es machen. Der ging ihm beispielsweise verloren, als 05 im Jahr 2006 in die Oberliga aufgestiegen war. „Da ging es doch nur noch ums Geld.“ Jetzt hat er wieder Spaß. Wie am Sonntag zu hören war.

Worum ging es bei diesem Urschrei eigentlich? Koppeng hatte nichts weiter gemacht als einen Schuss des Piesteritzers Ladislav Steffke aus verheißungsvoller Position zur Ecke abgelenkt. Vielleicht ein Tor damit verhindert. „Über so etwas muss sich eine Mannschaft auch freuen können“, sagt er.