Das Jawort gibt es in der Heimat
Halle/MZ. - Prinz ist, verschwieg er zunächst auch. "Das ging in der ersten Zeit vollkommen an mir vorbei", lacht die 30-Jährige. Inzwischen hat sie die ganze adlige Verwandtschaft kennen gelernt. Am Wochenende kamen wieder alle zusammen. Dagmar Ruffershöfer heiratete in der Wörlitzer Kirche James von Anhalt, Enkel von Joachim Ernst von Anhalt und Sohn von Prinzessin Anna-Luise (1933-2003) und Thomas Beverly Birch.
90 Jahre hat es gedauert, bis ein von Anhalt wieder in der Heimat vor einen Traualtar trat. Zuletzt geschah dies 1916, als Joachim von Preußen die 17-jährige Marie Auguste von Anhalt heiratete. Solche Geschichten erzählen auch dem 39-jährigen James von Anhalt die kundigen Dessauer, die sich in der Geschichte des Adelshauses zuweilen besser auskennen als der Neffe des Chefs des Hauses Anhalt Askanien, Prinz Eduard von Anhalt.
Gerne und nun auch mit seiner jungen Frau besucht James von Anhalt den Onkel in Ballenstedt. "Auch weil meine Familie hier ihre Wurzeln hat, entschloss ich mich, nach Deutschland zu gehen", sagt der 39-Jährige, der in den USA aufwuchs und dort acht Jahre für die amerikanische Luftwaffe arbeitete. Vor mehr als zehn Jahren fasste der Computer-Spezialist - u. a. Programmierer für Ego-Shooter wie Warcraft, Diabolo und Quake - in Bayern Fuß. Die Region Anhalt ist seitdem oft Besuchsziel. "Früher war Anhalt für mich ein fernes Land, sehr abstrakt. Ich kannte es nur aus den Erzählungen meiner Mutter. Seit ich in Deutschland bin, ist es sehr viel greifbarer geworden", erzählt James von Anhalt. Noch immer ergreife ihn ein besonderes Gefühl, wenn er Ballenstedt besucht, als erstes hinauf zum Schloss geht und überlegt, dass eben dort vielleicht auch der Großvater einmal stand.
Holt ihn hier in der Region die eigene Familiengeschichte an vielen Orten ein, so kam James von Anhalt in den USA gänzlich unberührt vom Adelstitel durch die Jugend. "Meine Mutter hat unsere Privatsphäre sehr geschützt", sagt er. "Ich blieb immer unerkannt. Das klingt relativ langweilig, aber ich bin ganz normal aufgewachsen. Jeder hat doch seine Familiengeschichte und seinen Stammbaum. Andere sind vielleicht nur nicht so gut dokumentiert wie unserer."
Solche Akribie bringt immerhin ans Licht, dass der 39-Jährige sieben Ur- vor den Enkel setzen kann, um beim Alten Dessauer zu landen. Dessen Doppelgänger lernte das Paar beim Leopoldsfest in diesem Jahr kennen. "Diese Feier hat uns sehr gut gefallen", meinen beide. Ganz sicher wollen sie deshalb auch im kommenden Jahr wieder mit dabei sein.